Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
schmerzte und
hinter seiner Stirn hatten böse Zwerge inzwischen einen ganzen Stollen
angelegt, in dem eifrig gehämmert wurde.
»Vielleicht
können wir Dr. Pankratz anrufen und ihn bitten, zuerst hierher zu kommen, bevor
er einen Blick auf Tillmann John wirft«, schlug Wiener vor.
»Ich
denke, Thorsten weiß schon Bescheid. Er hat schon Anweisungen gegeben. Was ist
das für eine Woche? Man will mich umbringen – und
dann finden wir Schlag auf Schlag neue Leichen. Einige haben vielleicht mit dem
Fall zu tun, andere wohl nicht. Herr Tannenberg zum Beispiel. Heute finden wir
gleich zwei. Ein Opfer vermissen wir noch. Weißt du, Michael, ich mag es gern
übersichtlich. Und davon sind wir hier meilenweit entfernt! Stell dir vor,
Tillmann John wurde tatsächlich getötet, dann sind Vater und Sohn Mordopfer.
Vom selben Täter? Oder ist es in der Gegend um Brieskowitz üblich,
Streitigkeiten auf diese Art zu erledigen und wir würden noch viel mehr
Einschusslöcher finden, wenn wir alle Särge öffnen lassen? Und was hat all das
mit dem Fahrer dieses Wagens zu tun? Und was mit mir?«
»Silke
verstärkt unser Team. Sie beherrscht den Umgang mit unserer Software prima, mit
dem Computer versteht sie sich gut, die beiden kommen klar. Sie kann uns
Informationen über die Arbeit von Vater und Sohn im Tagebau verschaffen. Ich
glaube, du wirst feststellen, dass sie gut zu uns passt.«
Nachtigall
schnaubte nur. Silke! Die hatte er völlig vergessen.
»Gut,
ruf sie an«, fiel die Antwort deshalb denkbar knapp aus. Wiener unterdrückte
ein Grinsen. Silke würde sich beweisen müssen – aber
das war ihm vor einigen Jahren auch so ergangen. Er trat einen Schritt zur
Seite und zog das kleine Smartphone aus der Jacke.
Wenige Minuten später brauste
der Wagen des Rechtsmediziners auf dem unbefestigten Weg heran. Voller
Tatendrang sprang Dr. Pankratz vom Fahrersitz und kam mit leuchtenden Augen auf
Wiener und Nachtigall zu. »Ein Torso!«, rief er schon beim Näherkommen und
klang in Nachtigalls Ohren eher neugierig denn entsetzt. »Dann hat er bei
diesem Unfall nicht mehr gelitten«, kommentierte er die Situation.
»Wir
brauchen DNA von ihm – das geht doch trotz der Hitze, oder?« Nachtigall rieb sich die
Schläfen, soweit das mit dem linken Arm möglich war.
»Meistens
schon. Weißt du, außen sehen die oft ziemlich verkohlt aus, aber innen finde
ich dann doch noch verwertbare Bereiche. Normalerweise sind die Ohren immer gut – aber
die scheiden hier erst mal aus.« Der schlaksige Mann mit der makellosen Glatze
sah sich interessiert um. »Sind eure Leute denn mit der Spurensicherung schon
fertig?«
»Erste
Fotos wurden gemacht, das Brandbekämpfungsteam hat auch einen Mann, der so
etwas übernimmt, aber unser Tatortfachmann kommt erst noch. Die Feuerwehr hat
wichtige Fußeindrücke und dergleichen erfolgreich weggespült. Wir müssen in
größerem Abstand suchen, er muss irgendwie von hier weggekommen sein.«
»Vielleicht
hatte er ein Fahrrad im Kofferraum«, mutmaßte Wiener.
Motorengeräusche
signalisierten das Eintreffen des Tatortteams. Peddersen wird nicht begeistert
sein, dachte Nachtigall, aber ein erfahrener Spürhund wie er wird wissen, wo er
doch noch Verwertbares entdecken konnte, hoffte der Hauptkommissar.
»Warum
wurden wir erst so spät informiert?«, fauchte Wiener.
Der
Beamte, der das Wrack bewacht hatte, zuckte erschrocken zusammen. »Wir – wir – na
ja«, stammelte er hilflos.
»Was?«
Auch Nachtigalls Gereiztheit hatte einen neuen Grad erreicht.
»Wir
dachten doch an einen Unfall. Ist ja nicht von der Hand zu weisen gewesen, dass
der Fahrer die Kontrolle verloren haben konnte.«
»Die
Kontrolle verloren?», mischte sich der Rechtsmediziner gut gelaunt ein, der das
ausgebrannte Auto umrundet hatte wie ein Hai seine potenzielle Beute.
»Unwahrscheinlich. Der Wagen steht schließlich mitten auf einer Lichtung. Wie
hätte es da zu einem Fahrzeugbrand kommen sollen?«
Der
junge Beamte zuckte mit den Schultern und starrte betreten auf das Gras
zwischen seinen Schuhen.
Dr.
Pankratz öffnete den Laderaum seines Wagens und hob einen Koffer heraus.
»Ich
werde jetzt versuchen, den Körper zu bergen.« Er holte einen dickgepolsterten
Handschuh hervor, nahm eine kleine Flasche Mineralwasser aus der Fahrertür und
griff nach einem Blister.
»Erst
mal zu dir.« Dr. Pankratz trat zu Nachtigall. »Hier, die nimmst du mit mehreren
Schlucken. Nicht mehr als zwei am Tag. Ausreichend Flüssigkeit ist
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