Kullmann
redest?«
»Ja! Ich kann meine Zweifel nicht wie alten Ballast abwerfen! Ist es für dich so schwer zu verstehen, dass ich mit dieser Situation nicht glücklich bin?«
»Allerdings! Ich habe dir mein Ehrenwort gegeben, dass ich keine Erwartungen mehr an Doris habe«, sagte Robert in einem vorwurfsvollen Ton, woraufhin Anke sofort reagierte: »So nicht! Du hast mir dein Ehrenwort darauf geben, dass du mit ihr darüber sprechen willst, dass sie endlich auch einsieht, dass du dich von ihr getrennt hast. Verdrehe bitte die Wahrheit nicht!«
Robert überlegte: »Du hast Recht. Aber ich habe die Beziehung beendet, du kannst mir vertrauen.«
Doris war für sie eine falsche Schlange, die nicht lockerlassen würde. Dieser Gedanke ließ Anke nicht so einfach los: »Ist es wirklich vorbei?«
»Ja! Das ist alles Vergangenheit. Jeder hat eine, die kann man nicht ändern. Warum willst du darin herumwühlen?«
An seiner philosophisch anmutenden Frage erkannte Anke, dass Robert ihr auszuweichen versuchte. Aber damit war für sie das Thema keinesfalls erledigt. Sie beschloss, sich Zeit zum Nachdenken zu lassen. Mit einem flüchtigen Kuss verabschiedete sie sich von ihm, stieg in ihr Auto ein und fuhr los. Im Rückspiegel ihres Autos sah sie, wie er ihr nachschaute und winkte.
Am nächsten Morgen herrschte reges Treiben in den Fluren des Landeskriminalamtes. Überall saßen Leute, die von Jürgen Schnur und Esther Weis noch verhört werden mussten. Die beiden hatten sämtliche Daten überprüft und verdächtige Personen vorgeladen. Jürgen führte die Verhöre durch, während Esther die Protokolle schrieb.
Obwohl Anke ihren Schlafmangel spürte, bot sie Esther an, ihr bei der Arbeit zu helfen. Darüber war die Kollegin erleichtert; sie lud Anke einen Riesenstapel Akten auf, den sie nur mit beiden Armen tragen konnte. Schwer beladen verließ Anke Esthers Büro, als Esche ihr den Weg versperrte.
»Na, du fleißiges Lieschen!«, meinte er grinsend, umarmte sie völlig ungeniert, wobei er seine Hand auf ihre linke Brust legte und sanft zudrückte. Vor Schreck ließ Anke die Akten fallen und stieß einen Schrei aus. Neugierig schaute Kullmann aus seinem Büro, Esther stürzte über den Flur zu ihr. Aber sie sahen lediglich, wie Esche sich zu Boden bückte und Anke dabei half, die Akten wieder aufzuheben. Während er sämtliche Akten alleine aufsammelte, stand Anke nur da und schaute ganz verwirrt von Kullmann zu Esther. Sprachlos wünschte sie sich, dass Kullmann hinter die Fassade dieses Schauspiels blicken würde. Aber niemand der beiden hatte etwas bemerkt.
»Ich bringe dir die Akten in dein Zimmer«, bot Esche freundlich an. »Es ist nicht gut, wenn du so schwer tragen musst.«
Empört blieb Anke im Flur stehen und schaute zu Kullmann herüber.
Leider bemerkte er nicht, was in ihr vorging. Er machte sich auch nicht die Mühe, sie danach zu fragen. Wortlos verschwand er in seinem Zimmer. So sah also das Verständnis aus, auf das sie so sehr hoffte – gerade von Kullmann. Esche hatte einfach das Talent, immer dann zuzuschlagen, wenn es niemand bemerkte und sich die Situation zu seinen Gunsten zurechtzubiegen. Wie sollte sie sich nur dagegen wehren? Ihr Blick fiel auf Esther, die gerade wieder zu ihrem Platz zurückkehrte. Als Esche mit den Akten verschwunden war, berichtete Anke ihrer Kollegin Esther: »Das Schwein hat mich begrapscht!«
Esther, die fast einen Kopf kleiner war, schaute Anke von unten herauf skeptisch an und zischte: »Hättest du wohl gern. Horst ist ein geiler Typ, auf den bist du nicht allein scharf!«
Esthers Gesinnung übertraf Kullmanns Ahnungslosigkeit bei weitem. Entsetzt erwiderte Anke: »Ich denke, wir Frauen müssen zusammenhalten! Warum stellst du dich gegen mich?«
»Ich glaube dir einfach nicht«, bemerkte Esther. »Warum sollte Horst so etwas tun? Es gibt so viele Frauen, die sich ihm freiwillig anbieten, da hat er so etwas gar nicht nötig!«
»Warum sollte ich so etwas erfinden?«, konterte Anke.
»Keine Ahnung!«, zuckte Esther mit den Schultern und verschwand.
Anke erkannte, dass die Situation von allen missverstanden wurde. Esche hatte wieder gewonnen. Verärgert wartete sie, bis Esche ihr Zimmer verlassen hatte, bevor sie es betrat und die Tür hinter sich schloss.
Indem sie sich in die Arbeit stürzte, konnte sie sich von diesem Zwischenfall ablenken.
Zur Mittagszeit sah sie Kullmann davoneilen. In der Hand hielt er einen wunderschönen Blumenstrauß. Verwundert schaute Anke ihm
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