Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Größe 40 sind, der bei
ihm handgefertigte Maßschuhe gekauft hat, von denen die Fußspuren am Tatort stammen.«
Fieberhaft
suchte Bergfeld nach einer Antwort. »Die Fußspuren werden vermutlich von irgendeinem
Käufer stammen, der hier nicht ansässig ist. Das ist doch ein bekanntes Täterschema.«
»Sie kennen
sich in der Kriminalistik aus, Herr Bergfeld?«
»Na, ja.
Tatort und so.«
Kopfschüttelnd
überreichte Kommissar Hansen dem Direktor die Fotos mit den Fußspuren vom Tatort.
»Ich muss Sie leider enttäuschen. Es sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihre Schuhabdrücke,
was Ihr Maßschuhmachermeister uns ausdrücklich bestätigt hat. Sie führen von dem
Autostellplatz vor der alten Wassermühle von einem Fahrzeug weg zu einem benachbarten
Haus und dann wieder zurück. In dieser Reihenfolge.«
Bergfeld
fand die Fotos mit den Schuhabdrücken wenig aussagekräftig. Sicher, es waren seine.
Aber Tausende anderer Menschen trugen ähnliches Schuhwerk. Warum sollte er es ableugnen?
»Abdrücke
meiner Schuhe, das mag vielleicht sein. Aber welches Fahrzeug?«
»Ihr Dienstfahrzeug.
Es war der blaue Audi A4, der unten auf dem Hof steht.« Der Kommissar zeigte auf
den Parkplatz, der für den Direktor reserviert war.
Bergfeld
war verunsichert. War das wieder nur ein Bluff? Er hielt die schleswig-holsteinische
Polizei nicht für die schlauste, aber was der Kommissar ihm präsentierte, war starker
Tobak.
So tat Bergfeld
erstaunt. »Herr Kommissar, ich vermute, es gibt zig-Tausende solcher blauen Dienstfahrzeuge
von Audi. Und sicherlich tragen auch manche Fahrzeugbesitzer handgefertigte Schuhe
meiner Größe.«
»Leider
falsch vermutet, Herr Direktor«, entgegnete der Kommissar. »Bisweilen testen Autohersteller
Reifenfabrikate in Kleinserien aus, bevor sie in großen Stückzahlen ordern. Ihr
Dienstwagen ist ein solches Fahrzeug. Die Reifen haben den Test bestanden, und ihr
Audi ist als eines der wenigen Fahrzeuge mit dieser Bereifung ausgeliefert worden.
Das haben wir inzwischen Schwarz auf Weiß.«
Kommissar
Hansen überreichte ihm die Fotos mit den Reifenspuren und den Profilbildern der
Testserie. »Ihre Schuhe, Ihr Auto. Warum waren Sie dort, Herr Bergfeld, und was
hat Sie dorthin geführt?«
Direktor Bergfeld entschied sich,
zunächst nur preiszugeben, was absolut notwendig war. »Es ist richtig, Kommissar
Hansen, dass ich im Staatsforst war. Das war aber bereits am letzten Dienstagnachmittag.
Ich habe mich im Iloo umgesehen, der gehört zu unserem Versorgungsgebiet. In der
alten Wassermühle war ich nicht, wenngleich dieses Gebäude den Stadtwerken gehört.
Ich war nur kurz austreten. Zum Tatzeitpunkt befand ich mich dienstlich in der Nähe
von Dortmund.«
Kommissar
Hansen musterte ihn ernst. »Eine Angestellte Ihres Betriebes wohnt nicht zufällig
unweit der alten Wassermühle?«
Sie wussten
es also. Bergfeld fluchte innerlich. Er musste die Taktik ändern. »Sie haben meine
Mitarbeiterin verhört?«
Die Stimme
von Kommissar Hansen wurde schneidend. »Ihre Angestellte hat ausgesagt, dass sie
am Dienstagnachmittag bei ihr waren. Sie hat außerdem zugegeben, ein langjähriges
Verhältnis mit Ihnen gehabt zu haben.«
Bergfeld
hob beschwörend die Hände. »Kommissar Hansen, bitte nicht so laut. Mein untadeliger
Ruf in der Firma darf nicht leiden. Solche Anschuldigungen können mich den Job kosten,
verstehen Sie?«
Kommissar
Hansen schüttelte seinen Kopf: »Falsch, Bergfeld. Das sind keine Anschuldigungen,
sondern handfeste Beweise. Von dem Verhältnis mit Ihrer Angestellten habe ich bereits
in der letzten Woche am Rande der Sicherheitsvorkehrungen erfahren. Da konnte ich
aber nicht ahnen, dass der nächste Tatort nur einen Steinwurf von der Wohnung Ihrer
Geliebten entfernt sein würde.«
Bergfeld fühlte sich bestätigt,
dass über Anja und ihn in der Firma getratscht wurde. Sicherlich, der Pförtner hatte
Anja und ihn einmal zusammen Hand in Hand gehen sehen, und eine gute Sekretärin
weiß sowieso immer mehr als die eigene Ehefrau. Wer weiß, ob Anja nicht vor ihren
Kolleginnen mit der Beziehung zu ihm geprahlt hatte. Schließlich hatte er im Betrieb
das große Sagen. Er musste sich eingestehen, dass es naiv von ihm war zu glauben,
er könnte die Liebschaft mit Anja unter der Decke halten. Andererseits konnte er
jetzt die Affäre eingestehen, ohne sich etwas zu vergeben.
»Ja, Herr
Kommissar. Es ist richtig, dass ich am Dienstag noch kurz bei meiner Mitarbeiterin
war. Allerdings aus
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