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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Burbach und Malstatt bis hin zum Ludwigspark-Stadion einen weiten Überblick. Auf dem Parkplatz, auf den sie gerade fuhren, um ihr Auto abzustellen, hielten sich mehrere Männer auf, denen man nicht zu nahe kommen sollte. Aber sie beobachteten die Beamten nur, wie sie den Wagen abstellten und auf eines der Hochhäuser zugingen. Kullmann spürte ihre feindseligen Blicke und war froh, als sie im Innern des Hauses angekommen waren.
    Steven Dienhardt wohnte im achten Stock. Die Wohnungstür machte einen sehr wackeligen Eindruck, als sei sie schon mehrere Male aufgebrochen und immer wieder notdürftig zusammengeschustert worden. Klingeln war nicht möglich, weil eine Klingel fehlte. Also klopften sie an. Steven Dienhardt hatte sie schon erwartet und ließ sie sogleich herein. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern und einer Kochnische. Durch die Eingangstür traten sie direkt in den Wohnbereich. Eine Glastür führte zum Balkon, an dessen Geländer Blumentöpfe aufgehängt waren. Verdorrte Zweige und Wurzelranken ragten aus der pulvertrockenen Blumenerde heraus und hinterließen das traurige Bild von Vernachlässigung. Vom Balkon aus hatte man einen Ausblick über die großen Parkplätze und auf verschiedene Läden. Von dort oben wirkte die Folster Höhe wie ein eigenständiger Stadtteil mit Geschäften aller Art; es gab Apotheken, Kneipen und sogar ein Kino.
    Der erste Eindruck, den der junge Mann bei Kullmann hinterließ, war erfreulich. Trotz der verwahrlosten Wohngegend machte Steven Dienhardt einen gepflegten Eindruck. Auch seine kleine Wohnung schien hell und freundlich. Obwohl seine Einrichtung überwiegend aus einfachen Möbeln bestand, wirkte sie geschmackvoll und gemütlich. Ein Sofa stand an die Wand angelehnt, dessen bunter Chintzbezug einen Farbtupfer darstellte. Dieses Sofa sah neu aus, als sei es noch nicht oft benutzt worden. Lediglich an den leeren Cola-Flaschen, die daneben lagen, und an den Chipstüten erkannte Kullmann, dass Steven sich dort oft aufhielt. Ein großer Fernseher füllte eine Ecke, eine Stereoanlage eine andere. Zwischen diesen zeitlosen Möbelstücken befand sich neben dem Fernseher eine schöne antike Kommode, die Platz für die Videokassetten und DVDs bot. In der Ecke, die als Küche diente, entdeckte Kullmann ein altes, restauriertes Büffet, das die Küche von dem Rest der Wohnung trennte. Wären da nicht die unangenehmen Geräusche der Nachbarwohnungen gewesen, hätte Kullmann fast vergessen können, wo er sich gerade befand.
    Als Kullmann sich dem jungen Mann vorstellte, bemerkte er, dass Steven ständig zu Boden schaute. Seine Hose hing nur locker an seinen Hüftknocken, so dass er die Hosenbeine über den Boden zog, weil sie zu lang waren. Außerdem war die Hose drei Nummern zu groß, so dass Kullmann schon befürchtete, dass er sie unterwegs verlieren könnte. Das T-Shirt dagegen war zu kurz und zeigte das untere Drittel des Rückens und den Ansatz seiner Pofalte. Über diese Mode war Kullmann schon immer entsetzt gewesen, aber er erinnerte sich, dass viele Jugendliche diesem Modestil nachhingen.
    »Wohnst du schon lange hier?«, fragte Kullmann, während er sich weiter umsah.
    »Ja, schon immer. Ich kann mir nichts anderes leisten!«
    »Und die Tür sah schon immer so demoliert aus?«
    »Nein! Vor kurzem ist hier einer eingebrochen, hat aber nichts geklaut, weil es bei mir nichts zu holen gibt«, murrte Steven. »Hat nur ein Scheiß-Chaos angerichtet. Verdammt ärgerlich, der Typ hätte doch ein paar Kröten dalassen können, als er gemerkt hat, was für ein armer Schlucker ich bin.«
    »Hast du den Einbruch bei der Polizei angezeigt?«
    »Bei den Scheiß-Bullen anzeigen? Sie sind gut!« Das Staunen des Jungen war echt. »Kein Schwein interessiert sich für uns. So was ist für die doch kein Verbrechen, wenn ein Unfall, bei dem eine alte Frau totgefahren wird, kein Verbrechen ist!«
    »Genau wegen dieses Unfalls sind wir hier!«
    »Das war kein Scheiß-Unfall! Abgemurkst haben die meine Oma«, blaffte der Junge weiter. Sein Blick war unentwegt auf den Boden gerichtet und seine langen, blonden Haare fielen über sein Gesicht, so dass Kullmann nichts davon erkennen konnte. Nur die abstehenden Ohren lugten unter den langen Haaren hervor.
    »Das wollen wir jetzt und hier genau klären«, beruhigte Kullmann Steven wieder. »Also, wo ist der Unfall passiert und wo hast du gestanden, dass du das alles so gut erkennen konntest?«
    Steven ging mit den Beamten auf den Balkon.
    »Schauen

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