Kullmann
schüttelte Kullmann den Kopf. Streng sagte er: »Ein Mord taugt nicht zum Spaßen. Ihnen dürfte bewusst sein, dass Sie sich verdächtig verhalten.«
Robert streifte seine arrogante Miene ab. Er nahm seine Hände herunter und sprach im normalen Ton: »Ich habe wirklich geschlafen um diese Zeit, weil ich Mittagschicht im Altenheim hatte und deshalb ausschlafen konnte. Heute habe ich einen freien Tag.«
Kullmann notierte sich sogleich das Altenheim, in dem Robert arbeitete. Es befand sich am Rand des Stadtwaldes, am Fuß des Schwarzenbergs an einer ruhigen Stelle. Obwohl es nur hundert Meter von der Straße entfernt war, entzog es sich neugierigen Blicken. Er kannte das Haus und wusste, dass dort nur Menschen ihren Lebensabend verbrachten, die es sich leisten konnten. Ganz in der Nähe lag der Wildpark St. Johann, den die Bewohner bis vor kurzer Zeit gern aufgesucht hatten.
»Sie müssen sich zur Verfügung halten, Herr Spengler«, bemerkte Kullmann und folgte dann Anke, die im Begriff war, zu einem weiteren Reiter zu gehen, der ebenfalls gerade eingetroffen war.
Es war Helmut Keller, der mit seinem Auto und Pferdeanhänger in den Hof gefahren kam.
»Geht die Reise nach Warendorf endlich los?«, ging Anke auf ihn zu.
»Nein. Ich fahre nicht«, entgegnete der große Mann unfreundlich. Er wirkte sehr ungehalten, dass Anke ihn darauf ansprach.
»Oh! Ich dachte, du seiest seit langem wieder der erste aus dem Saarland, den man in den A-Kader berufen hätte!«
»Ich habe es mir anders überlegt!«, kam als Antwort.
Das konnte Anke nicht glauben. Ein Turnierreiter von seinem Format lehnte ein solches Angebot nicht einfach ab.
»Sind deine Pferde krank?«, blieb Anke hartnäckig.
»Genau das!« Helmut Keller schien sehr kurz angebunden.
»Beide?«
»Beide!«
Anke wollte mit diesem Pferdegespräch eine Tür öffnen, aber nun erkannte sie, dass diese Taktik genau das Gegenteil erreichte. Deshalb nannte sie ohne weitere Umschweife den Grund, weshalb sie zusammen mit ihrem Chef am Stall war, worauf hin sich Helmut Kellers Augen vor Erstaunen weiteten: »Du bist bei der Polizei?«
»Ja. Warum so erstaunt?«
Verlegen brachte Helmut Keller heraus: »Eigentlich hatte ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht, was du arbeitest. Ich sehe dich ja nur ab und zu im Schulbetrieb reiten!«
»Ich bearbeite den Mord an Peter Biehler und befrage jeden, der ihn gekannt hat.«
»Hier im Stall hatte wohl jeder ein Motiv, dieses verräterische Schwein um die Ecke zu bringen«, schnauzte Helmut Keller Anke so unfreundlich an, dass sie einen Schritt zurückging.
»Warum nennst du Biehler ein »verräterisches Schwein«? Dass ihn hier keiner leiden konnte, wissen wir, aber verräterisch ist neu für mich!«
Plötzlich stutzte Helmut Keller, als ihm die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Eine Weile überlegte er, bis er antwortete: »Ich war wütend darüber, was er Robert vorgeworfen hatte. Vermutlich habe ich mich deshalb nur in meiner Wortwahl vertan!«
Anke nickte und schaute zu Kullmann, der mit den Schultern zuckte.
»Trotzdem muss ich dich jetzt nach deinem Alibi fragen«, blieb Anke standhaft, was ihr bei dem unfreundlichen Reiterkollegen nicht gerade leicht fiel.
Helmut Keller überlegte nicht lange: »Um diese Zeit schlafe ich.« Er schilderte seinen Tagesablauf, was alles plausibel klang, aber kein richtiges Alibi ergab. Für den Todeszeitpunkt konnte er nur aussagen, er habe geschlafen, wofür er keine Zeugen hatte.
»Wie gut kanntest du Peter Biehler?«
»Er war reiterlich eine absolute Niete, war rücksichtslos und streitsüchtig – zumindest hier im Stall. Wie er sonst war, weiß ich nicht, weil ich ihn nur hier erlebt habe«, erklärte Helmut Keller in einem abfälligen Tonfall. Sofort erinnerte sich Anke an das Streitgespräch, das Peter Biehler mit Helmut Keller auf dem Reitplatz geführt hatte.
»Ich habe zufällig einem sehr lauten Gespräch zugehört, das du vor einigen Tagen mit Biehler geführt hast. Was hatte er damit gemeint, als er dich auf dem Reitplatz anschrie: »Wer hat denn hier die große Scheiße gebaut«?«
»Daran kann ich mich nicht mehr erinnern«, meinte Helmut und zuckte betont lässig mit den Schultern.
»Deine Antwort lautete: Glaub nicht, dass du damit durchkommst! Das hörte sich für mich nicht gerade harmlos an«, fügte Anke noch an.
Helmut Keller schaute Anke nachdenklich an. Sein Blick verriet Unbehagen, was seinen gleichmütigen Tonfall Lügen strafte, als er meinte:
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