Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
an die Auftraggeber gegangen, sondern in
die Tasche des Täters gewandert. Eine Tat innerhalb der Tat, kann man sagen.«
Von der
Hand zu weisen war das nicht. Hansen gefiel nicht, dass dieser simple Mord an Sörensen
immer mehr Facetten aufzeigte. »Habt ihr eigentlich herausbekommen, wem der Hubwagen
gehört?«
Fingerloos
antwortete wie aus der Pistole geschossen. »Das hätte ich fast vergessen. Ja. Der
gehört zu einem Hamburger Bautrupp, der die Eisenbahnhochbrücke saniert. Die wandern
jeden Monat zu einem neuen Träger der Stahlbrücke und sanieren ihn. Allerdings hat
die Baufirma gerade Sommerpause, deswegen konnten wir das erst gestern herausbekommen.
Der Hubwagen stand etwa 300 Meter vom Tatort abgestellt. Unverschlossen. Leichtes
Spiel für den Täter. Allerdings muss der sich mit solchen Fahrzeugen auskennen.«
Hansen nickte.
Eine Rechnung hatte er noch mit Fingerloos offen. »Sag mal, Pferdi. Hast du eine
Ahnung, woher die Kieler Rundschau von dem Mord am Kanal erfahren hatte? Die waren
ja verdammt schnell vor Ort.«
Fingerloos
trommelte nervös mit den Händen auf der Kühlbox. Zu diesem Rhythmus flötete er die
Antwort. »Nö. Wie kommst du darauf?« Dann senkte sich sein Blick.
Nach Unschuld
sah das Hansen nicht aus. »Pferdi, nun komm schon. Petra Bester und du. Linker und
rechter Bettpfosten, was denn sonst? Das hast du früher immer über andere behauptet,
deren berufliche Interessenslagen kollidierten, die nachts aber gemeinsam das Bett
hüteten.«
Die Antwort
von Fingerloos klang finster. »Es läuft nichts mehr zwischen uns, Konrad. Ich habe
mich von Petra Bester zurückgezogen. Unterschiedliche Lebensauffassungen. Soll die
Dame machen, was sie will. Sie weiß ja eh alles besser.« Fingerloos prostete ihm
mit seinem schal gewordenen Bier zu.
Kommissar
Hansen rührte sein Bier nicht mehr an.
Große Geschäfte
Endlich hatte Stuhr den hellblauen
Frauenroman zu Ende gelesen. Weibliche Leser würden von dem Happy End schwärmen,
denn die Powerfrau hatte sich nicht nur den PR-Berater geschnappt, sondern auch
den Thron in dessen Werbeagentur erklommen. Sie spielte jetzt den großen Max, und
der arme Kerl musste Wäsche waschen und einkaufen. Ein bitteres Los.
So ganz
war das nicht nach Stuhrs Geschmack. Deshalb hatte er sich entschlossen, nach dem
heutigen Strandtag einen neuen Versuch zu starten und einen zweiten Roman dieser
Art zu erstehen. Vielleicht würde eine andere Autorin seine Problematik anders beleuchten.
Olli hatte
er glücklicherweise inzwischen am Telefon erwischt, der würde übermorgen zum Umzug
kommen, und einige andere ehemalige Sportkameraden auch. Morgen hätte er den ganzen
Tag Zeit, noch einen Frauenroman zu lesen, bevor er sich auf die Heimfahrt begeben
müsste.
Dieses Mal
war die Buchhandlung leer gefegt. Selbst die Verkäuferin musste in einem Nebenraum
sein, was seinen Zwecken entgegenkam, denn so konnte er in aller Seelenruhe die
Klappentexte studieren.
›Liebe wie
gemalt. Liebe vor malerischer Nordsee-Kulisse.‹ Nein, davon hatte er die Nase voll.
›Tastenfieber
und Liebeslust. Anleitung zum Glücklichwerden für eigensinnige Menschen über 60.‹
Auch nicht, das würde er vielleicht in zehn Jahren lesen, wenn er dann mit Jenny
zusammen wäre.
Ein hellgelbes
Buch stach ihm entgegen. ›Liebling, hast du gut geschlafen?‹ Der Titel war klasse,
denn das war Stuhr noch nie gefragt worden. Er verschlang den Klappentext. ›Evelyn
Jung krempelt ihr Leben um. Das geht natürlich nicht, ohne ihren Mann umzukrempeln.
Mit Witz und Tücke schafft sie es, ihren Mann Max für die Dinge zu begeistern, die
sie lebenswert empfindet. Sie formt Max von einem Pantoffelhelden zu einem smarten
Businessmann.‹ Das war es. Genau das.
»Keine schlechte
Wahl.« Die wiederum aus dem Nichts zur Beratung herangerauschte Verkäuferin rasselte
neue Verkaufsargumente herunter. »Das Büchlein ist der Hammer. Gut angelegte 11,90
Euro, jedenfalls für Frauen.«
Stuhr zog
die Augenbrauen hoch. »Für Frauen?«
»Ja, eine
andere Bekannte von mir hat es über Pfingsten gelesen. Daraufhin ist sie dann doch
nicht zu Hause ausgezogen, sondern hat das Spielchen gedreht. Ihr Mann frisst ihr
jetzt aus der Hand, und sie hat wieder Spaß am Sex. Natürlich nicht mit ihrem Mann.«
»Und der
Mann?« Stuhr biss sich auf die Lippen, weil ihm diese Frage herausgerutscht war.
Verständnislos
musterte ihn die Buchverkäuferin. »Der Mann? Wieso der Mann? Das ist ein Frauenroman.«
Stuhr
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