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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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er erbracht hat,
beinhaltet nicht ausreichend Schmerzensgeld. Ich kann das nachvollziehen.«
Nachtigall lehnte seinen Kopf an die Nackenstütze und schloss für
Sekundenbruchteile die Augen. Es flimmerte, ein silbern funkelndes
Schneegestöber.
    »Also
geht es ihm auch nur ums Geld. Was ist mit den hehren Zielen, die er uns vor
die Füße geworfen hat? Solidarität? Kampf dem Großkapital?«, feixte Wiener.
    »Er
möchte nicht geldgierig erscheinen. Deshalb braucht er andere Gründe. Außerdem
mag er wirklich an seinem Grund hängen, sich wie ein Vertriebener fühlen. Erschwerend
kommt hinzu, dass du, wenn du einmal damit angefangen hast, das zu verteufeln,
was andere getan haben, nicht mehr so ohne Weiteres zurückrudern kannst, ohne
dein Gesicht zu verlieren. Er wird lieber behaupten, er sei gezwungen worden.«
    »Er
hatte eventuell einen Schlüssel für die Wohnung der Ahrendts«, erinnerte
Wiener. »Wenn der Kerl nun doch ernst macht? Kumpel tötet, in der Hoffnung,
dass der Bagger nicht aufrückt?«
    »Wir
haben nicht einen Hinweis darauf, dass Matern mit den Morden in Zusammenhang gebracht
werden könnte. Wir wissen noch nicht einmal, ob Torso und Körperteile
zusammengehören und beides zu unserer Wohnung passt.«
    »Aber
wir haben Materns ›Geständnis‹, dass die Morddrohungen aus dem Umfeld des
Widerstands stammen!«, triumphierte Wiener und wurde von seinem Kollegen wieder
auf den Boden der Realität geschubst.
    »Nein.
Er hat nur gesagt, dass er es für angemessen hält. Davon, dass er oder jemand,
den er kennt, sie geschickt hat – kein Wort.«
    »Hat
Dr. Pankratz sich noch mal gemeldet?«
    »Nein.«
    Sie
brüteten jeder vor sich hin.
    »Soll
ich wirklich hier halten?«, fragte Wiener plötzlich in die Stille.
    »Frau
John. Ja. In diesem Fall gibt es viele offene Fragen. Wird Zeit, dass wir
versuchen, einige lose Enden zu vertüddeln. Also, komm!«
    Der
Cottbuser Hauptkommissar schwang sich ungelenk aus dem Beifahrersitz und
fluchte leise.
    »Wer
hätte gedacht, dass eine so kleine Einschränkung so ein Riesenproblem macht.«
    Wiener
lachte, bot seine Hand als Unterstützung an, duckte sich dann schnell unter dem
wütenden Blick des Freundes weg.

23
     
    Erika wartete an einem der
kleinen Tische des Cafés in der Spremberger Straße.
    Ich bin
aufgeregt wie ein junges Mädchen vor dem ersten Ball, schalt sie sich, dabei
bin ich alte Schachtel doch längst über so etwas hinweg. Na gut, ergänzte sie
gutmütig, wohl doch noch nicht ganz.
    Nervös
sah sie sich um.
    Menschen
zu beobachten hatte ihr früher viel Spaß gemacht. Nach Achims Verschwinden war
es sogar die wichtigste aller Beschäftigungen geworden. Der Gedanke, er könnte
sie verlassen und ein neues Leben an der Seite einer anderen begonnen haben,
ließ sie einfach nicht los. Lange Zeit glaubte sie, ihn in wildfremden
Gesichtern zu erkennen, mit Bart, gefärbten Haaren, Kontaktlinsen. Es quälte
sie die Vorstellung, er lebe praktisch neben ihr, unerkannt, mit einer
attraktiven Anderen, einer attraktiveren, sexgeileren Anderen – um
genau zu sein. Sicher, ihre Freundinnen beharrten auch immer wieder darauf,
dass es gar nicht anders sein könne. Bei den Treffen zu Kaffee und Sekt gab es
lange Zeit kein anderes Thema, das die Gruppe mehr interessierte.
    »Finde
dich damit ab. Wenn du trauerst, wird die Sache nicht besser. Wer weiß,
vielleicht hat er seinen Spaß daran zu sehen, wie du leidest«, hatte Carola oft
vermutet.
    Aber
Erika konnte nicht loslassen.
    Verlor
ihre gute Laune, ihre Fröhlichkeit, ihr Lachen.
    Und das
Schlimmste war: Im tiefsten Inneren vermutete sie seit Neuestem, dass ihr Achim
tot war.
    Darüber
konnte sie natürlich mit niemandem sprechen.
    Die
Polizei hätte angenommen, dass der, der so etwas vermuten kann, bestimmt genau
weiß, warum der Mann tot ist – sie wäre unter Mordverdacht
geraten!
    Das
Kränzchen wäre eher davon ausgegangen, dass sie nun endgültig ein Fall für die
Psychiatrie geworden sei. Ein einziges Mal hatte sie so etwas angedeutet, hatte
behauptet, eine Freundin habe erzählt, sie habe bemerkt, dass ihre Schwester
gestorben war. Direkt in dem entscheidenden Augenblick sei ein Schmerz durch
ihren ganzen Körper gefahren. Die Reaktion war so heftig ablehnend, dass sie
das Thema nie wieder anriss.
    Sie
litt still.
    Wurde
einsam – und schnell vergessen.
    Vor ein
paar Monaten erst, bei einem zufälligen Zusammentreffen mit Carola, hatte die
ihr geraten, sie solle doch eine Anzeige in einem

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