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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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eine Spinne aus. Ein anderes schwebte einfach
in der Luft, ohne sichtbare Stützen. Es ähnelte entfernt
einer Schreibmaschine mit Scheinwerfern. Ein anderes hatte die
Größe eines unteren Mittelklassewagens, und es versuchte,
mit jedem Menschen zu sprechen, der blonde Haare hatte, und zwar in
einer Sprache, die vor allem aus Grunzlauten und
Windbrecher-Getöse zu bestehen schien. Und wieder ein anderes
wechselte anscheinend ständig die Größe und Form und
verblüffte einen jedesmal, wenn man es ansah. Sie alle
ließen sich nur unter größten Schwierigkeiten
auseinandernehmen, und die Analyse der Einzelteile, die nach und nach
herausgelöst werden konnten, ergaben keinerlei Sinn.
     
    Professor Feldman saß neben dem Polizeichef, der auf ein
Gespräch mit Cesare wartete, um ihn zu fragen, ob er irgend
etwas über den Luftwaffen-General wüßte, der –
so hatte es den Anschein – vor ein paar Tagen vom Dach des
Gebäudes in den Tod gesprungen war. Der Professor hatte sich
darüber mit dem Polizeichef unterhalten und stellte mit
Entsetzen fest, daß es sich um denselben General handelte, mit
dem er eine Woche zuvor gemeinsam gewartet hatte. Der andere General,
der immer noch da war und wartete, sagte, daß er zu den
Ermittlung nichts beitragen könne.
    »Schachmatt«, sagte Professor Feldmann nach acht
Zügen.
    »Sind Sie sicher?« fragte der Außenminister und
beugte sich weiter vor, um das Brett eingehend zu prüfen.
Feldman wollte gerade antworten, als der junge Sekretär zu ihm
kam und ihm auf die Schulter tippte.
    »Professor Feldman?«
    »Ja?«
    »Würden Sie bitte hineingehen? Mr. Borges möchte
Sie gern sprechen.«
    Der junge Sekretär begab sich wieder zu seinem Platz. Der
Professor sah die anderen nacheinander entgeistert an. Sie starrten
ihn ihrerseits mit der typischen Verachtung der Neidischen für
den zu Unrecht Begünstigten an. Der verbliebene General bedachte
ihn unverblümt mit einem höhnischen Lächeln und warf
einen bedeutsamen Blick auf das Flickwerk von Orden, das die eine
Seite seiner Brust bedeckte. Der Professor sammelte stillschweigend
seine Papier ein und vermachte sein Lunchpaket und seine
Zeitschriften dem Polizisten. Er zog sich die Krawatte fest und ging
so energischen Schrittes, wie er konnte, zur Tür, wobei er sich
immer noch fragte, warum ausgerechnet er hereingerufen wurde, vor den
anderen Leuten, die schon viel länger warteten.
    Cesare Borges rückte seine Krawatte zurecht, legte die
Ausgabe von National Geographic beiseite und leerte das kleine
Kästchen, das die Namen der Leute enthielt, die draußen im
Vor-Vorbüro saßen, in den Papierkorb aus. Professor
Feldmans Zettel steckte als Lesezeichen in Cesares Zeitschrift.
    »Nun?« sagte er, als Professor Feldman den Raum betrat.
Cesare wies ihn mit einer Handbewegung an, auf einem Stuhl vor dem
wuchtigen Schreibtisch Platz zu nehmen. Feldman setzte und
räusperte sich. Er nahm einige Papiere zur Hand und verteilte
sie ehrfurchtsvoll auf Cesares Schreibtisch.
    »Nun, Sir, dies sind einige der Entwicklungen, an denen wir
während dieser ersten Phase gearbeitet haben; ich verwende
dafür gern den Ausdruck…«
    »Was soll das sein?« schnaubte Cesare und hielt ein
Blatt Papier mit einer Zeichnung darauf hoch.
    »Das? Das ist… äh… die neuartige Konstruktion
einer Schlammpresse zur Herstellung von Bausteinen unter
schlechtesten technologischen Voraussetzungen.«
    Cesare sah ihn an. Er nahm ein anderes Blatt Papier in die
Hand.
    »Und das hier?«
    »Das ist ein Querschnitt durch eine neue,
unkostengünstige, langlebige Toilette, die wir für den Fall
entworfen haben, daß Wasser einen entscheidenden Kostenfaktor
darstellt.«
    »Sie haben zwei Millionen vom Geld der Firma dafür
verbraten, ein Klo zu entwerfen?« sagte Cesare mit
belegter Stimme.
    »Nun, Sir, es ist sehr wichtig. Es ist nur eine Komponente in
einem umfassenden System von kostensparenden, nutzenintensiven,
zusammenwirkenden Einrichtungen, die für die Anwendung in der
Dritten Welt konstruiert sind. Natürlich werden die
Entwicklungskosten wahrscheinlich durch die Produktion aufgefangen
werden, obwohl die einhellige Ansicht herrscht, daß es für
das allgemeine Ansehen der Firma und der angegliederten
Universitäten sehr gut wäre, wenn im Endverkaufspreis kein
eigentlicher Gewinnanteil enthalten wäre.«
    »Tatsächlich?« sagte Cesare.
    Der Professor hüstelte nervös. »Ich glaube schon,
Sir. Das wurde bei der letzten Aktionärsversammlung zum

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