Kullmann
bin ich hier?«
»Du willst mein Alibi wissen: Da kann ich dir versichern, dass ich zu Hause war und geschlafen habe. Leider allein!« Dabei richtete Doris ihren Blick auf Robert.
»Danke für die Details«, grinste Anke. »Aber die benötigen wir nicht für unsere Ermittlungen. Vielleicht rufst du mal bei der Telefonseelsorge an, das ist für dein Problem die richtige Adresse!«
Doris wollte gerade etwas entgegnen, als Kullmann sich dem giftigen Treiben näherte und das Gespräch übernahm: »Frau Sattler, wir möchten Sie gerne allein sprechen.«
Unwillig folgte sie den beiden nach draußen in den Hof, während Robert sein Pferd auf den Reitplatz führte.
Als die drei ungestört waren, sagte Kullmann: »Wir möchten gerne von Ihnen den Namen und die Anschrift Ihres Bruders wissen!«
»Ich habe keinen Bruder!«
»Frau Sattler, lügen Sie uns nicht an. Sie handeln sich nur Schwierigkeiten ein«, erklärte Kullmann ruhig und gelassen.
»Wenn ich es Ihnen doch sage! Ich habe Adoptiveltern. Wo soll da ein Bruder sein?«
»Hatten Ihre Adoptiveltern keine eigenen Kinder?«
»Meine Adoptiveltern sind schon sehr alt. Was in dieser Familie früher los war, weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht«, ließ Doris sich nicht beirren.
»Ich rate Ihnen, sich genauer zu erinnern«, wurde Kullmanns Ton nun schärfer. »Wenn Sie Falschaussagen machen, belange ich Sie wegen Behinderung der Polizeiermittlungen. Also: Name und Anschrift Ihres Bruders. Wir wissen, dass es einen Bruder gibt, der wegen Körperverletzung bereits verhaftet wurde. Allerdings finden wir niemanden mit dem Namen Sattler!«
»Dann wissen Sie ja mehr über meine Familie als ich. Wenn ich also noch etwas über meine Vorfahren wissen will, frage ich am besten Sie.« Doris Sattlers schnippischer Ton war nicht zu überhören.
Kullmann war sprachlos über so viel Unverschämtheit gegenüber der Polizei. Eine Weile blieb er reglos vor Doris stehen. Anke beobachtete die beiden. Da herrschte eine Hochspannung, zwischen die sie nicht geraten wollte.
Kullmann brach endlich das Schweigen mit eisiger Stimme: »Wenn Sie es nicht anders wollen, werde ich Sie jetzt mitnehmen zum Landeskriminalamt und dort formell verhören. Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden …«
»Moment, Moment!«, gab Doris endlich klein bei. Der professionelle Tonfall Kullmanns hatte ihr endlich den nötigen Respekt eingeflößt.
»Ja, ich habe einen Stiefbruder. Ein ziemliches Arschloch, aber kein Mörder!«
»Name und Anschrift!«
Zögernd rückte Doris die Angaben heraus. Es handelte sich um einen polizeibekannten Kleinganoven, der immer wieder durch geringfügige Delikte auffällig wurde. Aber als gefährlich war er niemals eingestuft worden.
»Also, warum nicht gleich so!«
Mit diesen Worten ließ Kullmann sie einfach stehen und ging davon. Anke folgte ihm.
Als sie im Auto saßen, erklärte Kullmann: »Ihre Prophezeiung, einen neuen Rekord aufzustellen, nämlich die größte Anzahl von Verdächtigen, seit es Verbrechensbekämpfung gibt, wird sich nicht bewahrheiten. Den Stiefbruder von Doris Sattler werde ich überprüfen, aber ich glaube nicht, dass er dahinter steckt. Seine Vorstrafen bestehen aus kleineren Delikten – bis zu einem Mord hat er sich noch nicht vorgewagt.«
Anke nickte.
»Am Stall konnte niemand Peter Biehler leiden – das war nicht zu übersehen«, sprach Kullmann weiter. »Aber diese Leute leben in ihrer eigenen Welt, die aus Pferden und Reiten besteht. Ich traue ihnen nicht zu, dass sie sich ihr Leben durch einen Mord ruinieren! So schwerwiegend ist das nicht, wenn jemand gegen die Mülltonnen tritt und sich dabei selbst verletzt!«
Anke erinnerte sich an das Bild, das Peter am Abend vor seiner Ermordung abgegeben hatte. Sie konnte Kullmann darin zustimmen, weil in diesem Moment bestimmt niemand daran gedacht hatte, Peter zu erschießen.
Sie erreichten die Autobahn, die wie immer stark befahren war. Die Auffahrt an der Gersweilerbrücke war sehr kurz, so dass das Einfädeln in den Verkehr Kullmanns ganze Aufmerksamkeit erforderte.
Nach einer Weile fragte Kullmann: »Wie viel bedeutet Ihnen Robert Spengler?«
Anke schreckte verärgert auf: »Darüber haben wir doch schon gesprochen. Außerdem ist das meine Privatangelegenheit.«
Kullmann merkte, dass er etwas zu weit gegangen war.
»Ich weiß, dass ich mir fest vorgenommen habe, mich nicht mehr in Ihre Angelegenheiten einzumischen. Aber ich mache mir eben
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