Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
in einem Behälter mit verdorbenem Hüttenkäse versank, wurde ihr endlich klar, dass sie mit ihren Nachforschungen leicht übers Ziel hinausgeschossen war. Ihr wurde auch klar, dass ihre Verbissenheit genauso viel mit dem Wunsch zu tun hatte, sich einen alten Traum zu erfüllen, wie mit dem Bedürfnis, es Helen mal so richtig zu zeigen. Sie war zehn Jahre lang weg gewesen, und kaum war sie wieder da, fiel sie in alte Verhaltensmuster zurück. Doch diesmal hatte sie nicht vor, irgendwas an Helen zu verlieren.
    Gegen Ende der amateurhaften Studie musste sie neidisch anerkennen, dass Helen ein florierendes Geschäft betrieb, doch das bereitete Delaney kein Kopfzerbrechen. Schließlich hatte sie Helens kaputte Haare gesehen. Sie konnte ihrer alten Rivalin die Kundinnen abspenstig machen – kein Problem.
    Sobald das Darlehen bewilligt war, legte Delaney ihren Schreibblock beiseite und konzentrierte sich auf den Laden. Alles, von der Registrierkasse bis zu den Kaltwellwicklern, war mit einer schmutzigen Staubschicht überzogen und musste gründlich abgeschrubbt und sterilisiert werden. Sie brütete über den Büchern der Vorbesitzerin, doch die Zahlen stimmten nicht mit dem Inventar überein. Entweder war Gloria total unfähig gewesen oder nach ihrem Tod war jemand in den Salon eingedrungen und hatte ganze Kisten voller Haarprodukte herausgeschleppt. Der Diebstahl an sich bereitete Delaney nicht so viel Kopfschmerzen, da sie Glorias Erben die fehlenden Produkte nicht ersetzen musste, und in dem Laden hinkte sowieso alles mindestens drei Jahre hinter dem aktuellen Trend her. Trotzdem beunruhigte sie der Gedanke, dass jemand Zugang zum Salon haben könnte. Ihrer Meinung nach war die Hauptverdächtige natürlich Helen. Einmal eine Diebin, immer eine Diebin, und wer sonst hätte Verwendung für Gegenstände wie Baumwollstreifen, Handtücher und Perückennadeln?
    Man hatte Delaney versichert, dass sie den einzig existierenden Schlüssel für den Vorder- und Hintereingang besaß, ebenso wie den einzigen Schlüssel zur Wohnung darüber. Sie war jedoch nicht überzeugt und rief den einzigen Schlosser in der Stadt an, der ihr versprach, in einer Woche zu kommen. Doch sie lebte in Truly, wo, je nachdem ob gerade Jagdsaison war, eine Woche manchmal einen Monat bedeuten konnte.
    Neun Tage, bevor sie den Laden eröffnen wollte, ließ sie den alten Namen vom Schaufenster kratzen und dafür in goldener Schrift die Worte DER SPITZENLADEN aufmalen. Sie hatte die aktuellsten Produkte auf Lager und im Empfangsbereich neue schwarze Ledersessel. Der Hartholzboden war frisch lackiert und die Wände in strahlendem Weiß gestrichen. Sie hängte glamouröse Fachmessenposter auf und ließ die alten
Spiegel durch größere ersetzen. Als sie fertig war, war sie hochzufrieden und stolz wie Oskar. Es war zwar nicht ihr Traumsalon. Er bestand nicht aus Chrom und Marmor, und es tummelten sich auch keine Topfriseure darin, doch sie hatte in kurzer Zeit viel geschafft.
    Sie stellte sich beim Besitzer von »Bernard’s Deli« an der Ecke und beim T-Shirt-Laden nebenan vor. Und an einem Tag, als sie Nicks Jeep einmal nicht auf dem Parkplatz hinter dem Haus stehen sah, marschierte sie bei »Allegrezza-Bau« hinein und machte sich mit seiner Sekretärin Hilda und seiner Büroleiterin Ann Marie bekannt.
    Zwei Tage vor der Eröffnung gab sie abends im Salon eine kleine Party, zu der sie Lisa, Gwen und alle Freundinnen ihrer Mutter einlud. Sie versandte Einladungen an alle Geschäftsbesitzer in der Gegend, überging »Allegrezza-Bau« und ließ dafür persönlich eine Einladung an »Helens Haarhütte« ausliefern. Zwei Stunden lang war ihr Salon proppenvoll mit Neugierigen, die ihre Erdbeeren aßen und ihren Sekt schlürften, doch Helen kreuzte nicht auf.
    Gwen schon. Sie hatte jedoch nach einer halben Stunde die dämliche Ausrede erfunden, erkältet zu sein, und war gegangen, was nur ein weiterer Ausdruck ihrer Missbilligung war. Doch Delaney hatte schon vor langer Zeit aufgehört, für die Anerkennung ihrer Mutter zu leben, da ihr inzwischen klar geworden war, dass sie sie sowieso nie erlangen würde.
    Am nächsten Tag zog Delaney mit Sack und Pack in die Wohnung über dem Salon. Sie heuerte ein paar starke Männer mit Lkws an, die ihre Möbel aus dem Lager holten und in das kleine Einzimmerapartment schleppten. Gwen prophezeite, dass Delaney im Handumdrehen zurückkäme, doch Delaney wusste, dass dem nicht so war.
    Von dem kleinen Parkplatz hinter dem Salon

Weitere Kostenlose Bücher