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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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umgekehrter Richtung.«
    »Kannst
du mir sagen, wie oft?«
    »Nein,
nicht genau. Aber ganz sicher einige Male. Danach gingen die Profilsohlen ins
Bad – deshalb gehen wir davon aus, dass der Abdruck im Wohnzimmer
ebenfalls vom Angreifer ist. Vielleicht hat er versucht, sich selbst und seine
Kleidung zu reinigen. Er hat ein blutgetränktes Stück Stoff auf der
Waschmaschine abgelegt und später wieder entfernt. Sein T-Shirt? Ich kann mal
ranzoomen. Für mich sieht es eher aus wie Frottee. Diese Struktur hier – kannst
du das erkennen? Vielleicht wissen die Mieter ja, ob ihnen ein Handtuch fehlt.
Oder es war eine Fleecejacke, käme eventuell auch in Betracht.«
    »Kann
man aus dem Abdruck der Profilsohle die Schuhgröße ermitteln?«
    »Man
kann. Haben wir schon gemacht. Größe 46. Wir wissen sogar, von welcher Marke
die Schuhe sind.« Wieder öffnete Jo ein neues Fenster, zeigte auf verwischte
Buchstaben. »Hier. Dockers.«
    Nachtigall
war beeindruckt.
    »Gut,
ich weiß jetzt, dass der erste Angriff im Wohnzimmer stattfand.«
    »Genau.
Sieht aus wie ein Angriff gegen den Hals. Stich in die Carotis, zum Beispiel.
Die Lache entstand vielleicht, als der Verletzte einen Moment lang erstaunt
innehielt und dann erst begriff, was passierte.«
    »Der
Stich ist aber nicht tödlich. Das Opfer entkommt in die Küche. Kann sich ins
Schlafzimmer retten und wird letztlich im Flur erschlagen.«
    »Genau.
Das ist der Ablauf, den wir aus den Spuren rekonstruieren können.«
    »Tolle
Arbeit!«, lobte der Hauptkommissar ehrlich. »Eine große Hilfe. Du gehst auch
davon aus, dass diese Attacke nicht überlebt wurde?«
    »Ja.
Keine Chance!«
    »Kannst
du mir auch sagen, wie alt die Spuren sind? Es wäre natürlich gut, wenn ich
wenigstens ungefähr wüsste, wann sich das Drama in der evakuierten Wohnung
abgespielt hat.«
    Jo
klickte wieder eine Bilddatei an.
    Er
öffnete verstörende Bilder vom Tatort, von denen Nachtigall wünschte, er hätte
sie nie sehen müssen.
    »Diese
Aufnahmen sind schon ganz fertig bearbeitet. Man sieht alle Details«, murmelte
er, während er eine ganz bestimmte Stelle suchte. »Ja! Hier kann man es ganz
gut sehen. Aus diesem Blutsee in der Küche läuft seitlich ein Rinnsal zur
Seite. Das hat eine völlig andere Farbe, als der Blutsee selbst. Serum. Es
trennt sich ab. Dieser Prozess beginnt nach etwa 30 Minuten, manchmal dauert es
auch länger. Aber wir können schon sagen, dass die Tat etwa eine Stunde bis
anderthalb vor dem Eintreffen des Mieters stattgefunden haben muss.«
    »Danke!«
    »Ach – da ist
noch etwas. Der Täter hat sich, nachdem er die Wohnungstür zugezogen hat, gegen
das Türblatt gelehnt. Leider nicht mit dem Ohr. Wir haben den Kollegen die
Stelle gezeigt, sie haben Bluestar darüber gesprüht und dann ergab sich dieses
Bild.« Jo klickte ein neues Bild an.
    »Toll,
was? Ist jetzt aber mal ein echtes Tatortfoto, nicht von unserer Kamera
aufgenommen. Du erkennst hier seine Haare. Nicht gerade eine Langhaarfrisur.
Wir können aber eine Glatze ebenso ausschließen, wie raspelkurz.«
    »Bleibt
die Frage, wie er die Leiche abtransportiert hat. Hast du Hinweise gefunden,
die beurteilen lassen, wie viele Täter es waren? Mehr als einer?«
    »Nö,
tut mir leid. Muss ja schließlich auch für euch noch was zum Ermitteln übrig
bleiben«, lachte Jo zufrieden.
     
    Kaum hatte Nachtigall die
Hälfte des Wegs zu seinem Büro zurückgelegt, entdeckte er Michael Wiener, der
ihm aufgeregt mit den Armen wedelnd entgegenkam.
    »Die
Kollegen glauben, dass sie den dunklen Wagen gefunden haben, der dich von der
Straße drängen wollte.«
    »Aha.
Wo?«
    »Im
Wald. Auf dem Weg nach Peitz.«
    »Dann
ist er uns gestern durch die Kontrolle geschlüpft!«
    »Sieht
ganz danach aus. Ein Spaziergänger hat das qualmende Ding entdeckt und die
Feuerwehr alarmiert. Die Männer haben dann die Kollegen in Kenntnis gesetzt – auf
der Fahrerseite saß nämlich ein menschlicher Torso.«
    »Na,
dann los.«
    »Und
Silke?«
    »Hält
Kontakt zu uns!«
    »Aber
vielleicht möchte sie mitkommen?« Michael Wiener dachte an all die
interessanten Entwicklungen früherer Fälle, die er nur vom Hörensagen kannte,
weil er Bürowache schieben musste.
    »Heute
ist ihr erster Tag. Sie bleibt hier. Sie soll mit den Kollegen, die bei der
Evakuierungsaktion dabei waren, sprechen. Ich will wissen, ob jemandem etwas
aufgefallen ist. Ein Handwerker zum Beispiel, der eines der Häuser betrat. Und
sie soll an der Schlüsselfrage dranbleiben«,

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