Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
von dem neugierigen Fingerloos bedrängt.
Der Tote
schien Verena herzlich egal zu sein, denn sie hatte bereits ihr gewinnendes Lächeln
aufgesetzt. Stuhr war gespannt, ob ihr Zauber auch bei Hansen wirkte.
»Sie kannten
den Toten?«
Verena schüttelte
den Kopf. »Den Schneider? Nein, wir sind nur ab und zu mal in die Kiste gesprungen.«
»Sie waren
als Letzte mit Herrn Schneider zusammen? Er stand vermutlich unter erheblichem Alkoholeinfluss.«
Verena zeigte
sich cool wie immer. »Ich noch mehr. Meinen Sie, dass ich ansonsten mit ihm ins
Bett gestiegen wäre?«
Hansen verstand
das nicht. »Sie haben nicht viel von ihm gehalten?«
Während
Verena antwortete, blinzelte sie Stuhr zu. »Viele erfolgreiche Unternehmer sind
Alkoholiker, aber nur wenige Alkoholiker erfolgreiche Geschäftsleute. Elmar Schneider
war einer von ihnen. Deswegen sein Spitzname V2. Er machte ständig mit irgendwelchen
Spitzbuben Geschäfte. Ohne Alk lief da nichts.«
Hansen verstand
das noch weniger. »Ja, aber Sie haben selbst gesagt, er war Alkoholiker.«
Verena blieb
souverän. »Kein vorschnelles Urteil, Kommissar. Auf dem Sand saufen sie alle, und
die wenigsten sind Alkoholiker. Die meisten Erlebnishungrigen wollen einfach nur
abfeiern, und anschließend geht es ab in die Heia. Mit Liebe hat das nichts zu tun.
Fragen Sie einfach Ihren Kollegen dort.« Sie zeigte auf Stuhr.
Hansen starrte ungläubig Stuhr an.
Aus dem
hellgelben Büchlein wusste Stuhr noch, dass man in solchen verfänglichen Situationen
schnell von sich auf andere ablenken musste. »Schneider hat dich neulich auf der
Arche immerhin als Reitbeteiligung bezeichnet, Verena. Das ist dritte Wahl.«
Den Einwand
tat Verena mit einer Handbewegung ab. »Ich weiß, Schneider neigte zu groben Scherzen.
Männer eben. Aber Elmar hat sich stets großzügig gezeigt.«
Der Kommissar
stutzte. »Großzügig?«
»Ja, den
Sommer über durfte ich seine Suite benützen, wenn er nicht in Sankt Peter war.«
Hansen wies
auf das Schlafzimmer. »Anscheinend aber auch, wenn er da war.«
»Ach das.
Warum sollte ich ihm nicht auch einmal eine kleine Gefälligkeit erweisen? Zumal
er völlig durch den Wind war.«
Hansen nahm
Witterung auf. »Völlig durch den Wind?«
»Ja. Wir
hatten einen kleinen Frühschoppen genommen und wollten es uns gerade gemütlich machen,
da klopfte es an der Tür.«
Fingerloos
drängte sich dazwischen. »Uhrzeit?«
Verena registrierte
ihn nicht uninteressiert. »Vor vielleicht zwei, drei Stunden. Die ganze Zeit vorher
war Schneider schon unruhig gewesen und hat immer von irgendeinem Russen gefaselt.
Als es klopfte, ist er wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett gesprungen. Nebenan
hat es anschließend eine heftige Auseinandersetzung gegeben.«
Kommissar Hansen übernahm jetzt
wieder das Kommando. »Haben Sie etwas von dem Gespräch verstehen können?«
Verena schüttelte
den Kopf. »Ich kann kein Russisch.«
»Aber irgendwie
muss er den Russen doch angesprochen haben.«
Jetzt nickte
Verena. »Ja, mit Oleg. Aber den Nachnamen habe ich nicht verstehen können. Nur manchmal
haben sie sich zwischendurch kurz auf Deutsch gefetzt.«
Fingerloos und Hansen sahen sich
mit großen Augen gegenseitig an. »Und was wollte dieser Oleg von Schneider?«, bohrte
der Kommissar nach.
»Schneider
hatte offenbar irgendetwas ausgehandelt, worüber sein Gast nicht sonderlich erbaut
war. Es ging um 100.000 Euro, aber wer die bekommen sollte, das konnte ich nicht
verstehen.«
»Was haben
Sie denn sonst noch mitbekommen?«
Verena überlegte.
»Wenig. Der Name Dimitrij fiel immer wieder. Offensichtlich war dieser Oleg wütend
auf den und wollte ihm auflauern, um ihn umzulegen. Als der Russe endlich weg war,
kam Elmar mit einer Whiskyflasche zu mir zurück und hat sich volllaufen lassen.
Ich halte den Druck nicht mehr aus, hat er die ganze Zeit gejammert. Na ja, und
dann wollte ich ihm ein wenig den Druck nehmen. Das Resultat haben Sie ja nebenan
in Augenschein nehmen können.«
Innerlich
musste Stuhr lachen, wie abgeklärt Verena mit dieser unangenehmen Situation umging.
Hansen zog
sein Handy. »Ich muss meinen Chef Magnussen informieren.«
Verena horchte
auf. »Magnussen? Der Name ist auch gefallen. Als Oleg weg war, hat Schneider einen
Magnussen angerufen und ihn gewarnt. Auch der Name Meyer wurde mehrfach erwähnt.«
Hansen zog
die Augenbrauen hoch. »Meyer? Wer soll das sein? Es gibt Hunderttausende mit diesem
Namen.«
Stuhr beugte
sich jetzt vor, um dem
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