Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
dieser
Partnervermittlungsportale im Internet einstellen.
»Du
kannst doch mit dem Computer umgehen, Liebes, oder?«, hatte die Freundin etwas
anzüglich gefragt. »Na, siehst du. Dann tu es auch! Du wirst sehen, es dauert
nicht lang und schon hast du den Prinzen gefunden.«
Zögernd
erst, dann entschlossener, machte Erika sich an das Formulieren einer Anzeige.
Zerriss
den Entwurf und vergaß die Angelegenheit.
Doch
der Gedanke an Achim trieb sie an.
Was,
wenn er doch noch lebte?
Was,
wenn sie ihn mit so einer Anzeige ausfindig machen konnte?
Er ihr
sogar ins Netz ging? Geil war er immer gewesen. Trotz dieser Buchhaltermasche,
die er draufhatte. Im Anzug mit Aktenkoffer, stets die Krawatte ordentlich
gebunden. Derangiert wäre er nie vor die Tür gegangen. Aber wenn er nach Hause
kam …
Erika
schüttelte sich.
Manche
Erinnerung blieb besser verschlossen. Schließlich liebte sie ihren Achim,
hoffte darauf, dass er mit der Zeit schon ruhiger würde, seine seltsamen,
abstoßenden und ausgesprochen schmerzhaften Forderungen an seine Bettpartnerin
sich mit zunehmendem Alter erledigten.
Nervös
tupfte sie mit einem blütenweißen Taschentuch an dem Unterlid entlang.
Hoffentlich
war nichts verwischt.
Schminken
hatte sie zwar nicht ganz verlernt, aber ungeübt war sie in der Zwischenzeit
doch geworden.
Ob der
Lippenstift noch an der richtigen Stelle saß? Oder hatte der sich etwa als
abstoßende Inseln auf die Frontzähne geklebt?
Ihre
Zunge fuhr forschend darüber, sie trank einen großen Schluck Mineralwasser, um
das, was sie nicht erspürt hatte, wegzuspülen.
Und
dann war er plötzlich da!
Stand
wie aus dem Boden gestampft neben ihrem Tisch, eine rote Rose in der Hand, die
er ihr nun mit großer Geste überreichte.
»Na, da
haben wir uns wohl gefunden, nicht wahr?«, fragte eine angenehme Stimme.
Erika
verfluchte sich innerlich für ihr jahrelanges Zögern.
Wie
schwebend fühlte sie sich in diesem Moment.
Ich
muss etwas antworten, fiel ihr ein!
»Guten
Abend, Herr Brandes. Ja, ich glaube, wir haben uns auf Anhieb gefunden«,
strahlte sie ihm entgegen und er nahm Platz.
»Sekt?«
Er gab
der Kellnerin ein Zeichen, bestellte weltgewandt, orderte die Speisekarte, die
ein anderer Gast wohl beim Gehen als Souvenir mitgenommen hatte.
»Na,
dann lege ich die Karten am besten mal gleich auf den Tisch. Ewald Brandes, das
wissen Sie ja schon. Witwer. Seit Jahren ohne Begleitung. An diesem Zustand
möchte ich nun dringend etwas ändern, weil Erleben allein eben nur halb so viel
Spaß macht. Finanziell übrigens geht es mir so gut, dass das schon für andere
ein Mordmotiv sein könnte.« Dabei lachte er angenehm zurückhaltend.
»Erika
Wintzel. Witwe. Seit vielen Jahren ohne Begleitung. Mir geht es also wie
Ihnen.«
Darauf
stießen die beiden an.
Als
Ewald Brandes, der inzwischen nur noch Ewald war, sie vor ihrer Tür absetzte,
war sie fast versucht, ihn sofort hereinzubitten. Doch der Gedanke daran, dass
er das unschicklich finden könnte, ließ sie zögern.
Die
Verabredung für den nächsten Abend schlug sie natürlich nicht aus.
24
Frau John verzog säuerlich das
Gesicht.
»Sie?
Noch mehr Fragen?«
»Bei
Mordermittlungen kommt das vor, tut mir leid. Wir brauchen noch ein paar
weitere Informationen über Heiner.« Nachtigall schob sich vorsorglich schon
beim Sprechen durch die Tür und Wiener beeilte sich, den Anschluss nicht zu
verpassen, denn Frau John sah durchaus so aus, als würde sie jede Gelegenheit
nutzen, die Tür zuzuschlagen, gleichgültig, ob er es in den Flur geschafft
hatte oder eben nicht.
»Was?«,
fauchte sie unfreundlich.
Sie
deutete vage und wenig einladend auf eine Sitzgruppe im Wohnzimmer.
Die
beiden Ermittler blieben stehen.
»Ihr
Sohn arbeitete häufig in einer Schicht mit Maik Grendke, Norbert Holzmann,
Matthias Langer und anderen. Heiners Wohnung wurde aufgebrochen und durchwühlt,
ebenso die Wohnung eines der Kollegen. Haben Sie eine Vorstellung davon, was
der Einbrecher gesucht haben könnte?«
»Nein.
War sicher so ein Einbruch auf Verdacht und wegen der guten Gelegenheit. Heiner
hatte nichts von Wert. Wie gesagt, nicht einmal ein Sparbuch! Niemand konnte
ernsthaft Reichtümer bei ihm erwarten.« Sie schüttelte unwillig den Kopf.
»Hat
Ihr Sohn Ihnen in der letzten Zeit etwas zur Aufbewahrung gegeben? Oder etwas
einfach dagelassen?«
»Er hat
ja noch sein Zimmer hier … «
»Wir
würden uns dort gern mal umsehen.«
Die
Mutter nickte nur.
»Treppe
hoch,
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