Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Frau. Natürlich.
Wenig
später lag er am Pool in der Sonne und träumte von all den Dingen, die er sich
leisten konnte. In Kürze jedenfalls!
15
Peter Nachtigall starrte auf
die Fotos aus der Wohnung des Rechtsanwalts.
»Also,
ich wäre da nicht so ruhig geblieben.«
»Tja – er hat
wirklich sehr überlegt gehandelt. Nur kurz bis zur nächsten Zimmertür, dann der
Notruf. Marnie hätte gekreischt und so ganz nebenbei darauf bestanden, dass wir
sofort umziehen.«
Nachtigall
lachte leise. Die resolute Frau an Michaels Seite hatte das Leben der kleinen
Familie fest im Griff.
»Alles
voller Blut!« Michael verzog das Gesicht voller Abscheu. »Und, steht
irgendetwas Interessantes in dem Bericht vom Tatort?«
Nachtigall
blätterte zum Ende der Akte. »… ist nicht davon auszugehen, dass die verletzte, stark blutende
Person die Wohnung aus eigener Kraft verlassen konnte. Vielmehr ist äußerst
wahrscheinlich, dass sie im Flur der Wohnung verstarb«, zitierte er.
»Dann
muss der Täter die Leiche aus der Wohnung transportiert haben. Und das wäre ihm
ja dann wohl auch gelungen, wenn die Einschätzung der Kollegen stimmt. Unter
den Augen der Polizei!«, regte sich Wiener auf.
»Das
verursacht bei mir Gänsehaut«, bekannte der Hauptkommissar. »Ein eiskalter Typ?
Einer, der alles auf eine Karte setzt und am Ende doch unentdeckt davon kommt?
Mehrere Täter?«
»Fragen
bleiben auch bei unserem anderen Fall offen. Ich wüsste ganz gern, warum Heiner
Lombard so plötzlich seine Stelle aufgegeben hat. Schmeißt einfach hin, hat
aber noch nichts Neues. Das bedeutet auch, dass er erst mal keine Bezüge von
der Agentur für Arbeit bekommen hat. Wenn du von dir aus kündigst, zahlen die
in der Regel nicht sofort – als Strafe vielleicht.«
»Wir
erkundigen uns bei seinem Arbeitgeber. Laubag? Vattenfall?«
»Laubag?
Das war vor der Übernahme durch Vattenfall, oder? Kohle ist jetzt nicht mein
Steckenpferd. Ich such’s im Internet raus«, versprach Wiener und wandte sich
seinem Monitor zu. »Ach, die Mondfrage habe ich auch geklärt. Es war Neumond im
Übergang zum zunehmenden. Also des hoast, es war halt finster!«
Es
klopfte zaghaft.
»Herein!«
Eine
kompakte, weibliche Gestalt trat ein, die mittelbraunen Haare zu einem hohen
Zopf zusammengebunden, die Wangen gerötet, die Augen von intensivem Grün.
»Ja?«,
fragte Nachtigall neugierig.
»Mein
Name ist Silke Dreier. Ich soll mich bei Hauptkommissar Peter Nachtigall
melden.«
Es
entstand ein Schweigen, das an den fauligen Geruch der Leiche auf Dr. Pankratz’
Obduktionstisch erinnerte.
Die
überraschend weit auseinanderstehenden Augen der jungen Frau huschten von einem
zum anderen und wieder zurück, blieben dann an Nachtigall hängen. »Eigentlich
sollte ich ja offiziell eingeführt werden, aber irgendwie hat im Moment jeder
etwas Wichtiges zu tun. Es muss wohl einen Mordanschlag auf einen Kollegen
gegeben haben. Also dachte ich, vorstellen kann ich mich ja auch allein«,
erklärte sie forsch.
»Peter
Nachtigall. Michael Wiener. Mordkommission«, stellte der Hauptkommissar vor.
»Was sollen Sie hier tun? Praktikum?«
»Nein!«,
lachte die junge Frau zu laut, zog die Lippen breit zur Seite. »Bei Ihnen ist
eine Stelle frei – die soll ich übernehmen.«
Nachtigall
stand auf und schüttelte der neuen Kollegin die Hand. »Peter.«
Auch
Wiener drängte sich hinter dem Schreibtisch hervor. »Michael.«
»Gut,
ich bin Silke.«
»Okay,
Michael. Du übernimmst die Einweisung in die Geheimnisse der Technik und
erklärst unserer neuen Kollegin, woran wir gerade arbeiten. – Ich
hole mir in der Zwischenzeit noch ein paar Informationen über das, was in
dieser Wohnung vorgefallen ist«, schlug er hektisch vor und war verschwunden,
kaum dass Wiener Zeit hatte zu nicken.
Silke
setzte ihren Rucksack ab, griff nach Albrecht Skorubskis Stuhl und rollte ihn
neben den Kollegen.
»Na
dann«, strahlte sie.
Peter Nachtigall lief den Gang
entlang.
Ziellos.
Planlos.
Mit
viel zu schnellen Schritten. Passend zu seinem rasenden Herzschlag und dem
zunehmenden Sausen im Kopf.
»Da
schicken die mir so ein junges Gemüse! Was glauben die eigentlich? Diese junge
Frau kann doch niemals Albrecht ersetzen. So feucht hinter den Ohren, dass sie
noch jemanden zum Aufpassen braucht – wie
soll so jemand das Team verstärken?«, fluchte er bei jedem Schritt vor sich
hin. »Das kann doch nicht wahr sein. Statt einen erfahrenen Beamten an die Stelle
eines erfahrenen
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