Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
einfach für Peter.«
»Stimmt.
Am liebsten wäre ihm gewesen, Albrechts Stuhl wäre frei geblieben. Aber wir
können jede Hilfe brauchen.« Wiener räusperte sich. »In einer Woche wie dieser
allemal.«
»Armer
Peter. Eine junge Frau?«
»Ja.
Sehr jung.«
»Ich
glaube, er tut nur so, als würde ihn die Sache nicht belasten. Aber ich weiß
genau, dass ein Anschlag auf sein Leben ihn in Wahrheit nicht kalt lässt. Ihr
habt einen komplizierten Fall, findet lauter Leichen und dann auch noch eine
Neue. Kein Wunder, dass er so unentspannt wirkt.« Der Rechtsmediziner legte
seine Stirn und die Hälfte der Glatze darüber in dicke Falten.
»Ich
störe nur ungern. Aber Silke hat mit dem Zentrallabor der BTU gesprochen – offensichtlich kennt sie da jemanden – und
wenn wir denen ein Stück Stoff vorbeibringen, können wir heute Abend vielleicht
noch das Ergebnis zum Katalysator bekommen. Wir schicken ein weiteres Stück
nach Berlin, aber bis wir von dort ein Ergebnis bekommen, wird es sicher
dauern. Probe am besten aus dem Sitzmaterial – nicht
aus dem Teppich.«
»Ich
nehme den Torso jetzt mit«, erklärte der Rechtsmediziner dem Tatortfotografen.
Sie haben noch ein letztes Bild – und für euch heißt das«, er
wandte sich den beiden Ermittlern der Mordkommission zu, »wir sehen uns dann in
Kürze bei der Obduktion. Vielleicht klappt es auch erst morgen, ich weiß nicht,
was im Klinikum ansteht. Ich rufe an und gebe den genauen Termin durch. Ach so – ich
habe bei diesen Totengräbern angerufen und versprochen, dass ihr vorbeifahrt.
Wenn er wirklich ein Loch im Kopf hat, dann könnt ihr ihn ins neue Institut
schicken lassen. Ich kümmere mich jetzt um dieses andere Problem.«
»Gut,
dann fahren wir auch. Wer nimmt die Probe fürs Labor?«
»Ich
frage mal bei Peddersen nach«, murmelte Michael Wiener und lief los.
»Und nun?«
»Erst
BTU und dann Brieskowitz, oder?«
»Erst
BTU. Damit du dein Probengefäß abgeben kannst. Peddersen hat eines fürs LKA
vorbereitet?«
»Ja. Er
hat nicht ein bisschen erstaunt ausgesehen, als ich ein zweites haben wollte.
Hat ihn nicht einmal interessiert, wofür ich es brauchte.«
»Oh
weh, er wird denken, du sammelst jetzt Trophäen von Tatorten. Wenn der nächste
Täter mordet, der auf so etwas steht, wird er sofort an dich und deine neue
Passion denken. Dann stehst du unter Verdacht«, warnte der Hauptkommissar. »Ich
habe eine bessere Idee. Wir geben das Probengefäß einer Streife mit, die es zur
BTU bringt. Wenn wir erst zum Campus und dann wieder herfahren, verlieren wir
fast eine Stunde Zeit.«
Wiener
übergab einem der Kollegen das Gefäß.
Rannte
zurück und sprang ins Auto.
»Na,
dann los!«, kommandierte Nachtigall, dessen Kopfschmerz tatsächlich etwas
nachließ.
»Ich habe neulich von einem
Fonds gelesen, der auf den Tod von Leuten wettet. Im Grunde läuft das wie ein
Warentermingeschäft. Wenn du mit dem Todeszeitpunkt oder -zeitraum richtig
liegst, bekommst du eine große Summe als Gewinnausschüttung.«
»Das
ist unethisch!«, beschwerte sich Nachtigall.
»Möglich.
Natürlich weiß niemand, wer da gelistet ist.« Der junge Mann schwieg
nachdenklich. »Aber mal angenommen, irgendjemand bringt die Daten doch
zusammen.«
»Michael!
Verschon mich mit einer neuen Verschwörungstheorie.«
»Aber
es wäre doch möglich. Nur mal angenommen, jemand weiß Bescheid. Um seine
Rendite zu sichern, bringt er den um, auf dessen Ableben er gewettet hat. Geld
ist schließlich immer ein gutes Motiv.«
»Ja.
Ein guter Ansatz. Ich denke, es wäre gut, du klärst gleich, wenn wir zurück in
der Gagarin Straße sind, ob es einen Zusammenhang zwischen unserem Torso und
dem Fonds gibt«, kommentierte Nachtigall ungnädig.
Wiener
jedoch war der Tonfall entgangen und so strahlte er nur zufrieden. Endlich hat
Peter begriffen, dass man mich ernst nehmen muss, dachte er.
Schmieder und sein Kollege
warteten schon voller Ungeduld auf die Beamten der Mordkommission.
Erleichtert
erkannten sie den Wagen, der in die Einfahrt bog.
»Da
kommen sie«, stellte Schmieder fest und schubste den Kollegen in Richtung Tür.
»Je schneller wir das erledigt haben, desto besser«, erinnerte er den Jüngeren.
»Tag,
Herr Schmieder!«
»Hallo
zurück. Na, jetzt haben Sie ja doch einen Gips. Wusste ich gleich, dass der Arm
gebrochen ist«, grüßte der Totengräber, als besuchten ihn gute Bekannte.
»Sie
haben den Sarg von Tillmann John geöffnet – warum?«, wollte Michael Wiener
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