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mit feinem Pinselstrich gemalte Stadtansichten, bei ihm vor allem von Venedig und Dresden.Der Streit um die Erhaltung des Weltkulturerbes Dresdner Elbtal würde ohne Canalettos Veduten vermutlich gar nicht so heftig toben.
4. Angelika Kauffmann (1741–1805). Nur wenigen Frauen gelang es vor dem 20. Jahrhundert, als Malerin ernst genommen zu werden. Die aus Chur stammende klassizistische Künstlerin war eine Ausnahme in der Zeit der Weimarer Klassik.
5. Henri Rousseau (1844–1910). Er gilt zwar als Vertreter der Naiven Kunst, seine Bilder sind aber keineswegs so naiv, wie es scheint. Sie haben etwas Magisches und wurden von den Surrealisten bewundert. Übrigens brachte er sich das Malen selbst bei.
6. Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901). Vor allem für seine Jugendstilplakate für Pariser Etablissements wie das »Moulin Rouge« in der Epoche des Fin de Siècle bleibt Toulouse-Lautrec in Erinnerung.
7. Piet Mondrian (1872–1944). Seine Bilder erkennt man sofort an den unterschiedlich großen roten, blauen, gelben, schwarzen Flächen, getrennt durch kräftige schwarze Linien. So ging er in die Annalen der abstrakten Malerei ein.
8. Marc Chagall (1887–1985). Der Maler wurde als Jude in Witebsk im heutigen Weißrussland geboren. Berühmt wurde er für seine sowohl vom Expressionismus als auch von der russischen Volkskunst beeinflussten neutestamentarischen Motive und für seine farbintensiven Kirchenfenster von St. Stephan in Mainz.
9. George Grosz (1893–1959). Seine bissigen, karikaturartigen Gemälde stellen die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Elite der Weimarer Republik bloß.
10. Salvador Dalí (1904–1989). Als einer der Hauptvertreter des Surrealismus ist er vor allem wegen seiner zerfließenden Uhren bekannt. Außerdem war er ein Genie des Selbstmarketings, weshalb er auch mit vielen mittelmäßigen Arbeiten noch gutes Geld verdienen konnte.
MODERNE KUNST
S oeben ist bei Durand-Ruel eine Ausstellung eröffnet worden, angeblich eine, die Gemälde zeigen soll. Ich trete ein, und meinen entsetzten Augen bietet sich etwas Fürchterliches. Fünf oder sechs Wahnsinnige, darunter eine Frau, haben sich zusammengetan und ihre Werke ausgestellt. Ich sah, wie Besucher sich vor diesen Bildern vor Lachen wälzten. Mir blutete das Herz beim Anblick der Bilder. Diese Leute […] nehmen ein Stück Leinwand, Farbe und Pinsel, werfen auf gut Glück einige Farbkleckse hin und setzen ihren Namen unter das Ganze. Es ist eine ähnliche Verblendung, als wenn die Insassen einer Irrenanstalt Kieselsteine aufheben und sich einbilden, sie hätten Diamanten gefunden.«
Erinnert dieser Ausruf des Entsetzens nicht an jemanden, der heutzutage von einer Ausstellung moderner Kunst erzählt? Haben nicht viele von uns schon einmal beim Anblick zeitgenössischer Kunstwerke gedacht: »Das soll Kunst sein?«, »Das könnte ich auch!« Haben wir uns nicht schon über Berichte amüsiert, bei denen von Schimpansen gemalte Bilder von Experten als großartige Kunstwerke gelobt wurden?
Auf die Bemerkung »Das kann ich auch!« antwortet Jean-Christophe Ammann, einer der wichtigsten Ausstellungsmacher der Gegenwart, gerne mit dem Satz: »Ja, das können Sie auch, aber es ist nicht Ihre Idee, die Sie sich aneignen!« Kunst kommt in Wahrheit nicht nur von Können, sonst handelte es sich um Kunsthandwerk. Bei Kunst geht es darüber hinaus um die Originalität der Idee.
Das harsche Urteil übrigens, das Sie eingangs gelesen haben, erschien am 3. April 1876 in der Tageszeitung »Le Figaro«. Es stammt von dem damals hoch geachteten deutsch-französischen Kunstkritiker Albert Wolff. Der Autor befasst sich in seinem Artikel mit der ersten Ausstellung einer Gruppe von jenen Künstlern, die als Impressionisten bekannt wurden, also die bereits vorgestellten Claude Monet, Paul Cézanne, Pierre-Auguste Renoir und Edgar Degas. Ihre Werke erzielen heute bei Auktionen Höchstpreise und finden als Kunstdrucke oder Kopien reißenden Absatz. Mit den Impressionisten beginnt für die Kunsthistoriker die sogenannte Moderne Kunst. An ihre Art, die Wirklichkeit zu sehen, haben wir uns mit den Jahrzehnten längst gewöhnt. Was damals zu Entsetzen und Ablehnung führte, empfinden wir heute als schön.
Den Begriff »moderne Kunst« verwenden vor allem Laien für Kunstwerke, die zu verstehen ihnen Schwierigkeiten bereitet. Experten sprechen dagegen lieber von »zeitgenössischer Kunst«. Lassen
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