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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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versteckt hatte. Doch diese Zeit lag hinter ihm. Er war jetzt achtunddreißig und seit Jahren nicht mehr im Corps. Lange genug, um sich an den Luxus gewöhnt zu haben, mehr Schlaf zu bekommen als nur drei Stunden zwischendurch.
    Über das Geräusch der Klimaanlage hinweg strichen ein verschlafener Seufzer und ein leises »Mmmm« über seine Haut und lenkten seine Aufmerksamkeit wieder auf den Sitz neben ihm. Verschlafene Augen mit dem Blau der Lagune von Bora Bora blickten ihn aus Stellas wunderschönem Gesicht an. »Ich bin eingenickt.« Schläfrigkeit und Verwirrung verwandelten ihre Stimme zu einem sinnlichen Flüstern. Ein Flüstern, wie er es seit acht Monaten nicht mehr gehört hatte.
    »Etwa vor einer Stunde.«
    Sie streckte ihre nackten Beine und spähte durch die Frontscheibe. »Wo sind wir?«
    Acht lange Monate, seit er mit den Händen an nackten Beinen hinaufgestrichen war und seinen Mund auf einen weichen Hals gelegt hatte. »Südlich von Tampa.«
    »Wohin fahren wir?«
    Acht Monate, seit sein Mund weiter nach unten geglitten war und … Himmel. Das war schon das zweite Mal. Das zweite Mal, seit sie in den Wagen gestiegen war. Er machte ein finsteres Gesicht und räusperte sich. »Nach Tampa.«
    »Warum nach Tampa?«
    »Meine Mutter und Dr. Mike leben in Tampa.«
    Zwei Jahre nachdem Blake und er zu Hause ausgezogen waren, hatte seine Mutter alle schockiert, als sie sich endlich aufraffte und seinen Vater verließ. Ein Jahr vor ihrem vierzigsten Geburtstag war Naomi zurück an die Uni gegangen und hatte ihr Diplom in Gesundheitswesen und Krankenpflege gemacht. Sie war nach Tampa gezogen und hatte den prominenten Herzspezialisten Dr. Mike Crandall kennengelernt, mit dem sie inzwischen schon zehn Jahre verheiratet war. Und zwar glücklich, soweit Beau es beurteilen konnte.
    »Wollen Sie mich etwa auf Ihre Mutter abwälzen?«
    Er warf ihr einen Blick zu und sah wieder auf die Straße. Darauf war er gar nicht gekommen, aber die Idee hatte was für sich. Das würde immerhin sein Problem lösen, wo er sie parken sollte, bis er wusste, was er mit ihr anfangen sollte. Eigentlich war sie gar nicht sein Problem. Blake trug viel eher Verantwortung für sie als er. Und wenn er beschloss, sie ein paar Tage auf seine Mutter »abzuwälzen«, war es ja nicht so, als steckte er sie in ein Billighotel.

FÜNF
    Es war eine Villa. Mit einem Fahrstuhl in der Garage und zwei standesgemäßen Mercedes nebst einer Reihe von Oldtimern.
    »Ich sterbe vor Hunger«, sagte Beau, als sie aus dem Fahrstuhl traten. Dabei streifte sein Arm ihren, und sie spürte seine warme Haut und seine harten Muskeln. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund wirkte die Berührung dieses Fremden beruhigend auf ihren rebellierenden Magen. Etwas, das ihr in der bedrohlichen Welt, in der sie heute Morgen aufgewacht war, Sicherheit gab. Ihre Stiefelabsätze klapperten im selben Rhythmus, während die beiden durch einen kurzen Flur in eine riesige Küche liefen. »Sie auch?«
    Sie hatte zum Frühstück nur einen Bagel gegessen, und ihr Magen knurrte schon seit einer Stunde. Sie nickte stumm, da dies eine der wenigen Gelegenheiten in ihrem Leben war, dass es ihr die Sprache verschlug. Alles hier war in Weiß gehalten, aus glänzend weißem Marmor wie im Museum. Solche Häuser kannte Stella nur aus Zeitschriften oder aus dem Fernsehen. Sie war noch nie im Leben in einer geschlossenen Wohnanlage gewesen und fühlte sich ziemlich deplatziert. Sie war bemüht, den Marmorfußboden nicht mit ihren schwarzen Schuhsohlen zu verschandeln.
    »Meine Mutter kennt unsere voraussichtliche Ankunftszeit.« Beaus Stimme schien eine Art Echo zu haben, aber vielleicht waren es auch nur ihre Nerven, die zum Zerreißen gespannt waren. »Sie hat sicher etwas für uns vorbereitet.«
    Stella lief neben Beau vom hinteren Teil zum vorderen Teil des Hauses. Viele ihrer Verwandten arbeiteten für Leute, die in solchen Häusern lebten. Stellas Mutter und ihre Großmutter nicht, doch sie hatten es mit Sicherheit getan. Vor Stellas Geburt. Bevor Marisol das uneheliche Kind eines reichen Mannes geboren und Geld dafür bekommen hatte, sich von ihm fernzuhalten. »Sie weiß, dass Sie mich dabeihaben?«
    »Natürlich.«
    Natürlich. Das war alles. Kein beruhigendes »Das ist kein Problem, Stella. Entspannen Sie sich.« Schon vor Jahren war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass die Leute etwas Zeit brauchten, um Geschmack an ihr zu finden. Dass sie eher Schnaps war als Cognac. Was für sie in Ordnung

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