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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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leichthin.
    »Ach,
nun hören Sie schon auf! Die alte Geschichte wieder! Der fehlte nicht. Ich
hatte ihn nachmachen lassen. Wahrscheinlich habe ich einen mit dem Müll
entsorgt. So was kommt doch mal vor.« Beleidigt verschränkte Matern die Arme
vor dem Körper, schob angriffslustig das Kinn vor. »Und da kommt dann gleich
die Kriminalpolizei? Alles längst verjährt. Pah!«
    »Es
sind Schlüssel einer Schließanlage, so ohne Weiteres kann man in diesem Fall
keinen Ersatzschlüssel fertigen lassen«, hielt Wiener dagegen.
    »Mich
hat aber keiner nach einer Erlaubnis gefragt! Möglich, dass der Einzelne gar
nicht auffiel. Zu der Zeit habe ich die Schlösser und Schlüssel für dieses Haus
in Auftrag gegeben. Einer mehr oder weniger … «
    »Sie
kennen die Leute, die jetzt dort wohnen?«
    »Nein.
Selbstverständlich nicht. Warum sollte mich interessieren, wer da eingezogen
ist? Wir leben jetzt hier.«
    »Und
wenn der Bagger kommt – wo werden Sie dann hinziehen?«, schoss Nachtigall die Frage ab,
auf die Matern mit sofortiger Gegenwehr reagierte.
    »Wir
ziehen nirgendwo hin! Das wissen die Strommultis schon. Die haben das von mir
schriftlich! Wir lassen uns nicht mit Geld abspeisen!« Matern blies vor
Empörung die Wangen auf und pumpte mit dem ganzen Oberkörper, schwang sich auf
die Zehenspitzen und zurück auf die Hacken, als wolle er testen, ob sein Territorium
noch fest genug war, ihn zu tragen. Offensichtlich schwang in seiner Entrüstung
auch Besorgnis mit, den Kampf zu verlieren.
    »Sondern?«
    »Wir
wehren uns. Natürlich tun wir das! Wenn die Nase des Baggers in unseren Garten
ragt, werden wir uns in seinen Weg stellen! Ein Matern lässt sich nicht wie ein
räudiger Hund von seinem Land vertreiben. Wir weichen nicht, nur weil das
Großkapital seine Muskeln spielen lässt.«
    »Man
wird Sie enteignen«, prophezeite Michael Wiener unbeeindruckt von den
flammenden Worten.
    »Mich
nicht! Sicher nicht! Dann müssen die mich erst erschießen!«
    »Ach?
Interessant. Bei unseren Ermittlungen geht es auch ums Erschießen«, eröffnete
ihm Nachtigall.
    »Und
warum«, Matern trat noch einen Schritt näher an den Hauptkommissar heran, berührte
ihn beinahe, »fragen Sie das in diesem eigenartigen Ton?« Seine Augen
flackerten hektisch von einem Gesicht zum anderen. Doch auch Wieners Miene
blieb unergründlich. »Klingt ja fast, als verdächtigten Sie mich, jemanden auf
diese Weise … «
    »Wie
weit würden Sie gehen? Es gab schließlich Morddrohungen gegen die Männer, die
den Friedhof umziehen lassen! Und die haben mit der Planung des Energiekonzerns
nicht einmal am Rande zu tun.« Nachtigall drückte den Rücken durch.
    »Die
hätten sich ja weigern können! Niemand kann die zwingen, die Ruhe unserer Toten
zu stören«, giftete Matern.
    »Warum
sollten sie? Das hätte die beiden den Job kosten können.«
    »Aus
Solidarität, natürlich! All diese Verräter hier. Wir sind umzingelt von ihnen.
Dort hinten am Wald – das waren die Ersten, die hinter unserem Rücken den Deal perfekt
gemacht haben. Alles Verräter. Damit war klar, dass der Konzern eine Stelle
hat, den Hebel anzusetzen. Die haben in ihren Büros sicher schon gefeiert,
damals. Dachten, der Ort sei für uns schon verloren. Aber nicht mit einem
Matern!«
    Nachtigall
beobachtete sein Gegenüber neugierig. Was davon war echte Emotion, was Theater,
auswendig gelernte Phrasen, die bei Bedarf wie Textbausteine verwendet wurden?
Dem Mann musste doch klar sein, dass der Bagger auch sein Haus zerstören würde.
Niemand konnte ernsthaft glauben, diese Entwicklung sei noch aufzuhalten.
Matern war der Blick verstellt auf all die Menschen, die in der Kohle ihren
Lebensunterhalt verdienten.
    »Plötzlich
spielten alle privaten Kontakte, Freundschaften, Bindungen gar keine Rolle
mehr. Die Gier übernahm das Regiment. Sie hätten mal erleben sollen, wie sich
die Dörfler in aasgeile Geier verwandelten! Geld, Geld, Geld.« Er beugte sich
noch ein Stück weiter zu Nachtigall, der sich beherrschen musste, nicht
zurückzuzucken. »Mal ganz ehrlich: Je mehr von denen, die unbedingt mein Dorf
vernichten wollen, über die Klinge springen, desto besser!«, zischte Matern
böse. »Am Ende traut sich dann keiner mehr, uns zu vertreiben!«
     
    »Der spinnt.«
    »Hm. Er
hat viel Zeit, Geld und Kraft in sein Haus investiert. Er möchte es behalten.
Ist doch nicht ganz unverständlich, oder? Und das Angebot des Konzerns
erscheint ihm zu gering, es entspricht nicht der Leistung, die

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