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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Dinge
manchmal aus einem falschen Blickwinkel. Über das eventuelle Motiv denke ich
nach, wenn wir wissen, wer hinter dem Steuer saß.«
    »Sehr
vernünftig, Herr Hauptkommissar«, antwortete Conny spöttisch. »Ganz
intellektgesteuert.«
    Eine
Träne rollte über ihre Wange. Nachtigall fing sie ein. »Lass gut sein, Conny.
Mir ist so gut wie nichts passiert. Die Kollegen finden den Wagen, den Fahrer – alles
geht seinen Gang. Wäre doch schade, wenn uns die Sache den Abend verderben
dürfte.«
    Casanova
beschloss, die Stimmung am Herd grundsätzlich zu verbessern.
    Er
drängelte sich in eine nicht vorhandene Lücke zwischen seinen Menschen, presste
seinen drahtigen Körper gegen Nachtigalls Beine, während Domino, wie auf ein
geheimes Kommando hin, an Conny arbeitete. Dabei schnurrten und maunzten die
Katzen ungewöhnlich laut.
    »Siehst
du, die Katzen können es auch nicht leiden, wenn hier gedrückte Stimmung
herrscht«, lachte Nachtigall erleichtert über die Unterstützungsmaßnahme der
haarigen Hausgenossen.
    Conny
stimmte ein – wenn auch zögernd.
    Als sie
wenig später auf der Couch saßen, Nachtigall ein Tablett auf den Knien
balancierend, die Gabel in der Rechten, wollte Conny wissen, um welchen neuen
Fall es eigentlich ging. Denn schließlich sei er ja nicht des Unfalls wegen
erst so spät nach Hause gekommen.
    »Unerwartet
wurde aus den diffusen Morddrohungen doch noch ein Mordfall.«
    »An
einem der Totengräber? Du liebe Güte, wie symbolträchtig!«
    »Nein,
nein. Denen ist nichts passiert. Wir waren ja da.« Nachtigall warf sich, so gut
es in dieser Position und mit Gipsarm eben ging, in Positur. »Die
Abbaggerungsgegner standen allerdings vor dem Friedhofstor. Transparente waren
über den Zaun ausgespannt, und man skandierte Verwünschungen gegen die beiden
Männer, die sich diesen Sondereinsatz ja nicht ausgesucht hatten. Zum Glück
hatten die beiden hinter sich das Tor abgeschlossen. Über den Zaun wollte wohl
keiner der Demonstranten klettern. Man kann ja schlecht einen pietätvolleren
Umgang mit den Toten fordern und dann selbst über die Einfriedung klettern.
Kurz bevor Michael und ich ankamen, hatten die beiden in einem Grab einen
Leichnam gefunden.«
    »Was
für eine Überraschung!«, grinste Conny.
    »Schlecht
formuliert! Einen zusätzlichen Leichnam. Auf dem Sarg des eigentlichen
Grabstellenbesitzers. Und so wurde dann doch ein Mordfall aus der Sache.«
    »Auf
einem der enterdigten Särge? Du liebe Güte. Gänsehautfeeling programmiert.«
    »Das
Opfer hatte mit der Kohleprotestbewegung gar nicht viel zu tun.« Im selben
Augenblick fragte sich Nachtigall, ob das wirklich so stimmte. Aus der
aktuellen Diskussion über die Umfriedung des Friedhofs hatte Lombard sich
rausgehalten – aber zuvor war er wichtiges Mitglied der Bewegung gewesen.
    »Wie
ich dich kenne, gehst du mit Gehirnerschütterung und Gipsarm auf Mörderjagd!«
Conny prostete ihrem Mann zu, der, um sein Glas ebenfalls zu heben, erst die
Gabel zur Seite legen musste.
    »Hoffentlich
kriegst du es nicht wieder mit mehreren Opfern zu tun. Es könnte ja auch mal
bei einem bleiben. Ein hübscher, überschaubarer Mord unter Freunden.«
    Doch
diese Hoffnung Connys sollte sich nicht erfüllen.
     
    In dieser Nacht schlief Peter
Nachtigall denkbar schlecht. Zwar hatte er sich den ganzen Tag über
unbeeindruckt gegeben, doch nun, in der Ruhe und Dunkelheit der Nacht, krochen
die Schrecken heran, bedrängten ihn, gaukelten ihm Horrorszenarien vor.
Casanova, der stets aufmerksame Kater, deutete das wilde Rumoren des
Schlafenden richtig. Gerade als Nachtigall sich auf den Schienen stehen sah,
die Augen fest auf die heranrasenden Lichter einer Lokomotive gerichtet, die
aus einem Tunnel herangebraust kam – ,
pirschte er sich ans Bett heran, stieg verbotenerweise auf die Matratze, schob
sich unter die Bettdecke und kuschelte die Albträume der Nacht zurück in die
Ecke der Fantasie, aus der sie hervorgeschlichen waren.
    Die
Albträume, die den Hauptkommissar am nächsten Tag erwarten würden, konnte der
Kater natürlich nicht erahnen.

13
     
    »Alle?«
    »Ja.
Alle Gebäude müssen geräumt werden. Die Stationen in diesem Teil des Klinikums
ziehen um. Komplett.«
    Die
Schwester stöhnte.
    »Hören
Sie, 50 Kilogramm sind eine gefährliche Sache. Wenn das hochgeht, fliegen Sie
und die Patienten mitsamt den Mauern weg!«
    So oder
so ähnlich hatten die Beamten der Schutzpolizei nicht nur im Klinikum
argumentieren müssen, sondern auch bei den

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