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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Eventuell bringt es dich aus dem Gleichgewicht, Täter und
Opfer stürzen zu Boden. Im Sterben zucken die Beine übers Parkett.« Der
Rechtsmediziner setzte hinzu: »Mit größter Wahrscheinlichkeit war das gefundene
Kabel auch die benutzte Waffe. Die Spuren am Hals passen gut dazu, soweit man
das nach der Liegezeit sagen kann. Ihr habt Glück, dass es in den letzten
Wochen schon so richtig herbstlich kühl war. Bei hochsommerlicher Hitze sähe
unser Patient wohl schlechter aus.«
    Peter
Nachtigall produzierte ein Geräusch, das sich jeder Interpretation entzog. Der
Gerichtsmediziner wertete es gleichwohl als Zustimmung. »Freut mich, dass du
das auch erkannt hast. Du hörst also doch zu, wenn ich hier etwas erkläre!«,
freute er sich. »Ansonsten war die äußere Inspektion ohne besonderes Ergebnis.
Zweifelhafte Einstiche oder irgendwelche erklärungsbedürftige Verletzungen sind
nicht vorhanden, Fehlanzeige.«
    »Es
ging dem Mord also keine Prügelei voraus.« Wieners Miene drückte seine Unzufriedenheit
aus.
    »Nein.«
    »Ich
hätte mir irgendwie gewünscht, er hätte eine Chance gehabt, sich zu wehren«,
erklärte der junge Ermittler und war über diesen Satz selbst überrascht.
Schulterzuckend setzte er hinzu: »Na ja, ich glaube, er hatte insgesamt wenig
Entscheidungsspielräume in seinem Leben.«
    »Überraschungstat.
Ohne einleitende körperliche Auseinandersetzung. Keine Abwehrspuren an den
Händen, keine typischen Verfärbungen am Körper.« Er sah auf und erklärte: »Von
Faustschlägen zum Beispiel, stumpfe Gewalt gegen den Brustkorb oder den Bauch.
Nichts davon ist vorhanden. Die grünen und bräunlichen Flecken, die man hier
sieht, sind der Verwesung geschuldet, sind keine Hämatome. Ist ja möglich, dass
der Mörder ihm aufgelauert hat. Ein Schritt aus der Deckung, das Kabel um den
Hals geschleudert und zuziehen.«
    »Er
wollte in Urlaub fahren. Deshalb hat ihn auch niemand vermisst. Wäre das Grab
nicht geöffnet worden … «
    »Na – dann
wollen wir mal sehen, wie es sonst so um ihn bestellt war«, verkündete der
Rechtsmediziner und setzte das Messer unter dem Kinn an, um gerade bis zum
Schambein seinen ersten Schnitt zu setzen.
    Nachtigall
trat rasch zur Seite. Presste seinen Oberschenkel von unten gegen den harten,
kalten Edelstahl und hoffte, der Schmerz würde helfen, die Übelkeit zu
vertreiben.
     
    Zum Frühstück gab es
alles, was das Herz begehrte.
    Er
genoss das breite Angebot in vollen Zügen.
    Selbst
der Kaffee schmeckte mehr als akzeptabel, keine dünne Plörre, wie bei seiner
Tante zum Beispiel. Lange schwankte er zwischen Rührei mit oder ohne Schinken – entschied sich zum Schluss doch für ein Spiegelei. Nie hätte er diesen Service,
diese Vielfalt in Afrika erwartet.
    Sogar
frische europäische Brötchen!
    Marmelade,
Käse, Wurst – und die obligatorischen kleinen Kuchen mit Banane.
    Am
Nachbartisch saß ein Ehepaar, das offensichtlich nicht zum ersten Mal hier
Urlaub machte. Er lauschte ihrem Gespräch, erfuhr von dem Flug auf die
Nachbarinsel, den die beiden geplant hatten. Fugo. Dort gab es, wenn er den
beiden glauben wollte, einen tätigen Vulkan.
    Ganz
klar nicht seine Kontaktpersonen.
    »Wenn
man sich das Treiben mancher Touristen ansieht, muss man sich schon schämen«,
hörte er die Frau plötzlich schimpfen.
    »Ja. Du
meinst die Sache mit der Katze.«
    »Die
Kellner können sich von ihrem Gehalt all das Luxusessen hier nicht leisten. Die
essen jeden Tag diesen Brei, den man anrühren muss. Mal gebraten, mal so. Ohne
jede Abwechslung. Und hier ist direkt vor ihren Augen alles vorhanden.«
    »Kann
doch sein, dass sie die Reste nach dem Frühstück für sich verwenden dürfen.
Vielleicht ist der Hotelbesitzer großzügig.« Der Herr mit den weißen Haaren
griff nach seinem dritten Brötchen.
    »Eher
nicht. Die brauchen den Schinken und den Käse doch bestimmt für die Sandwiches,
die sie vorbereiten – für den Zehn-Uhr-Snack.
Und dann gehen die Gäste her und verfüttern den Schinken, den sich hier niemand
leisten kann, an die Katze!«
    »Wenn
wir in Österreich Urlaub machen, tust du das doch auch«, protestierte er.
    »Da
leidet auch kein Kellner Hunger!«
    »Ich
glaube, du bist zu streng. Die Leute denken sich nichts dabei, wenn sie für das
dünne Tier etwas vom Buffet mitnehmen. Du kannst nicht erwarten, dass jeder zu
jeder Zeit das Große und Ganze im Blick hat.«
    Wohl
dem, der ohne Ehering glücklich ist, dachte der Lauscher und grinste.
    Aber
recht hatte die

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