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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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versuchte,
nicht hinzusehen. Ihm wurde schon allein vom Anblick der ekligen Masse übel.
Und den Toten gefiel so ein Benehmen sicher auch nicht.
    »Sicher
Sondergenehmigung!«
    »Diese
großen Konzerne! In diesem Staat dürfen die sich so richtig austoben. Müssen
sich für gar nichts mehr verantworten und es ist niemand da, der ihnen Einhalt
gebietet. Ist echt kein Wunder, wenn dieser Staat mit Mann und Maus untergeht!
Ehrlich!«
    Hannes
hatte keine Lust auf eine Diskussion mit Stefan über Politik. Führte zu nichts.
    »Von
wegen ›letzte Ruhestätte‹! Pustekuchen. Wenn du dem Geld im Weg ruhst, wirst du
eben einfach ausgegraben und umgetopft!«
    »Ja,
ja!«, murrte Schmieder, dem der Neue gehörig auf die Nerven ging. »Hier auf
meiner Liste steht genau drauf, wo wir heute mit der Arbeit beginnen sollen.
Warte mal – das ist … «, grübelte er und streckte dann triumphierend den Zeigefinger
aus, »dort drüben!«
    Bomme
murrte bei jedem Schritt.
    »Wenn
noch mal so was auftaucht wie gestern, dann kriege ich sicher Albträume. Sah
aus, als wäre der beinahe noch lebendig. Huh!«
    »Wir
sind erst den zweiten Tag hier!», erinnerte ihn der Ältere. »Was hast du denn
erwartet? Was glaubst du, findet man auf einem Friedhof?«, fuhr er den anderen
an. Diese Arbeit ist eben nichts für Sensibelchen und Weicheier, dachte er, da
braucht es schon den ganzen Kerl mit extra starken Nerven.
    »Aber
so was? Nee, wirklich nicht!«
    »Fettwachsleiche«,
erklärte Schmieder ungerührt. »Gibt es in unserer Gegend häufig. Wenn der Boden
nicht durchlässig ist und die Leiche immer im Wasser liegt. Dann findet eben
keine Verwesung statt.«
    »Öfter?«
Jetzt klang Bomme zunehmend hysterisch. »Du meinst, da sind noch mehr davon?
Und was ist, wenn Grabstätten aufgelöst werden?«
    »Ist
ein echtes Problem«, räumte der Ältere augenzwinkernd ein. »Hast du gewusst,
dass der durchschnittliche Grabbesucher etwa 1.000 Liter pro Jahr beim Gießen
der Blumen über die Leiche schüttet? 1.000 Liter! Dazu kommen dann noch die
Niederschläge.« Er musterte den anderen prüfend, setzte dann vorsichtshalber
hinzu: »Du weißt schon – Regen und Schnee.«
    »Du
meinst, der säuft ab?«, staunte Bomme respektlos. »Und so viel Wasser vertragen
doch die Blumen gar nicht.«
    »Ich
würde das anders ausdrücken – aber im Prinzip stimmt’s. So!
Hier fangen wir an. Ist ein ziemlich frisches Grab. Sieh mal, ist schön locker
der Boden.« Schmieder hob den Spaten von der Karre. »Es geht bei der Gießerei
auch gar nicht allein um die Pflege. Es ist mehr das Bedürfnis, dem lieben
Verstorbenen eine Freude zu machen, Zuwendung zu zeigen. Die Leute wissen ja
nicht, dass das Wasser durch den Boden in die Grube tröpfelt. Darüber denkt doch
keiner nach!« Er reichte dem Jüngeren ebenfalls einen Spaten.
    »Ist
das echt ein frisches Grab?« Bomme beäugte den Erdhügel skeptisch.
    »Nicht
taufrisch. Aber jedenfalls keines von den alten.«
    Eine
Weile war nur das raue Geräusch der Spaten zu hören, die durch das Erdreich
schnitten.
    »Und
verbrennen? Also, ich meine nur, wenn es gerade in eurer Gegend so ein Problem
mit dem Verwesen ist, wäre das doch eine Variante.« Das Thema schien Stefan
Bomme nachhaltig zu beschäftigen.
    »Nee,
das geht auch nicht. Wegen der Dioxine, Furane und anderer Gase.«
    »Hä?«
    »Das
sind Gifte, die beim Verbrennen frei werden. Und wenn du nun alle kremierst,
wird auch jede Menge davon in die Luft abgegeben. Außerdem muss man ja auch den
Gasverbrauch bedenken.«
    Bomme
grunzte nur.
    Von nun
an herrschte Schweigen beim Arbeiten.
    Hannes
war zufrieden. Er hatte es gern ruhig.
    Als
sein Spaten auf einen Widerstand stieß, meinte er trocken: »So, nun müssten wir
es gleich geschafft haben. Tja, sieht so aus, als hätten wir wieder mal den
Deckel durchstoßen.« Zu seinem Kollegen gewandt setzte er hinzu: »Hol doch
schon mal eine von den Kisten. Ich lege hier alles frei.«
    Stefan
Bomme trollte sich.
    »Nun
bleibt der Kerl sicher wieder ewig weg! Muss noch schnell eine rauchen, eine
SMS an die Freundin schicken und seine Mails checken«, knurrte Schmieder dem
sich entfernenden Rücken nach.
    Den
nächsten Stich führte er oberflächlicher aus.
    Nach
zwei weiteren starrte er verwundert auf das, was zwischen seinen Beinen lag.
    »Da
wird er aber staunen, der Kleine. Fettwachs ist das nicht! Der ist frisch!«

3
     
    Michael Wiener musste hilflos
mit ansehen, wie der Wagen vor ihm den vorausfahrenden von der Straße

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