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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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meisten von Pawel, meinem Vorarbeiter. Der stammte
aus Schlesien und war ein Schlitzohr. Er hat mich auf die richtige Spur gebracht.
›Szef, du musst nicht selbst arbeiten. Arbeit liebt die Dummen, sagt ein altes Sprichwort.‹
Pawel hatte recht. Erst später habe ich herausbekommen, dass er von meinen Arbeitern
Vermittlungsgebühren abgepresst hat.«
    Ungläubig
verfolgte Stuhr Schneiders Geschichte. Genüsslich sog der an seiner Zigarette, bevor
er mit zwei Fingern Nachschub orderte, ohne sich umzudrehen. »Sie trinken doch einen
Blutsturz mit mir?«
    »Einen Blutsturz?«
Stuhr verstand nicht.
    »Ja, das
rötliche Gesöff. Prosecco mit Martini Rosso. Reinigt die Blutbahnen.« Ohne sich
um Stuhrs Antwort zu kümmern, erzählte er weiter.
    »Ich habe
Pawel zunächst nicht verstanden, denn ich war gewohnt, immer selbst mit reinzuhauen.
Aber dieser Pawel hat mir als Chef die Augen geöffnet. ›Szef, du musst immer behalten
die Übersicht. Ein General muss alles übersehen, er darf selbst nicht kämpfen. Dumme
leben von der Arbeit. Der Kluge lebt von den Dummen.‹ Ich ließ also die Jungs werkeln
und kümmerte mich ausschließlich um meine Geldgeschäfte. Ein weiser Entschluss,
denn seitdem lebe ich im Überfluss.«
    Stuhr sah
ihn zweifelnd an, denn so ganz erschloss sich ihm der Schlüssel zum Reichtum noch
nicht.
    Schneider
bekam seinen Blutsturz wie gehabt über sein Haupt gereicht. Anschließend legte Verena
eine halbe Hafenrundfahrt auf der Terrasse ein, um Stuhr seinen Cocktail fachgerecht
von der rechten Seite zu reichen. Beim Niederknien geriet der Blick auf ihre schönen
Beine außer Sichtweite, dafür schob sich das ausladende Angebot ihrer Brüste in
den Vordergrund, welche nicht einmal von einem Büstenhalter gepusht wurden.
    Schneider
nahm keine Notiz davon, er dozierte weiter über seine Geschäftspraktiken.
    »Nun, ich
will nicht allzu viel aus dem Nähkästlein plaudern, aber mit der Mehrwertsteuer
geht immer etwas. 19 Prozent sind kein Pappenstiel, und Pawel hat mir zusätzlich
Nachhilfe in Punkto Kalkulation gegeben. Immer einfach die eigenen Kosten verdoppeln
zur Preisfindung, und dann einen kleinen Rabatt einräumen.«
    Stuhr schüttelte
ungläubig den Kopf. »Das klingt sehr simpel. Wie ist dieser Pawel denn darauf gekommen?«
    Schneider
nahm einen tiefen Lungenzug. »Pawel hat seine Lehren aus dem Sozialismus gezogen
und immer Gegenleistungen für seine Rabatte eingefordert. Das System funktioniert
genauso im Kapitalismus.«
    Stuhr konnte
kaum glauben, dass Schneider damit durchgekommen war. »Und Ihre Kunden haben anstandslos
bezahlt?«
    Schneider
lachte mit bleckendem Gebiss. »Nein, natürlich nicht. Aber nun konnte ich meinen
Kunden locker entgegenkommen. Teuer, aber kulant. Das hat mir beste Empfehlungen
und viele Folgeaufträge beschert. Meine anspruchsvollsten Kunden waren zufriedengestellt,
weil sie mir etwas abfeilschen konnten. Diese Volksgruppen sind nun einmal so. Ärzte,
Zahnärzte, Rechtsanwälte. Die haben die Kohle.«
    Dem wollte
Stuhr nicht widersprechen. »Dann laufen Ihre Geschäfte ja prächtig.«
    Schneider
lächelte entspannt. »Nein, da habe ich lediglich meine erste Million mit gemacht.
Aber es war mühsam. Ich habe Pawel kurzerhand die Zimmerei geschenkt und bin mit
meinem Kapital in interessantere Wirtschaftszweige eingestiegen. Ab und zu treffen
Pawel und ich uns noch, dann trinken wir ein Fläschchen Wodka und erzählen uns die
skurrilsten Geschichten.«
    Wieder schüttelte
Stuhr ungläubig den Kopf.
    Schneider
rückte jetzt ganz nahe. »Aber passen Sie auf. Wenn Sie Pawel begegnen und bei ihm
eine Holzvilla bestellen, dann stammt im besten Fall lediglich das Holz des gefälschten
Prägestempels aus ökologischen Beständen, denn das Baumaterial für die Holzhütten
kommt aus den Wäldern der Umgebung von Tschernobyl.«
    Stuhr verzog
ungläubig das Gesicht. War das nicht Betrug? »Und welche Geschäfte betreiben Sie
jetzt, wenn ich fragen darf?«
    »Dürfen
Sie, dürfen Sie. Ich habe mich voll und ganz dem Handel in der Energiebranche verschrieben.
Die Politiker zwingen uns ja förmlich dazu, unsere Millionen im Energiebereich zu
verdienen. Es geht nur noch um Papiere und Beratungsleistungen. Keine unliebsamen
Mitarbeiter, keine quengeligen Kunden, keine Regressansprüche mehr. Nur noch schnelle
Geschäfte ohne Vorleistungen. Ihren Namen habe ich leider immer noch nicht verstanden.«
    Nur der
Nachname würde nichts von ihm verraten. Er reichte Schneider die Hand.

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