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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Sachlage erklärt«, antwortete Wiener verständnislos.
    »Ein
Torso kann den Wagen nicht gefahren haben«, gab Nachtigall zu bedenken.
    »Hm!«,
murrte der junge Ermittler. »Dann haben sie vielleicht den Zustand des Körpers
nach dem Ausbrennen des Autos damit gemeint.«
    »Wer
hat das Feuer gelegt?«
    »Suizid?«,
fragte Wiener zurück. »Ich müsste das mal im Internet recherchieren. Ich bin
nicht sicher, dass es diese Variante schon gab. Wäre zumindest eine ziemlich
qualvolle Methode zu sterben.«
    »Hat
was von einem Scheiterhaufen«, meinte Nachtigall nachdenklich.
     
    Die Kollegen vor Ort erwarteten
das Team der Mordkommission bereits.
    »Ist
gar nicht weit von Brieskowitz entfernt«, stellte Wiener mit Unbehagen fest.
    »Passt
ja irgendwie.«
    Der
Wagen, von dem auch nach dem Löschen noch eine unangenehme Hitze ausging, war
über einen unbefestigten Weg am Protestturm der Lakoma-Aktivisten vorbei in den
Wald gefahren. Nicht sehr tief, eher ein kurzes Stück, als sei es dem
Brandleger gleichgültig, ob das Auto entdeckt würde oder nicht. Er war in einen
der Wege nach rechts abgebogen, der Wagen stand auf einer großen Wiesenfläche
zwischen Wald und der gemauerten Wand eines Gebäudes, die das dazugehörige
Gelände umschloss.
    »Das
Feuer muss man doch von der Schnellstraße aus gesehen haben«, stellte der
Hauptkommissar überrascht fest. »Wenigstens Rauch. Hat denn niemand einen Brand
gemeldet?«
    »Nein.
Und von der Straße aus halte ich nicht für wahrscheinlich. Aber die Leute da in
dem Haus hätten was bemerken können. Haben sie aber nicht, sind schon befragt
worden. Hier ist es ja schon ziemlich ländlich. Kann sein, dass die Leute
dachten, da fackelt jemand seine Gartenabfälle ab. Das melden die Nachbarn
nicht – die wollen auch nicht, dass bei ihnen die Feuerwehr aufläuft,
wenn sie selbst das nächste Mal kokeln.«
    Wiener
nickte. »Kann man verstehen. Hier wird überall mal gezündelt, das ist die
übliche Entsorgungsmethode.«
    »In dem
Auto sitzt also jemand?«
    Der
Kollege wurde bleich.
    »Ja,
kann man so sagen, wenn man will«, presste er mühsam hervor, als verstopfe
diese Ungeheuerlichkeit plötzlich seinen Schlund, biete keinen Platz mehr für
Worte. »Richtiger wäre wohl zu sagen, auf dem Fahrersitz wurde ein Torso
verbrannt.«
    »Da
sind Sie sicher? Man hat einen verstümmelten Leichnam … ?«
    »Ja. So
stellt es sich im Moment für uns dar. Wir konnten ihn noch nicht herausheben.
Zum einen wegen der Hitze, zum anderen, weil dieser Rechtsmediziner das selbst
erledigen will. Zuerst dachten wir, der Kopf sei beim Brand abgefallen. So
etwas passiert schon mal. Dann liegt er oft auf dem Rücksitz oder auf dem Boden
hinter dem Fahrersitz. Aber als die Feuerwehr gelöscht hatte, war schnell klar,
dass dem armen Kerl noch deutlich mehr als nur der Kopf fehlte. Wir sind uns
allerdings ziemlich sicher, wenn wir sagen, das ist der Wagen, der Sie gestern
von der Straße abgedrängt hat.«
    »Ja,
das stimmt. Hier hinten sind Aufkleber. Die würde ich überall wiedererkennen.
Schließlich war ich ganz nah dran.« Wiener schluckte hart. Für ihn war die
Angelegenheit noch lange nicht abgehakt.
    »Jedenfalls
hat dieser Rechtsmediziner gesagt, wir sollten unsere zehn ungelenken Finger
von der Leiche lassen!« Die Miene des jungen Beamten wurde trotzig. »Wir würden
nur wichtige Spuren vernichten«, patzte er weiter. »Als ob wir nicht ganz genau
wüssten, was in so einem Fall zu tun ist!«
    Nachtigall
signalisierte Wiener mitzukommen.
    Vorsichtig
traten sie näher an das Autowrack heran, achteten dabei auf einen
Sicherheitsabstand, um eventuelle Fußeindruckspuren des Täters nicht zu
vernichten.
    »Sie
können ruhig näher rangehen«, hörten sie die Stimme des jungen Kollegen. »Die
Feuerwehr hat alles unter Wasser gesetzt. Ich habe denen ja gleich gesagt … aber
auf mich hören die nicht.«
    Hinter
dem Steuer war eine dunkle, klumpige Masse zu erkennen.
    Der
Kopf jedoch fehlte.
    Wiener
atmete scharf ein. »Gruselig!«
    »Was
passiert jetzt?«, wollte der Polizist wissen.
    »Wir
warten. Zuerst auf unseren Rechtsmediziner. Der wird den Torso bergen. Danach
kommt der Erkennungsdienst und sucht im Wrack nach verwertbaren Spuren. Es wird
das Reifenprofil ausgegossen werden – zumindest dort, wo unsere Freunde von der Feuerwehr nicht alles verwüstet
haben.« Nachtigalls Laune hatte sich deutlich verschlechtert, nachdem er
erkennen musste, wie wenig Spuren ihnen bleiben würden, sein Arm

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