Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
der in der hintersten Ecke auf einem Barhocker neben einem
Geldspielautomaten saß.
Olli ging auf ihn zu. »Hi. Du bist
der Monarch, richtig?«
»Und wenn
ich der wäre?«
Olli war
unschlüssig, den Gruß von Jacko zu überbringen, denn man konnte sich nie sicher
sein, was das bewirken würde.
Der Monarch
mied zwar Ollis Blick, aber insgesamt machte er einen friedlichen Eindruck. Er hatte
sicherlich schon bessere Zeiten hinter sich, aber jetzt hockte er in dieser Spielhölle
und versuchte, den Crown Royal zu melken. Allerdings war dem Monarchen anzumerken,
dass er diesen Automaten nicht im Griff hatte, denn er hantierte nervös, um die
rotierenden Scheiben in einem bestimmten Rhythmus zu stoppen.
Der Monarch
fluchte, denn wieder spuckte sein Spielgerät keinen Gewinn aus. Olli unternahm einen
ersten Anlauf. »Nicht der beste Tag heute, oder?«
Mit verbissener
Miene presste der Monarch mühsam einige Worte heraus. »Nein, es läuft nicht besonders
gut heute. Gestern auch schon nicht.«
Beim nächsten
Versuch des Monarchen flackerte eine kleine Serie auf. Sieben Spiele mit höchster
Gewinnchance. Aber er ging wieder leer aus.
Olli wusste,
dass man Spieler in solchen Momenten nicht stören durfte, sonst bekam man die Schuld,
wenn der Kasten nichts mehr ausspuckte.
Der Monarch
wurde redselig. »Die scheinen schon wieder die Mechanik geändert zu haben. Jeder
Kasten funktioniert anders. Wie soll man sich auf diesen Vogel einschießen können?«
»Kann man
das denn?«
Der Monarch
musterte ihn gründlich. »Bei jedem mechanischen Spiel. Beim Roulette gibt es die
Kesselgucker. Die schauen tagelang, ob es Auffälligkeiten am Roulettekessel gibt.
Erst dann setzen sie.«
»Und bei
diesen Automaten?«
Jetzt grinste
der Monarch. »Ich habe früher einen Kasten bespielt, der hatte einen besonders hohen
mechanischen Verschleiß. Da war die Unwucht der drehenden Spielscheiben deutlich
zu spüren, wenn sie lange bespielt waren. Die Babies hatte ich nach einer Woche
im Griff.«
Olli zeigte
auf den Crown Royal. »Und der Kasten dort?«
Die Miene
des Spielers verfinsterte sich. »Die Mechanik ist deutlich verbessert gegenüber
früher. Aber das ist nicht das Problem. Der Crown Royal hat einen Haufen Computerchips
in seinem Bauch, an die komme ich nicht heran. So etwas müsste verboten werden.
Mein Stundenlohn geht gegen Null.«
Olli fummelte einen Hunderter aus
seiner Hosentasche und platzierte ihn in die Gewinnschale des Automaten. »Eine kleine
Gabe für eine kleine Auskunft.«
Der Monarch
schaute sich vorsichtig in der Spielhölle um. Die Luft war rein, und so blickte
er ihn interessiert an.
Olli ahnte,
dass er bei Analytikern wie dem Monarchen nur ehrlich weiterkommen konnte.
»Ich habe
ein Problem. Es muss bei euch ein Verrückter durch die Gegend laufen. Schon länger.
Er ist vermutlich recht groß und kann nicht mehr der Jüngste sein. Er war seinerzeit
höchstwahrscheinlich in Brokdorf als Rädelsführer dabei. Im Schwarzen Block.«
Der Monarch
steckte den Hunderter aus dem Ausgabeschacht des Automaten ein und schlurfte zum
Aufseher, um den Schein für das Weiterspielen zu wechseln. Dann kehrte er mit Zettelblock
und Schreiber zurück. Aber erst nachdem der Monarch seinen Crown Royal neu gefüttert
hatte, kritzelte er etwas auf einen kleinen Zettel. Dann hielt er ihm zwei Finger
vor die Nase.
Olli wusste,
dass er jetzt noch zwei Scheine drauflegen musste. Das tat ihm nicht weh, denn es
war ja nicht sein Geld. Der Monarch nahm die beiden Geldscheine entgegen und übergab
ihm im Gegenzug den Zettel.
Wolle Schafrott,
stand darauf in krakeliger Schrift. Ein eigenartiger Name für eine Wollsorte, befand
Olli.
Der Monarch
lieferte jedoch weitere Erläuterungen zügig nach. »Wolfgang Schafrott. Den triffst
du nachmittags immer im Amazonas, einer Bar in der Schanzenstraße. Er ist ein ziemlich
unangenehmer Typ. Besser, du kommst dem nicht zu nahe.«
»Und dieser
Schafrott war schon in Brokdorf dabei?«
Der Monarch
bestaunte ihn ungläubig. »Dabei? Schafrott war damals der Rädelsführer der Autonomen.
Er hat Unmengen von Stahlkugeln auf die Bullen hageln lassen. Geschnappt haben sie
ihn dabei nicht. Selbst heute sucht er immer noch Randale. Freunde hat er keine,
aber einige Typen hängen von ihm ab. Er trägt lange Haare, hat einen Mittelscheitel
und ist so um die 50. Arme von oben bis unten tätowiert. Insgesamt wirkt er ausgesprochen
kantig. Genau genommen: brutal.«
Olli bohrte
nach: »Wovon lebt
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