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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Freunde war verschwunden.« Nachtigall schubste Frau Johns Denken in eine
neue Richtung.
    »Ja.
Traurig, wirklich traurig. Seine Mutter ist inzwischen gestorben. Maik kam von
einer Urlaubsreise nicht zurück. Er hatte niemandem erzählt, wohin er fahren
wollte. Das einzige Kind der Familie. Heiner war damals tief betroffen. Das
einzige Mal, dass ihn das Schicksal eines anderen nicht gleichgültig ließ.«
Überrascht hörte Nachtigall Tränen dicht unter ihrer Stimme liegen,
beobachtete, wie sie verstohlen über die Augen wischte. »Sie war eine so liebe
Mutter gewesen – und doch war der Sohn nicht mehr zurückgekommen. Es war
entsetzlich. Heiner kümmerte sich um sie, besuchte sie gelegentlich. Mir hat
sie damals immer gesagt, sie glaube, ihr Maik sei nicht tot, das hätte sie
gespürt.« Nun schniefte Frau John doch. »Ich habe jedenfalls nichts davon
gemerkt, dass Heiner tot war. Sicher bin ich einfach zu unsensibel.« Sie
schluchzte verhalten und putzte sich dann die Nase.
    »Maik
Grendke hat sich nie wieder gemeldet?«
    »Nein.
Nie. Damals wurde alles Mögliche von der Polizei überprüft – aber
kein Hinweis gefunden. Nix. Mitte 20 – verschwunden ohne ein Wort!«
    »Und
die Freunde?«
    »Wurden
von der Polizei befragt. Aber auch von denen wusste keiner, was mit Maik
passiert sein konnte. Heiner stand regelrecht unter Schock, die anderen waren
offensichtlich ebenso ratlos. Irgendwann hatte sich das Thema für die Clique
erledigt. Wenn Heiner manchmal davon anfing, fuhren sie ihm ziemlich rüde über
den Mund. Erledigt und vorbei. Vergessen.«
    »War
Heiner neidisch auf Maik?«, hakte Nachtigall vorsichtig nach.
    »Neidisch?«
    »Ja.
Weil Maik etwas getan hatte, was er sich nicht traute? Den anderen erging es ja
vielleicht ähnlich. Maik hatte sich abgesetzt. Lebte irgendwo ein ganz neues
Leben.«
    Michael
Wiener schrieb eifrig mit.
    »Wenn
Sie so fragen … Das kann ich natürlich nicht ausschließen. Gerade Matthias sah
sich durch seine Berufswahl eingeengt. Er hätte lieber studiert – aber
das war nicht möglich. Nach der Wende hätte er natürlich … Aber
er hat es nicht mehr in Angriff genommen. Keiner hat an seinem Leben etwas
geändert – außer Heiner. Wenn auch nicht zum Positiven.«
     
    »Und nun?«, fragte Michael
Wiener, als er den Wagen auf die Umgehungsstraße Richtung Cottbus steuerte.
    »Rainer
schenken wir uns für heute. Sag mal, hast du das Gefühl, dass die Morde
zusammenpassen? Kumpel, na gut, aber reicht das als Gemeinsamkeit?«
    »Nicht
auf den ersten Sprung, nein«, bestätigte Wiener Nachtigalls Zweifel. »Es ist
sicher etwas vorgefallen, was die Freunde entzweit hat. Mag sein, dass du recht
mit deiner Neidtheorie hast. Was, wenn es auch um Geld ging? Maik Grendke hatte
sich die Urlaubskasse womöglich bei seinen Freunden geliehen. Ein Darlehen für
die Ewigkeit. Das fanden die sicher nicht lustig. Heiner war klamm. Der konnte
nichts beisteuern. Man streitet.«
    »Hm.
Wir müssen wissen, wer noch auf der Liste der Freunde steht. Die drei Namen
kannten wir schon – es sind aber womöglich mehr. Und wie passt der Mord an Tillmann
John in die ganze Geschichte um Maik Grendke? Warum stirbt der Kumpel zuerst, der
das Verschwinden des Freundes nicht überwinden konnte? In all den Jahren
nicht?«
    »Ich
sage ja – nicht auf den ersten Sprung!« Michael Wiener starrte auf die
Straße.
     
    Silke Dreier stand an der
Rezeption der Arztpraxis Helge Fischer und Hendrik Klein.
    Die
junge Dame dahinter verzog bockig das Gesicht.
    »Ist
mir gleich, ob Sie von der Kriminalpolizei sind. Es kommen öfter mal welche,
die glauben, sie könnten sich auf diese Weise Patientendaten erschleichen.«
    Silke
lächelte freundlich, fischte ihren Ausweis hervor, reichte ihn über die
erstaunlich hohe Barriere. Brauchten Sprechstundenhilfen heute so ein Bollwerk
gegen Patienten?, fragte sie sich, während die Brünette hinter der Mauer den
Ausweis gründlich studierte.
    »Woran
soll ich jetzt erkennen, dass der echt ist?«, erkundigte sich die
Sprechstundenhilfe schnippisch.
    »Rufen
Sie auf meiner Dienststelle an«, riet Dreier vernünftig.
    Doch
Schwester Tanja war mit gesundem Grundmisstrauen ausgestattet. »Und dann rufe
ich die Nummer an. Dort meldet sich ein Komplize. So! Nun raten Sie mal, wer am
Ende den Ärger abkriegt!«
    »Hatten
Sie gerade eine Fortbildung zum Thema Datenschutz? Du liebe Güte. Wenn Sie so
wollen, könnte ich natürlich auch am Telefon der Dienststelle jemanden haben,
den ich

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