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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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befreit. Eine Unabhängigkeit von unmöglich hohen Erwartungen genossen, wie sie sein Bruder bei den Teams niemals genießen sollte. Unabhängig davon, dass Blake als Navy SEAL doppelt so gut gewesen war als sein Vater je zuvor.
    Bis zu jenem Morgen vor acht Monaten hatte er geglaubt, ganz anders zu sein als sein alter Herr. Klar, es gab für ihn kein schöneres Gefühl, als einen Adrenalinschub zu bekommen. Er liebte Geheimmissionen und gut platzierte Kugeln. Und klar hatte er es überall auf der Welt mit vielen verschiedenen Frauen getrieben. Ein paar Beziehungen hatte er auch geführt, aber verheiratet war er nie gewesen. Hatte keine Familie, die er zerstören konnte. Brauchte nicht den Abscheu in den Gesichtern seiner Frau und seiner Kinder zu sehen, weil er wieder einmal belanglosen Sex mit einer Frau, die ihm nichts bedeutete, gehabt hatte.
    Er musste nur sich selbst ins Gesicht sehen und hatte nie Abscheu für den Mann empfunden, der ihn aus dem Spiegel anblickte. Jedenfalls nicht bis zu jenem Morgen vor acht Monaten. Vielleicht wurde er langsam alt. Vielleicht lag es an seinem neuen Leben als Zivilist. Vielleicht auch an seiner Mutter, die ihm ständig in den Ohren lag, dass sie sich Enkel wünschte. Was es auch war, er wollte mehr. Mehr als belanglosen Sex mit Frauen, die ihm nichts bedeuteten.
    Er wusste, dass viele Männer nicht verstanden, warum das sexuelle Enthaltsamkeit bedeutete. Sein Bruder verstand es jedenfalls nicht. Verdammt, Beau verstand es selbst nicht so ganz, doch er machte keine halben Sachen. Wenn er sich etwas vornahm, zog er es auch durch. Wenn er das nächste Mal Sex hätte, dann mit der Frau, die er bis an sein Lebensende lieben wollte. Eine Frau, die reif war. Gelassen. Die sich in ihrer Haut wohlfühlte. Mit sich selbst im Reinen war. Allerdings nicht allzu romantisch, weil er selbst kein Romantiker war. In seinem Alter ging er davon aus, dass sie schon Kinder hätte. Da er kinderlieb war, erhoffte er sich zusätzlich noch ein paar eigene.
    Eine Frau, die Sex mochte, damit er nie wieder darauf verzichten müsste. Er hatte irgendwo gelesen, dass es nach längerem Verzicht immer leichter würde. Das konnte er nicht bestätigen. Vielleicht dachte er nicht mehr ganz so oft an Sex wie früher, aber wenn er es tat, war sein Trieb noch genauso stark. Er hatte nur ein paar Tricks gelernt, sich davon abzulenken. Das Drehbuch umzuschreiben. Er vermied es, mit Frauen allein zu sein, und wenn das nicht ging, unterband er jeden sexuellen Gedanken, der ihm eventuell kam. Ob es der konkrete Gedanke an Geschlechtsverkehr war oder nur das Sinnieren über einen drallen Hintern in Booty-Shorts aus Leder.
    Er warf einen Blick auf die Frau auf dem Beifahrersitz. Sonnenlicht fiel durch die getönten Fenster und leuchtete auf ihrem schwarzen Haar, das sich über ihren Arm ergoss. Ein angenehmer Luftzug aus den Lüftungsschlitzen im Armaturenbrett fuhr unter ein paar Strähnen und wehte sie um ihren Hals. In einer Hand hielt sie locker ihr iPad; die andere lag mit der Handfläche nach oben auf ihrem Schoß. Der sanfte Luftzug, der ihre Haarsträhnen hochwehte, spielte aufreizend mit dem Rocksaum ihres blauen Kleids über ihren sonnengebräunten Schenkeln.
    Was für eine Frau stieg zu einem fast Wildfremden in den Wagen und schlief seelenruhig ein? Beau richtete den Blick wieder auf die Schnellstraße, die sich wie ein graues Band vor ihm erstreckte. Entweder war sie zu vertrauensselig, hatte keine Alternativen, oder sie war bekloppt. Vielleicht auch alles drei.
    Was auch immer ihr Beweggrund war, er war jedenfalls verdammt erleichtert gewesen, als er gesehen hatte, wie sie mit Rucksack und Sporttasche die Betontreppenstufen geradezu hinabgeflogen war. Sein Plan war zwar simpel und leicht zu befolgen gewesen, aber Zivilisten waren unberechenbar, und das Letzte, was er gewollt hatte, war, Zeit zu verlieren, indem er die Treppe hätte hinaufrennen und an die verschlossene Tür hätte hämmern müssen. Das Letzte, was er gewollt hatte, war, sich mit den Gallo-Brüdern auseinanderzusetzen, weil Stella Leon keine Befehle befolgen konnte.
    Er hob die Hand vom Lenkrad und sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach drei, und er war erschöpft. Er hatte in den letzten drei Tagen nur wenig geschlafen und ging auf dem Zahnfleisch.
    In seinem Leben hatte es eine Zeit gegeben, in der er tagelang mit nur wenig Schlaf auskam. In der er dem Feind aufgelauert und sich im Dunkeln, auf Hausdächern oder hoch oben im Hindukusch

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