Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Bezugsperson.
Bestimmt sitzt sie irgendwo und heult sich die Augen aus.«
Aber in
diesem Punkt irrte Michael Wiener gewaltig.
12
»Bloß gut, dass du mich gleich
anrufen konntest!« Erleichtert schloss Conny ihren Peter in die Arme. »Die
Zentrale war allerdings schneller, die hatten mich schon über den Unfall
informiert. Allerdings war zu der Zeit noch nicht klar, ob du verletzt wurdest.
Also ehrlich! So ein Schreck am frühen Morgen«, sprudelte es aus ihr heraus.
Nachtigall
wusste, dass die vielen Worte ihren Schock verbergen sollten.
Sicher,
sie hatte gewusst, dass sie einen Mann heiratete, der gelegentlich in
gefährliche Situationen geraten konnte – doch
die meiste Zeit über dachten weder er noch sie darüber nach, wie leicht er
dabei auch ernsthaft Schaden nehmen konnte. Das wäre auch ungesund, dachte er,
dann würde uns das Lachen abhandenkommen und wir könnten vor lauter Sorge nicht
mehr aufrecht gehen.
»Ach
je. Da siehst du mal, wie fix die Jungs manchmal sein können. Aber es ist nicht
wirklich viel passiert. Der Arm gebrochen und eine leichte
Gehirnerschütterung«, wiegelte der Hauptkommissar ab und hielt seinen grünen
Arm hoch.
Conny
lachte leise.
»Nichts
Wichtiges kaputt«, stellte sie dann zufrieden fest und Peter drohte mit der
unverletzten Hand.
»Heute
habe ich Schonung verdient«, tat der Herr des Hauses wehleidig und Conny zog
ihn in die Küche. Casanova, der rotgetigerte Kater des Hauses, folgte den
beiden in gebührendem Abstand. Er erinnerte sich an den seltsamen Geruch, der
Nachtigall umwaberte. Und er wusste, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Wahrscheinlich würde er ein bisschen mehr schmusen müssen, um gute Stimmung in
den Abend zu zaubern.
»Heute
gibt es Schweinesteaks. Die werde ich dir dann wohl in mundgerechte Happen
schneiden. Ist ja gar nicht schlecht, wenn man so einen Service früh einübt«,
sie zwinkerte ihrem Mann schelmisch zu. »Erzähl mir, was passiert ist, während
ich das Fleisch brate.«
Klappernd
stellte sie eine Pfanne auf den Herd, griff nach dem Rapsöl. »Nun?«
»Wir
wurden in einen kleinen Ort gerufen, weil es dort Morddrohungen gegen die
Totengräber gegeben hatte, die den Friedhof zum Umzug vorbereiten. Der Mob
hatte für heute die Vollstreckung angekündigt. Na, und auf der Strecke hat mich
ein großer schwarzer Wagen von der Straße gedrängt.« So, fand Nachtigall,
stimmte die Geschichte und klang doch nicht allzu dramatisch.
»Michael
hat dich nach Hause gebracht. Nur wegen des gebrochenen Arms?«, fragte Conny
nach und drehte sich zu ihm um. Ihre Miene war ungewöhnlich ernst.
»Der
Wagen hat sich bei der Aktion überschlagen. Ich fürchte, dessen Blessuren
werden nicht mehr heilen.«
»Wo ist
er denn jetzt?«
»Auf
dem Weg zur KTU. Du weißt schon – wegen der Lackspuren des
Unfallflüchtigen.«
»Habt
ihr den Kerl?« Sie wandte sich der Pfanne zu. Legte das Fleisch ins heiße Öl.
Sofort erfüllte ein wunderbarer Duft die Küche. Selbst Domino, die die Heimkehr
des Hausherrn wohl verschlafen hatte, kam eilig angelaufen, um nicht
versehentlich übergangen zu werden, sollte für die pelzigen Mitbewohner eine
Sonderzuwendung abfallen.
Casanova
hielt respektvollen Abstand zum Herd. Er saß aufrecht neben Nachtigall und
beobachtete die Szene. Sensibel wie er war, spürte er, dass irgendetwas nicht
stimmte. Nichts war wie sonst. Die Atmosphäre trotz der ruhigen Stimmen
eigentümlich aufgeheizt. Er beschloss, seine Menschen gut im Auge zu behalten.
»Nein.
Obwohl die Kollegen schnell die Straße gesperrt hatten. Aber das wird schon«,
tat Peter die Angelegenheit ab. »Wahrscheinlich so ein jugendlicher
Verkehrsrowdy, der sich gar nicht im Klaren darüber war, was er da verbockt
hat. Vielleicht sollte ich hinten einen großen Aufkleber ›Polizei im Einsatz‹
anbringen. Das schreckt ab.«
Connys
Rücken war anzusehen, dass sie mit dieser Erklärung nicht einverstanden war.
»Nachtigall,
du sagst mir nicht die Wahrheit!«, empörte sie sich leise.
Der
Hauptkommissar schob sich neben seine Frau und legte den unverletzten Arm
liebevoll um ihre Taille. Zog sie näher an sich heran. Küsste sie auf den Hals,
dann, als sie ihm das Gesicht zuwandte, leidenschaftlich auf die Lippen.
»Ich
beteilige mich nicht an Spekulationen über die Frage: Mordversuch – ja
oder nein. Natürlich haben die Kollegen sofort darüber nachgedacht. Michael war
Zeuge des Unfalls, der arme Junge stand unter Schock, da bewertet man die
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