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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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er denn? Ehrliche Arbeit wird es ja kaum sein. Hat er Pferdchen
laufen?«
    Der Monarch
hielt sich bedeckt. »Nutten? Nein, davon weiß ich nichts. Ehrlich gesagt, das interessiert
niemanden auf der Schanze. Wovon lebst du, wovon lebe ich? Banane. Wieso kann ich
jeden Tag 150 Tacken in diesem verknackten Automaten versenken? Nein, das geht niemanden
etwas an.«
    Olli wehrte
ab. »Es interessiert mich nicht, wo deine Kohle herkommt.«
    Der Monarch
legte nach. »Schafrott ging es lange Zeit nicht besonders gut. Aber jetzt scheint
er wieder in Kohle zu schwimmen. Das ist für uns auf der Schanze nicht lustig, weil
er wieder richtig auf die Kacke haut. Lerne ihn kennen, dann wirst du mich verstehen.«
    »Meinst
du, dass ich diesen Schafrott einfach so ansprechen kann?«
    Der Monarch
hob abwehrend seine Hände hoch. »Nein. Um Himmels willen nicht. Alle machen einen
riesigen Bogen um Schafrott herum, denn der wirft schon einmal einen Stuhl aus dem
Fenster, auch wenn es nicht unbedingt sein muss. Ausgeschlagene Zähne von seinen
Kontrahenten sammelt er als Trophäen auf, da scheint ein uralter Sammeltrieb tief
in ihm zu stecken. Nein, vor dem Schafrott muss man sich in Acht nehmen. Aber er
ist der Einzige, der von den Demonstrationen damals in Brokdorf übrig geblieben
ist. Das wirst du dir nicht anders aussuchen können.«
    Der Monarch
mochte recht haben, aber Olli war nicht lebensmüde. Er beschloss für sich, diesen
Schafrott nicht aufzuspüren. Es war an der Zeit, sich von seinem Informanten zu
verabschieden.
    Der presste
ihn jedoch unerwartet dicht an sich heran. »He, pass gut auf dich auf. Ich habe
nichts gesagt. Dein Geld war nicht für mich bestimmt, sondern für diesen Schweinekasten
hier. Okay?«
    Der Monarch
drosch auf seinen Crown Royal wie auf ein unbezähmbares Monster ein. Er war kein
schlechter Kerl, vielleicht nur ein wenig von seiner Spielsucht fehlgeleitet.
    Zaghaft
formulierte Olli eine letzte harmlose Nachfrage. »Wie lange willst du denn heute
noch spielen?«
    Jetzt drehte
sich der Monarch vom verhassten Automaten weg und bleckte seine grauen Zähne.
    »Bis die
Schrauben kommen.«

Schwein gehabt?
     
    Die Mittagspause verbrachte Direktor
Bergfeld wie meistens in der Neumünsteraner Innenstadt. Er konnte sich mit dem frischen
Geld wieder mehr den Sachen widmen, die ihm immer schon Spaß gemacht hatten. Einkaufen,
einen Kaffee nehmen und interessiert eleganten Frauen hinterher schauen, die sich
verzweifelt abmühten, in ihren hochhackigen Schuhen über den Großflecken zu flanieren,
was bei dem holperigen Kopfsteinpflaster eine echte Kunst war.
    Neumünster
versprühte seinen Charme vielleicht erst auf den zweiten Blick. Aber die Anbindung
an die Verkehrsnetze war ausgezeichnet, was neben niedrigen Grundstückspreisen und
geringer Steuerhebesätze dafür sorgte, dass die ausgewiesenen Gewerbeflächen zunehmend
begehrt waren. Die Stadt hatte viele schöne kleine Winkel aufzuweisen, die meistens
allerdings nur den Einheimischen bekannt waren. Zudem gab es viele Erholungsmöglichkeiten
in unmittelbarer Nähe, und selbst an Nord- und Ostsee gelangte man schneller als
von den meisten anderen Orten in Schleswig-Holstein.
     
    Nachdenklich rührte Bergfeld in
seinem Cappuccino. Nach den Atommeilern würden die schadstoffträchtigen Kohlekraftwerke
zunehmend ins Visier der Klimaschützer geraten, davon war er überzeugt. Er würde
umdenken müssen, das war ihm klar. Bisher waren seine Stadtwerke noch einer von
diesen Umweltsündern, die aus Kostengründen vor allem nachts Unmengen an Emissionen
in die Luft pusten mussten. Aber der Dreck stieg zum Glück nach oben und landete
wenigstens nicht in seiner Stadt. Das war die Hauptsache, und Herr der Statistik
war immer noch er.
    Niemand
in der Stadtverwaltung wagte die von ihm offiziell übermittelten Emissionswerte
zu hinterfragen, denn alle wollten billig mit einem warmen Hintern über den Winter
kommen. Für seine geschönten Ergebnisse waren ihm die Stadtverordneten dankbar,
denn dadurch herrschte an der umweltpolitischen Front in Neumünster Ruhe.
    Er beendete
die Mittagspause und kehrte zu den Stadtwerken zurück. Wieder ärgerte sich Bergfeld
über den Pförtner, der sofort den Hörer in die Hand nahm, als er ihn erkannte.
    Der würde
sich heute noch wundern. Im Sauseschritt nahm er die Treppen zur Direktionsetage
und ließ Anja aus der Personalverwaltung rufen. Er begrüßte sie kurz und verschloss
die Tür. Den Flurfunk konnte er nicht dabei gebrauchen,

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