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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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wichtig.
Dann bessert sich deine Laune wieder.«
    »Ein
Antidepressivum?«, staunte Wiener.
    »Quatsch.
Kopfschmerztablette!«
    Nachtigall
betrachtete die große Tablette misstrauisch, drehte sie in Daumen und
Zeigefinger hin und her.
    »Nur
Mut.« Der Rechtsmediziner klopfte dem Freund aufmunternd auf den Rücken. »Ich
habe Patienten genug. Ich muss mir niemanden vergiften.« Amüsiert beobachtete
er, wie der Ermittler das Medikament schluckte und angewidert die Miene verzog.
»Ich habe nicht gesagt, dass es schmeckt.« Dann wandte sich Dr. Pankratz an
Michael Wiener: »Der Fotograf sollte besser noch einmal zurückkommen.
Erfahrungsgemäß verändert sich der Zustand des Körpers, wenn ich ihn aus dem
Auto nehme. Da ist es sinnvoll, die einzelnen Stadien festzuhalten.«
    Wiener
nickte Peddersen zu, der sein Team instruierte, nachdem der junge Beamte alle
Informationen weitergegeben hatte.
    »Der
Fotograf ist natürlich schon hier«, verkündete eine jugendliche Stimme mit
gehöriger Portion Arroganz. »War schon klar, dass ich gebraucht werde, ich bin
unverzichtbarer Bestandteil des Tatortteams.«
    »Gut.
Ich hoffe, Sie haben Ihren Magen im Griff. Ich fürchte, es wird ziemlich
unschön.«
    Dieses
Orakel sollte sich schon kurze Zeit später erfüllen.
     
    Dr. Pankratz schlüpfte in den
Handschuh und zog mit viel Kraft die verzogene Tür auf.
    Wärme
und Gestank schlugen ihnen entgegen.
    »Ich
versuche, den Gurt zu lösen.« Der Rechtsmediziner fuhr mit seinen langen
Fingern, die inzwischen in einem anderen Paar Handschuhe steckten, unter das
verschmolzene Gewebe und prüfte, ob es sich vom Oberkörper würde abheben
lassen. Es funktionierte nicht. »Habe ich schon befürchtet. Ich schneide ab.«
    Der
Fotograf hielt die Ursprungssituation mit der Kamera fest. Der Rechtsmediziner
entnahm dem Koffer ein scharfes Messer und durchtrennte die Enden des
Rückhaltebandes.
    Peter
Nachtigall wünschte, er wäre doch zuerst zum Leichnam Johns gefahren. Das hätte
ihm womöglich den Anblick des schwarzen Körpers ohne Kopf, Arme und Beine
erspart. Albtraumtauglich war das allemal.
    »So!
Ich werde versuchen, den Torso vom Sitz zu heben. Manchmal gelingt das – meistens jedoch nicht. Die Haut – wie erkläre ich das jetzt
schonend? – Peter? Bei der Obduktion musst du dir das sowieso anhören. Also.
Die Haut verbackt mit dem Gewebe des Sitzes. Entweder, wir schneiden den Umriss
aus oder nehmen in Kauf, dass die Haut zurückbleibt.«
    Nachtigall
ächzte laut.
    Er
hoffte, sich das Schwanken seines Körpers nur eingebildet zu haben, doch als
Wiener nach seinem unverletzten Arm griff, wurde ihm bewusst, dass dem nicht so
war.
    »Mir
hätte gestern durchaus Ähnliches passieren können«, flüsterte der
Hauptkommissar, atmete tief durch und streckte den Rücken durch. »Geht schon
wieder.«
    »Wir
schneiden ihn raus.« Knirschend drang der Cutter in die Sitzbespannung ein.
»Ziemlich viel Kunststoff verarbeitet worden. Der ist angeschmolzen, aber
immerhin, der Cutter schafft es noch.«
    Wieder
dokumentierte der Fotograf das Geschehen – sein
Gesicht hatte sich inzwischen von blass zu grünlich verfärbt.
    »Wenn
Ihnen schlecht wird, gehen Sie weit genug zur Seite. Es müssen nicht noch mehr
Spuren vernichtet werden«, mahnte der Rechtsmediziner mitleidlos.
    »Wenn
dies der Wagen ist, der mich von der Straße gedrängt hat, wer ist dann das
Opfer hier? Der Fahrer – und ein noch unbekannter Dritter hat das Auto in Brand gesteckt?
Oder hat der Fahrer ein andres Opfer zu entsorgen versucht?«, fragte
Nachtigall, ohne sich konkret an jemanden zu wenden.
    »Schwer
zu sagen«, murmelte Dr. Pankratz. Er trennte in der Zwischenzeit das Gewebe der
Sitzfläche ab.
    »Thorsten!
Ich habe einen Tatort ohne Leiche. Das Opfer hat so viel Blut verloren, dass
wir von einem Mordschauplatz ausgehen. Spezialisten gehen von Stich- und
Hiebverletzungen aus, allerdings die meisten gegen den Kopf gerichtet, was hier
nicht weiterhilft. Aber einige Wunden wurden ihm wahrscheinlich auch im Hals-
und Bauchbereich zugefügt. Kannst du die finden?«
    »Kommt
darauf an. Ich kann seinen Zustand hier nicht gut beurteilen, dazu brauche ich
viel mehr Licht. Aber wenn ich ihn auf dem Tisch habe, stehen die Chancen ganz
gut.«
    Nachtigalls
Telefon brummte.
    »Silke?
Ja?«
    »Silke?«,
fragte Dr. Pankratz leise.
    »Neue
Kollegin, kam für Albrecht«, erläuterte Wiener knapp und bemerkte etwas
verärgert, dass er ebenfalls flüsterte.
    »Ah.
Das ist sicher nicht

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