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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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tropfte, würde sie ihn killen.
    Er sah sie durch seine verspiegelte Sonnenbrille an und richtete den Blick wieder auf die Schnellstraße. »Das sind biologisch abbaubare Stoffe.«
    »Es ist trotzdem Umweltverschmutzung.«
    Er schüttelte den Kopf, während er wieder auf den Knopf drückte, um die Scheibe hochzufahren. »In Anbetracht der Hitze, der Luftfeuchtigkeit und der vielen Male, die diese Apfelkerne überrollt werden, werden sie innerhalb weniger Tage vollständig verwesen. Und wenn nicht, werden sie von Tieren weggeschleppt.«
    Ihr fiel die Kinnlade herunter. »Du lockst Tiere auf die Schnellstraße?«
    Als Antwort kam nur ein leichtes Zucken mit einer kräftigen Schulter. Sein schwarzes Polohemd entsprach seinem schwarzen Herzen.
    »Dagegen gibt’s bestimmt ein Gesetz.«
    »Bestimmt.« Er griff nach seinem Kaffee im Getränkehalter und trank ein paar große Schlucke. »Dann müsste man allerdings fast jeden festnehmen. Willst du das?«
    »Natürlich nicht. Ich finde nur nicht, dass du unschuldige Tiere in den sicheren Tod locken solltest.«
    »Versuchst du wieder, lustig zu sein?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein.« Manche Sachen waren einfach nicht lustig. Zum Beispiel der sichere Tod von unschuldigen Tieren.
    Lachend stellte er seinen Becher auf sein Knie. »Jammerschade. Denn diesmal bist du echt lustig.«
    Stella runzelte die Stirn und konzentrierte sich wieder auf den Highway, der von einem grasbewachsenen Mittelstreifen unterteilt war. Rechts und links säumte ein dichter Kiefernwald die Straße, und tatsächlich, auf dem Seitenstreifen lag ein lebloses graues Häuflein. »Sieh nur«, bedeutete sie ihm. »Ein armes kleines Opossum. Von unwiderstehlichen Apfelkernen in den Tod gelockt.«
    »Das ist kein Opossum. Sieht aus wie ein Nackenkissen.«
    »Oh.« Als sie vorbeizischten, sah sie genauer hin und ärgerte sich grün und blau, dass er wahrscheinlich recht hatte. Nicht dass ihr ein totes Tier lieber gewesen wäre, aber … »Umweltverschmutzung ist schäbig, ob es sich um biologisch abbaubare Stoffe oder um ein weggeworfenes Nackenkissen handelt.«
    »Vielleicht ist das Kissen nur irgendwem hinten rausgefallen, und der hat es erst bemerkt, als er wieder zu Hause war. Und jetzt ist er angeschmiert, weil er kein Kissen, dafür aber einen steifen Hals hat.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Natürlich kann es aber auch sein, dass es einen unwiderstehlichen Apfelkern gesehen hat und todesmutig in den sicheren Tod gesprungen ist.«
    Sie warf Captain Klugscheißer einen Blick zu. »Du bist heute Morgen ungewöhnlich mitteilsam.«
    »Du kennst mich nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob ich ungewöhnlich mitteilsam bin.«
    Das stimmte allerdings. »Aber ich kenne dich gut genug, um deine mürrische Seite zu vermissen.« Was hingegen nicht stimmte.
    Er warf ihr einen Blick zu und sah wieder auf die Interstate. »Ich bin nicht mürrisch.« Er wechselte auf die rechte Fahrspur und ließ seine freie Hand unten auf das mit Leder überzogene Lenkrad sinken. »Jedenfalls nicht im Normalfall. Aber du bist ganz schön nervig.«
    »Ich?« Sie deutete mit ihrem Plastikkaffeebecher auf sich. »Ich bin nervig?«
    »Das kann dir doch nicht neu sein.« Er stellte seinen Kaffee wieder in den Halter zurück. »Das muss dir doch schon mal jemand gesagt haben.«
    »Nein. Aber ich habe auch noch nie jemanden getroffen, der so unverschämt ist wie du.«
    »Das ist Schwachsinn. Du bist Barkeeperin.«
    Sie hatte es tatsächlich mit so einigen echt widerwärtigen Säufern zu tun gehabt. »Nein. So unverschämt wie du war keiner.«
    »Ich nenne es lieber offen und ehrlich.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leisen Lächeln.
    »Ich nenne es unverschämt.«
    »Aus dieser Meinungsverschiedenheit kann man was lernen.«
    Sie schob sich ihre Sonnenbrille in die Haare. »Und wer soll daraus was lernen? Ich oder du?«
    »Du, Boots.«
    »Ich trage Flip-Flops.«
    »Boots nennt man einen neuen Rekruten.« Er sah sie an und grinste, als wäre jetzt er rasend komisch. »Wieder was dazugelernt. Vielleicht solltest du mich Staff Sergeant Junger nennen.«
    »Du bist Sergeant?« Natürlich war er das.
    »Erstes Bataillon, Fünfter Marineinfanteriezug.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Und was wollten Sie mir gestern Nacht im Pool beibringen, Sergeant Junger?«
    »Das gestern war keine gute Idee.« Sein Lächeln erstarb, und er blickte wieder auf die Straße. »Wir sollten vergessen, dass das passiert ist.«
    »Ach ja?«

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