Kultur 08: Der Algebraist
Wissens nicht«, sagte der Administrator mit
einem weiteren strengen Blick auf Hatherence.
»Und die Militärschiffe im Orbit um Third Fury?«,
fragte der Colonel.
(- Pst!, signalisierte Fassin.
- Nein!, sendete sie zurück.)
»Was denn für Schiffe?« Der Administrator war
sichtlich verwirrt.
»Was ist mit dem Planeten Sepekte?«, wollte Fassin
wissen.
»Ich habe keine Ahnung«, erklärte der Administrator
und sah ihn forschend an. »Wolltest du mich nur deshalb
sprechen? Um dich nach dem Schicksal von irgendwelchen Monden und
fernen Planeten zu erkundigen?«
»Nein, Madame. Ich wollte Sie sprechen, weil ich
befürchte, dass Nasqueron in Gefahr schwebt.«
»Wirklich?«, platzte Y’sul heraus.
»Tatsächlich?«, seufzte der Administrator.
Selbst Hatherence hatte sich gedreht und sah ihn an.
»Die ›Schnellen‹ stehen vor dem Ausbruch eines
Krieges, Madame«, erklärte Fassin. »Er wird ganz
Ulubis erfassen, und es ist nicht ausgeschlossen, dass einige der
beteiligten Streitkräfte versuchen, Nasqueron und seine Dweller
auf irgendeine Weise in die Feindseligkeiten mit
hineinzuziehen.«
Der Administrator kreiste ein Stück weit zurück und
rollte den äußeren Flossensaum ein, was bei den Dwellern
gleichbedeutend war mit einem Stirnrunzeln.
(- Major?, sendete der Colonel. – Davon haben Sie
mir nichts gesagt. Worauf stützen Sie diese Behauptung?
Gibt es etwas, das Sie mir verheimlichen?
- Eine Ahnung. Ich versuche nur, Aufmerksamkeit zu erregen.
Außerdem muss ich Sie darauf hinweisen, dass
Signalflüstern hier als unhöflich gilt.)
Der Administrator sah Fassin noch etwas länger an und wandte
sich dann an Y’sul. »Ist dieser Mensch immer
verrückt?«
Y’sul ließ ein schmatzendes Geräusch hören.
»Definitionssache.«
»Nasqueron könnte Ziel weiterer Bombardierungen
sein«, beharrte Fassin. »Sogar ein Überfall wäre
möglich.«
»Ha!«, lachte Y’sul.
»Wir sind nicht wehrlos, Mensch Taak!«, sagte der
Administrator laut.
Nein, aber eure Raumschiffe sind undichte uralte Klapperkisten
und eure Planetenverteidigung ist auf dumme Felsen ausgerichtet, dachte Fassin müde. Du sagst das sehr
überzeugend, aber wenn sich die Invasoren von Epiphanie 5 zu
einem Angriff entschließen oder die Merkatoria mich für
tot hält und auf direktere Weise in den Griff zu bekommen sucht,
was immer sich in Valseirs Bibliothek befindet, könnt ihr nicht
viel tun, um sie aufzuhalten. Nach allem, was ich gesehen habe,
könnte ein einziger Zerstörer der
Navarchie-Streitkräfte im Lauf der Zeit euren ganzen Planeten
verwüsten.
»Natürlich nicht«, stimmte er zu. »Aber ich
möchte Sie doch bitten, diese Information an die
zuständigen Behörden weiterzugeben. Wer gewarnt ist, kann
sich besser verteidigen.«
»Ich werde es mir merken«, erklärte der
Administrator ungerührt.
Verdammte Scheiße, dachte Fassin. Du wirst einen
Dreck tun. Du wirst niemandem ein Wort davon sagen.
Y’sul schaute auf. »Was ist das?«, fragte er.
Fassin schaute auf und erschrak zu Tode. Ein dicker, etwa zwei
Meter hoher Zylinder mit Flügelrädern schwebte genau
über ihnen in der Dunkelheit vor der Öffnung in der Decke
aus Diamantplättchen und richtete ein langes schwarzes Rohr auf
sie.
Der Administrator stöhnte. »Oh nein«, sagte sie
dann. »Das ist die Presse.«
»Scholisch! Meinen guten Brustharnisch, du hirnlose
schwartenkauende Abgaswolke!«
Y’sul warf mit einem Stück Panzerung quer durch den Raum
nach seinem Diener. Die Karbonplatte mit der Tarnbemalung trudelte
durch das Gas, wechselte hektisch die Farben, um sich ihrer Umgebung
anzupassen, verfehlte nur knapp mehrere andere Dweller – der
große Raum war ziemlich voll, die Leute mussten sich ducken,
zur Seite hüpfen oder ausweichen – flog dicht an Scholisch
vorbei und bohrte sich mit einem dumpfen Schlag in ein
SchwebeBaum-Paneel. Bevor sie genügend Zeit hatte, sich zu
integrieren, zog Scholisch sie aus der Wand und verschwand murrend
damit in einem Nebenraum.
»Verzeihung«, sagte Colonel Hatherence scharf zu einem
Dweller, der in dem allgemeinen Gedränge, das durch den ganzen
Raum ging, um dem Harnischteil freie Bahn zu schaffen, gegen sie
gestoßen war.
»Gewährt!«, sagte der Dweller und setzte sein
Gespräch mit einem von Y’suls Verwandten fort.
Y’sul schickte sich an, Hauskip zu verlassen und mit seinen
Schützlingen, Fassin und der Oerileithe, in den Krieg zu ziehen.
Seine neue Kampftracht war erst heute Morgen (mit
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