Kuessen gut, alles gut
Hand leicht und ließ den Arm sinken. »Meine Güte, sind Sie ein hübsches Ding.«
»Herrgott«, murmelte Beau.
»Nicht fluchen, Sohn. Du weißt doch, dass ich in meinem Haus keine Flüche dulde.«
Stella warf einen Blick auf den Miesepeter an ihrer Seite und sah wieder seine viel zugänglichere Mutter an. »Sie haben ein schönes Haus, Naomi.«
»Ach, es ist das reinste Museum«, winkte sie ab. »Aber wir bewirten oft Mikes Krankenhauskollegen und richten Wohltätigkeitsveranstaltungen aus.«
Stella war zwar noch nie auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung gewesen, steckte aber an Weihnachten immer Geld in die Sammelbehälter der Heilsarmee.
»Haben Sie Hunger?«, fragte Naomi, die einen Schritt zurücktrat.
Beau hob Stellas Sporttasche wieder auf. »Ich sterbe vor Hunger.«
»Du bist schon hungrig auf die Welt gekommen.« Sie wandte sich ab, und sie folgten ihr durch einen Raum mit griechisch angehauchten Säulen und einem massiven Kamin. »Ich habe einen wunderbaren Garnelen-Avocado-Salat, Krabben-Ceviche und gekühlten Lachs mit Dillsoße für euch vorbereiten lassen.«
Klang lecker in Stellas Ohren. Sie liebte Ceviche. Egal ob mit Krabben oder Gurken.
»Kalten Fisch?«, beschwerte sich Beau. »Und sonst nichts?«
»Natürlich. Wunderbares Fladenbrot.«
»Weiberfraß?« Er grummelte etwas, das verdächtig nach einem Fluch klang. »Ich bin doch keine von deinen Weltverbesserinnen.«
»Das ist gesund fürs Herz.«
»Mein Herz ist gesund genug.«
»Dein Herz kann nie gesund genug sein.« Sie öffnete eine Flügeltür aus Glas und trat auf eine Veranda, von der man einen atemberaubenden Blick auf den Golf von Mexiko hatte. »Erst letzte Woche kam ein dreißigjähriger Mann ins St.-Joseph’s-Krankenhaus, der eine Stenose des Hauptstammes der linken Herzkranzarterie hatte.«
Stella atmete die frische Luft ein, die vom Golf von Mexiko zu ihnen heraufwehte. Sie kannte niemanden, der so lebte. Selbst Sadie mit ihrem vielen Geld lebte bestimmt nicht so.
»Meinem Herzen geht es gut, und ich will rotes Fleisch.« Er ließ ihr Gepäck einfach an der Tür fallen. »Blutig.«
Naomi lief zu einem Tisch, auf dem knallrote Servierplatten und Körbe mit Brot standen, und gab vor, ihren Sohn nicht zu hören. »In einem Artikel, der in Mikes American Heart Association Journal erschienen ist, habe ich gelesen, dass Menschen mit Blutgruppe A, B und AB ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen haben. Dein Bruder und du haben Blutgruppe A. So wie William.«
»Als ich zuletzt mit Dad gesprochen habe, klang er kerngesund.« Beau nahm sich einen großen Teller und belud ihn mit Essen.
»Das Ceviche ist fantastisch«, sagte Naomi zu Stella, als auch diese sich einen Teller nahm. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Sohn. »Jeder klingt kerngesund, bis ihn der ›Witwenmacher‹ erwischt.« Sie griff nach einer Flasche Wein, die in einem silbernen Eiskübel kalt gestellt war. »Pinot?«
»Sehr gern«, antwortete Stella, während sie sich einen Löffel Garnelen-Avocado-Salat auf den Teller tat. Dabei stieß sie mit dem Ellbogen an Beaus Unterarm, der sich prompt neben ihr verkrampfte, als hätte sie einen Fauxpas begangen. Seine Mundwinkel verzogen sich unwillig. »Das sieht wunderbar aus, Naomi.« Sie häufte sich einen anständigen Berg Ceviche und ein Stück Fisch auf den Teller und beschloss, nicht einmal zu versuchen, ihn zu verstehen. Sie schnappte sich ein großes Stück Brot und folgte Beau an einen kleinen schmiedeeisernen Tisch mit Glasplatte, der mit Stoffservietten und silbernem Essbesteck gedeckt war. Ein gestreifter Sonnenschirm spendete Schatten, und Stella nahm dem Mann gegenüber Platz, der mit nur einem Schlag auf Rickys Kinn ihr Leben verändert hatte. Sie kannte Beau noch keine vierundzwanzig Stunden, und doch saß sie hier, auf der Veranda einer millionenschweren Villa, aß mit ihm und seiner Mutter »Weiberfraß« und fühlte sich erstaunlich wohl dabei. Sicherlich, sie fühlte sich fehl am Platz, aber sie war weder nervös noch panisch. Vielleicht lag es daran, dass Naomi entspannt und gastfreundlich war und die Liebenswürdigkeit in Person zu sein schien. Im Gegensatz zu ihrem Sohn, der eher wie ein mit Mühe in Schach gehaltener Orkan wirkte. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sie sich in den letzten vierundzwanzig Stunden wie betäubt gefühlt hatte. Wie die Überlebende eines Zugunglücks, die infolge des traumatischen Schocks den Schmerz einer großen klaffenden Wunde
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