Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
weißen Fliesen wie ein gellender Schrei.
    »Diesmal
hat der Täter ganz offensichtlich die Lunge erwischt. Habt ihr schon die
Ergebnisse der Obduktion?«
    Der
Hauptkommissar schüttelte den Kopf, konnte den Blick nicht von den
schrecklichen Bildern lösen. »Wir haben noch nicht mal eine Leiche«, murmelte
er dann.
    »Also – ich
bin der Meinung, dass gestochen und geschlagen wurde. Bei diesen Spuren in der
Küche kann man ganz eindeutig Luftbläschen erkennen. Das bedeutet, dass dieses
Sekretgemisch aus der Lunge oder den Atemwegen stammen muss. Der Stich löste
eine Blutung aus, das Opfer hustete, dabei wurde dieser Mix aus dem Mund
geschleudert. Aber das war noch nicht das Ende der Tathandlung. Das Opfer
versuchte noch immer, dem Angreifer zu entkommen. Es zog sich über den Boden.
Dabei verwischte es mit der Kleidung einen Teil der Spuren, hier, hier und
hier. Kurz vor dem Ausgang erwischte der Mörder es ein weiteres Mal. Diesmal
lag der Angegriffene auf dem Boden.«
    »Woher
weißt du das so genau?«
    »Wir
berechnen den Point of Origin. Also den Ort, von dem aus das Blut auf diese
Weise gegen die Wand, den Schrank und so weiter spritzte. Wenn du mal keinen
Mörder fangen musst, komm her. Dann zeige ich dir genau, wie das funktioniert. Grob
gesagt vermessen wir die Spritzrichtung und die Form des Blutstropfens. Wir
wissen dann, wie weit er ungefähr geflogen ist. Unser Rechenmodell findet dann
heraus, wo der Ursprungsort ist – in diesem Fall etwa eine
Handbreit über dem Boden. Also lag das Opfer zum Zeitpunkt des Angriffs.«
    Der
Kollege bewegte seine Finger über die Tastatur. Ein Bild aus bunten Linien
wurde eingeblendet, eine y-Achse, die x-Achse, Maßstab. Fasziniert beobachtete
Nachtigall, was geschah, verstand ungefähr, wie die Berechnung erfolgte. Es
entstand eine Art Spinnennetz aus Linien, die in einem Fokus endeten.
    Er
nickte wieder. Wortlos.
    »Am
Türrahmen finden sich Handabdrücke. Ballen und Finger. Die Kollegen werden sie
mit dem Abdruck auf dem Teppich vergleichen, um festzustellen, ob er vom Täter
oder dem Opfer stammt. Ich denke, hier hat der Verletzte versucht, sich
hochzuziehen. Die ersten Blutantragungen finden sich in geringem Abstand zum
Boden.  Die blutnassen, glitschigen Finger sind dabei immer wieder vom
lackierten Rahmen abgerutscht. Wir haben zwei deutliche Ballenabdrücke
entdeckt, die Fingerspuren werden für die Kollegen eine Herausforderung sein.
Irgendwie ist es ihm aber gelungen, sich einigermaßen aufzurichten. Er ist bis
ins Schlafzimmer gekommen. Dort hat er sich an die Wand gelehnt. Ich gehe davon
aus, dass er zu diesem Zeitpunkt durch den Blutverlust sehr geschwächt war.
Blutige Handabdrücke finden sich an der Wand, auf dem Boden einzelne Tropfen
und eine Lache. Die Tropfen auf Boden und Kommode sind rund, haben keinen
Schwanz, sind also senkrecht heruntergefallen. Er stützte sich ab, beugte den
Kopf vor, Luft bekam er ja inzwischen auch nur schlecht. Das große Finale fand
aber erst später im Flur statt.«
    Hauptkommissar
Peter Nachtigall stöhnte verhalten.
    »Gut
möglich, dass der Täter einfach die Kontrolle verloren hat. Aber hier im Flur
finden wir so ziemlich jede Art von Spuren, die man überhaupt an einem Tatort
vermuten kann. Erst ist das Opfer, das inzwischen auf dem Boden im Schlafzimmer
gelegen haben muss, unter dem Bett vorgezerrt worden, da gibt es eine
eindeutige Schleifspur. Es torkelte in den Flur – jedenfalls haben wir keine Handabdrücke mehr finden können. Der Angreifer stach
erneut zu, diesmal in den Bauch. Am Spiegel finden sich Handabdrücke, die
Finger zeigen nach oben. Der Angegriffene kippte gegen die Glasfläche. Daher
rührt dieser breite Abdruck, in Bauchhöhe. Nachdem das Opfer zu Boden gegangen
war, schlug der Täter zu. Mit einem harten Gegenstand. Immer wieder, wohl
gezielt gegen den Kopf. Das Messer muss in der Zwischenzeit neben ihm auf dem
Boden gelegen haben. Die Stelle hat nämlich während des finalen Gemetzels
nichts abbekommen.«
    Jo
deutete auf einen Umriss, den Nachtigall auch mit größter Anstrengung nur
undeutlich wahrnehmen konnte.
    »Das
bearbeiten wir noch, dann erkennt man die Stelle deutlicher. An der Tür des
Schuhschranks finden sich Schleuderspuren. Ich bin sicher, die Kollegen vor Ort
werden darin auch Gewebestücke entdecken, die beim neuen Hochreißen der Waffe
aus der Wunde geschleudert wurden. Es gibt sie in beide Richtungen: ausgehend
vom Opfer nach oben und beim erneuten Zuschlagen in

Weitere Kostenlose Bücher