Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Literatur, die nicht in Versen verfasst ist) in erster Linie dadurch, dass sie sich gebundener Sprache bedient. Das heißt, der Rhythmus der Sprache unterliegt bestimmten Regeln. Dabei geht es um die Abfolge kurzer und langer, betonter und unbetonter Silben. Man spricht hier vom Versmaß oder Versfuß. Die alten Griechen zum Beispiel mochten besonders den Jambus (unbetonte Silbe, betonte Silbe). Ein recht einfaches Versmaß, das leicht zu erkennen ist, wie in den folgenden Gedichtzeilen des Barockdichters Matthias Claudius deutlich wird.
Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar
Es geht auch komplizierter: Ein Adonius ist ein fünfsilbiger Versfuß (kurz, kurz, lang, kurz, kurz), der Teil einer antiken Strophenform (der »Sapphischen Strophe«) ist. Ein dreisilbiger Versfuß (lang, kurz, kurz) heißt Daktylus. Auch dafür gibt es ein schönes Beispiel aus dem Gedicht »Die Rose von Newport« von Conrad Ferdinand Meyer:
Springende Reiter und flatternde Blüten
einer Voraus mit gescheitelten Locken –
Ist es der Lenz auf geflügeltem Renner?
Neben vielen weiteren Versmaßen besteht auch noch die Möglichkeit ihrer Kombination: So ergeben sechs Daktylen einen Hexameter. Hier die Definition eines Hexameters aus einem Schulbuch: »Der Hexameter ist ein antiker Vers, der aus sechs Einheiten besteht, die jeweils aus einer langen und zwei kurzen Silben bestehen, wobei die beiden kurzen Silben auch durch lange ersetzt werden können (außer in der fünften Einheit) und die sechste Einheit immer nur aus zwei Silben besteht (entweder aus zwei langen oder aus einer langen und einer kurzen).«
Mein Lateinlehrer pflegte unsere Klasse in den Wahnsinn zu treiben, indem er uns anwies, lateinische Gedichte in Hexameterbetonung vorzulesen. Auch die »Ilias« von Homer besteht aus Hexametern. Die Verse sind zudem so hoch kompliziert miteinander verschränkt, dass man sich wundert, wie bei der Fülle an Betonungsregeln überhaupt noch ein Sinn entstehen kann.
Wenn man das im Deutschen nachzudichten trachtet, klingt es nicht minder gestelzt und wird nur mühsam verständlich, wie die ersten Zeilen der »Ilias« beweisen (1793 übersetzt von Johann Heinrich Voß):
Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren
Jammer erregte,
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet:
Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich entzweiten
Atreus Sohn, der Herrscher des Volks, und der
edle Achilleus.
Ein Tipp, um niemanden von der Lektüre der »Illias« abzuschrecken: Der österreichische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott hat in seiner Übersetzung der »Ilias« die Hexameter über Bord geworfen und damit dem modernen Leser eine spannende Geschichte geliefert.
Wer sich selbst einmal als Dichter üben möchte, versucht es am besten mit einem Haiku. Diese japanische Gedichtform für Naturbeschreibungen verlangt drei Zeilen mit fünf, sieben und wieder fünf Silben. Die Betonung spielt in den deutschen Versionen keine Rolle.
Damit ist klar geworden: Gedichte können sich reimen, müssen es aber nicht. Ausschlaggebend ist nur, dass Lyrik in gebundener Sprache, also in einem bestimmten Versmaß verfasst ist. Am besten nähert man sich Poesie jeglicher Art, indem man die Gedichte laut vorliest. Dann lässt sich der Schönheit der Verse lauschen, und man bekommt ein Gefühl für den Rhythmus der Sprache.
Was alles zur Epik gehört
Die dritte Gruppe der Literatur wird als Epik bezeichnet, auch als erzählende Literatur bekannt. Sie lässt sich in drei weitere Untergruppen einteilen.
Zu den biografischen Werken gehören Autobiografien, Briefe und Tagebücher. Zur Orientierung sei hier kurz der wichtige Unterschied zwischen Autobiografie und Biografie erklärt: Wenn ein Autor über das Leben einer anderen Person eine Biografie schreibt, dann sollte er sich möglichst an die Fakten halten (sonst handelt es sich um einen biografischen Roman). Biografien werden deshalb zur Sachliteratur gezählt. Natürlich erwarten wir auch bei Autobiografien einen gewissen Realitätsbezug, aber seien wir ehrlich: Wer von uns neigtnicht dazu, seinen Lebensweg hier und dort ein bisschen zu manipulieren, um in einem besseren Licht dazustehen …?! Um des Effekts willen ist der Autor seiner eigenen Biografie durchaus geneigt,
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