Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
unangenehm, den beiden zu erzählen, dass Simon glaubte, immer unterwegs sein zu müssen, weil er das als den Preis für seine Gabe ansah. Vor allem, weil sie nicht glaubte, dass das den Kern der Angelegenheit auch nur annähernd traf. Seine Wunde ging tiefer. Wie könnte er vertrauen – wirklich vertrauen – nach allem, was er als Kind durchgemacht hatte? Distanz bedeutete Sicherheit.
„Ich weiß, er ist einsam und sehnt sich nach Zugehörigkeit. Aber er erlaubt es sich einfach nicht.“
„Nach allem, was ihm als Kind zugestoßen ist, überrascht mich das nicht“, sagte Nevada. „Regeln helfen. Sie schaffen Grenzen. Das Letzte, was dieser Kerl will, ist etwas, das er nicht kontrollieren kann. Seine Mutter hatte die Kontrolle verloren,und seht nur, was geschehen ist! Zuwendung ist chaotisch und unberechenbar. Sein Weg bedeutet Sicherheit. Natürlich verpasst er auch viel, aber selbst diese Unannehmlichkeit überrascht ihn nicht. Er weiß, was er zu erwarten hat.“
Sowohl Montana als auch Dakota drehten sich zu ihr um und starrten sie an.
„Was ist?“, wollte Nevada wissen.
„Das war sehr einsichtsvoll“, erklärte Dakota.
„Ich mag zwar keinen Doktor in Psychologie haben, aber wenn es um Beziehungen geht, bin ich nicht ganz dumm.“
„Offensichtlich nicht“, bestätigte Dakota grinsend.
Ein Klopfen an der Tür.
Montana zog sich der Magen zusammen. Sie ging nach vorn und öffnete.
Den dunklen Anzug, das blendend weiße Hemd und die rote Krawatte nahm sie zwar durchaus wahr, was jedoch wirklich ihre Aufmerksamkeit fesselte, waren die Bewunderung und das Begehren in Simons Miene.
„Hi“, begrüßte sie ihn und trat zurück, um ihn hereinzulassen. „Ich bin fertig. Ich muss nur noch meine Tasche holen.“
Simon hielt sie am Arm fest. „Montana“, sagte er mit heiserer Stimme. „Du siehst umwerfend aus.“
„Danke.“
Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, fand sie ihre Schwestern lauschend im Türrahmen stehen.
„Ich hatte auf mehr gehofft“, stellte Nevada fest. „Ich dachte, er wäre völlig überwältigt und würde gleich hier auf dem Sofa Sex mit dir haben wollen.“
„Nicht, wenn ihr beide lauscht.“
„Wir hätten uns hinten rausgeschlichen.“
Montana schob sich zwischen ihnen durch und holte die kleine Handtasche. „Das könnt ihr immer noch.“ Sie grinste. „Übrigens habt ihr seinen Gesichtsausdruck nicht gesehen.“
Dakota lachte. „Verstehe. Also amüsier dich gut. Ruf an und berichte uns in allen Einzelheiten.“
„Wird gemacht“, versprach Montana und kehrte ins Wohnzimmer zurück. „Ich bin so weit.“
„Ich auch“, sagte Simon mit einem Seufzen. „Ich würde zwar viel lieber noch eine Weile hierbleiben, aber wenn wir zu spät kommen, werden sie Verdacht schöpfen.“
Sie dachte daran zu erwähnen, dass ihre Schwestern im Schlafzimmer standen, entschied jedoch, dass er das nicht unbedingt wissen musste. Zudem gab es immer noch ein Später.
„Verschoben?“
„Unbedingt.“
Normalerweise hasste Simon solche Veranstaltungen. Er war nicht der Party-Typ und hatte eine ruhige Unterhaltung lauter Musik schon immer vorgezogen. Allerdings schien diese Benefizveranstaltung besser zu sein als die meisten anderen. Das fing bereits damit an, dass er überraschend viele der Anwesenden kannte.
Die Bürgermeisterin begrüßte sie an der Tür, und auch die meisten Ladys von dem Lunch neulich waren erschienen. Hinzu kam ein großer Teil des Krankenhauspersonals. Dass er neuerlich seine gute Laune wiedergefunden hatte, hatte zur Folge, dass die Krankenschwestern jetzt wieder mit ihm sprachen. Aber der größte Unterschied war Montana.
Noch nie hatte er so eine Veranstaltung in weiblicher Begleitung besucht. Montana war nicht nur die schönste Frau im ganzen Saal, sie besaß auch eine soziale Ungezwungenheit, die dafür sorgte, dass er sich wohler fühlte. Sie kannte jeden nebst Kindern oder Eltern. Sie stellte die richtigen Fragen, lächelte und lachte an den richtigen Stellen.
„Gewiss gibt es vieles in unserer Stadt, das Ihnen gefällt“, sagte eine ältere Frau, die mehr als entschlossen wirkte. „Fool’s Gold hat so viel zu bieten.“
Bevor Simon überhaupt dazu kam, der Schlussfolgerung auszuweichen, schaltete Montana sich ein. „Ich habe ihm die ganze Stadt gezeigt“, erklärte sie leichthin. „Waren Sie in letzter Zeitmal draußen in den Weingütern? Ich glaube, das wird die größte Ernte, die wir je hatten.“ An Simon gewandt fügte sie
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