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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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mache ich gleich hinterher. Ich habe leckere Leberwurst aufgeschmiert.«
    Hansen drehte
sich der Magen um.
    Fingerloos
blickte sich ungewohnt befangen um. »Stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert,
der Bau. Richtig?«
    Hansen zuckte
mit den Schultern. Ihm war egal, in welcher Epoche dieser Tatort errichtet worden
war. Er wusste nur, dass Spaziergänger in der Frühe den Mühlenverwalter alarmiert
hatten, weil das Wasserrad feststeckte. Das kam bisweilen vor, wenn nach einem Sturm
dicke Äste im Bach trieben oder sich Bengel mit Stöcken einen Spaß machten, die
Räder zu blockieren. Am Mühlenrad war jedoch nichts Ungewöhnliches festzustellen,
und so hatte der Mühlenverwalter die Tür zur alten Mühle aufgeschlossen. Er musste
den gleichen grauenvollen Anblick ertragen wie jetzt Kommissar Hansen.
    Jetzt kam Stuhr durch die offen
stehende Tür hereingehastet. Fingerloos begrüßte ihn mit einem knappen Gruß, bevor
ihn Hansen vom Toten wegzog und in monotonem Tonfall die wenigen bekannten Fakten
darlegte.
    Stuhr bemühte
sich, einen Blick auf das Opfer zu erhaschen. »Ist der Tote ein Mitarbeiter der
Stadtwerke Neumünster?«
    Kommissar
Hansen zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir noch nicht. Der Direktor befindet
sich auf einer Dienstreise im Westen. Ich habe ihn kurz informiert. Ein Mitarbeiter
der Stadtwerke ist auf dem Weg zu uns, um den Toten möglicherweise als Kollegen
zu identifizieren. Der Erkennungsdienst kommt erst an die Papiere des Toten, wenn
er aus dem Räderwerk befreit worden ist. Das wird ohne größeren Kraftaufwand kaum
gelingen.«
    Kommissar
Hansen bemerkte, dass Stuhr unruhig wirkte. Er bemühte sich einerseits, auf Distanz
zum Toten zu bleiben. Andererseits musste irgendetwas seine Neugier erregt haben.
     
    Hansen wunderte sich, dass Stuhr
vorsichtig einen großen Bogen um den Tatort schlug, dann aber forsch die letzten
Schritte auf die zerquetschte Leiche zueilte. »Das ist doch Meyer-Riemenscheidt!«
Der Kommissar verstand ihn nicht. Meinte er einen Teil vom Räderwerk?
    »Michael
Meyer-Riemenscheidt, mein ehemaliger Kollege aus dem Wirtschaftsministerium.«
    Hansen erinnerte
sich, dass Stuhr diesen Namen erwähnt hatte, als er ihm Informationen über die Nordstrom
AG gesteckt hatte. Wenn Meyer-Riemenscheidt ein Beamter der Landesregierung war,
dann konnte er kein Mitarbeiter der Stadtwerke Neumünster sein. Hatte der Täter
sein Schema geändert?
    »Bist du
dir ganz sicher, Stuhr?«
    Der blieb
stumm, aber er nickte mehrmals. Hansen hakte ihn ein. »Komm, am besten verlassen
wir diesen unwirtlichen Ort.«
    Willenlos
ließ sich Stuhr wegführen. Der Kommissar zischte einem Kollegen im Vorbeigehen zu:
»Michael Meyer-Riemenscheidt. Er hat im Wirtschaftsministerium gearbeitet. Ich will
alles über ihn wissen. So schnell wie möglich!«
    Dann wendete
er sich Stuhr zu. »Besser, du setzt dich jetzt nicht ans Lenkrad, Stuhr. Ich nehme
dich in meinem Auto mit nach Neumünster. Was hier jetzt notwendig sein wird, ist
sowieso nichts für schwache Nerven. Gib mir deinen Autoschlüssel, dann werde ich
Oberkommissar Stüber bitten, mit deinem Wagen hinterherzufahren.«
    Mit ausdruckslosem
Gesicht übergab ihm Stuhr den Schlüssel und folgte wie eine Marionette. Bereitwillig
stieg er ins Dienstfahrzeug und ließ sich erschöpft auf den Beifahrersitz fallen.
    Dann fuhr
der Kommissar los. Er lenkte sein Fahrzeug zur Bundesstraße, die nur wenig später
vierspurig bis nach Neumünster führte.
    Unterwegs
kamen ihnen zwei Einsatzbusse der Polizei mit Polizeischülern entgegen. Die jungen
Kollegen bekamen jetzt Gelegenheit, das dreckige Handwerk eines Polizisten zu erlernen.
Hansen konnte sich das Prozedere lebhaft vorstellen. Das Mühlenrad musste mit viel
Kraftaufwand gegen die Strömung des Baches zurückgedreht werden, damit das Räderwerk
das Opfer wieder freigeben konnte. Da würde noch so mancher Knochen knirschen und
knacken.
     
    Während seiner Ausbildung an der
Polizeischule in Eutin kippten viele seiner jungen Kollegen bei solchen Aktionen
um. Hansen machte das nicht so viel aus. Schlimm war für ihn nur, Erhängte abzuknüpfen.
Die Verzweiflung, die sie zu diesem letzten Schritt veranlasst hatte, stand den
Toten stets ins Gesicht geschrieben. Die Angehörigen dagegen waren selten in Trauer,
sondern meistens verbittert. Sie fühlten sich schlicht im Stich gelassen.
    Stuhr konnte
von den trüben Gedanken des Kommissars nichts ahnen, denn er saß apathisch neben
ihm. So schwiegen beide, bis

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