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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Sie«, zeigte er hinunter auf die Straße. »Auf der anderen Seite vom Parkplatz ist das Geschäft, wo meine Oma immer einkaufen ging. Ich habe ihr immer geholfen, die schweren Tüten zu tragen. War ja nicht mehr so fit, die Alte. An dem Scheiß-Tag war es verdammt früh dunkel. Ich hatte meiner Oma gerade die Tasche abgenommen und war schon auf der anderen Straßenseite angekommen, als der Idiot mit der Scheiß-Karre angerast kam wie ein Bekloppter. Meine Oma war einfach nicht mehr schnell genug, war ja schon achtundsiebzig. Ohne zu bremsen ist der Scheißkerl auf meine Oma losgefahren. Ich war leider zu weit weg, deshalb konnte ich nichts mehr für sie machen.«
    »Kannst du den Unfall auch ohne deine Fäkaliensprache schildern?«, fragte Kullmann betont gelassen. »Der Begriff Scheiße in jedem zweiten Wort ist nicht gerade aussagekräftig!«
    »Scheiße Mann, Sie haben doch keine Ahnung. Ich kam mir so verdammt beschissen vor, weil ich zusehen musste, wie meine Oma durch die Luft wirbelte.«
    Eine Weile blieben alle drei still, bis Jürgen fragte: »Wie konntest du die Männer im Auto erkennen, wenn es schon so früh dunkel war?«
    »Schauen Sie mal genau hin!«, zeigte der junge Mann wieder zur Unfallstelle. »An der Stelle, wo der Unfall passiert ist, hängt eine Straßenlampe. Meistens ist das Ding kaputt, weil irgendeiner etwas dran schmeißt. Aber an dem Abend war sie an und ich konnte alles sehen.«
    Die Erklärung klang einleuchtend, wenn Kullmann den Worten dieses hitzköpfigen Jungen glauben konnte.
    »Als ich den Unfall bei den Bullen melden wollte, haben die sich einen Scheißdreck für den Tod einer alten Frau interessiert!«
    »Das sind böse Anschuldigungen! Wie kannst du so etwas behaupten?«, wies Kullmann den jungen Mann in seine Schranken.
    »Weil die Bullen mich nicht nach irgendwelchen Einzelheiten gefragt haben. Das hat die gar nicht interessiert, schließlich war es spät, die wollten nur noch Feierabend machen.«
    »Du bist also auf die Wache gegangen?«
    »Sag ich doch! Aber den Weg hätte ich mir sparen können! Die haben nichts gemacht. Gar nichts! Heute weiß ich wieso, weil es Scheiß-Bullen waren, die meine Oma totgefahren haben«, schimpfte der Junge vor sich hin.
    »Das wollen wir erst einmal klären«, stellte Jürgen klar, woraufhin der Junge verstummte.
    »Wie ist es herausgekommen, wer das Auto gefahren hat?«, fragte Kullmann.
    Verblüfft schaute der Junge abwechselnd von Kullmann zu Jürgen. Kullmann bekam den Eindruck, dass er genau überlegte, was er darauf antworten sollte.
    »Steven, antworte uns«, drängte er Steven.
    Es dauerte eine Weile, bis Steven endlich reagierte: »Walter Nimmsgern ist irgendwann gekommen und hat wissen wollen, was passiert ist. Meine Oma war seine Tante.«
    »Wie hatte Walter Nimmsgern von dem Unfall erfahren?«, fragte nun Jürgen.
    »Er ist bei Rot über die Ampel gefahren – so hat er es mir erzählt – und musste deshalb zur Verkehrspolizei. Dort ist er auf die Unfallgeschichte mit meiner Oma gestoßen. Er ist gleich zu mir gekommen und wollte genau wissen, was passiert ist.«
    »War Walter Nimmsgern allein, als er zu dir kam?«, fragte Kullmann.
    »Nein, es war jedes Mal einer dabei, aber den Namen weiß ich nicht!«
    »Wie sah der Kollege denn aus?«
    Nun lachte Steven zum ersten Mal: »Den kann ich gut beschreiben: der sah aus wie Heiner Lauterbach zu seinen Glanzzeiten!«
    Horst Esche, dachten Jürgen und Kullmann gleichzeitig.
    »Walter hat mir großkotzig versprochen, sich darum zu kümmern«, beschwerte sich der Junge. »Hoch und heilig! Aber der Dickwanst hat noch nie was gepeilt gekriegt.«
    »Du weißt, dass Nimmsgern inzwischen tot ist?«
    »Ja, ich weiß, dass mein Onkel tot ist.«
    »Peter Biehler und Andreas Hübner sind ebenfalls tot!«
    »Ich breche aber nicht in Tränen aus! Meine Oma ist auch tot, schon vergessen?«
    »Seit wann wusstest du, wer die beiden Autofahrer waren?«
    »Seit Walter mir das gesteckt hat.«
    »Warum hat er das getan?«, fragte Jürgen staunend.
    »Keine Ahnung. Vielleicht wollte er angeben. Was weiß ich?«
    »Dein Hass auf die beiden muss verdammt groß gewesen sein«, überlegte Jürgen laut.
    Steven schaute weiterhin zu Boden und meinte trotzig: »Groß ist gar kein Ausdruck! Die bringen einfach meine Oma um und kommen so davon. Unsereiner muss schon bluten, wenn er einen schief anguckt. Die Scheiß-Bullen dürfen doch alles!«
    »Wie sehr hast du die beiden Polizisten und Walter Nimmsgern

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