Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
frischer Pizza mit.
»Also? Was haben wir Neues?«,
fragte Nachtigall mit vollem Mund.
»Lombards
Hausärztin hat bestätigt, dass er über das Verschwinden von Grendke nie
hinweggekommen ist. Bei einem der letzten Besuche erzählte er von einer heißen
Spur. Sie weiß allerdings nicht genau, was er damit gemeint hat. So kamen wir
aber zu Achim Wintzel.« Silke griff nach einem weiteren Stück.
»Wir
waren bei der Frau des Verschwundenen. Sie hofft noch immer auf seine Rückkehr.
Immerhin wissen wir jetzt, dass ihr Mann Versicherungsvertreter war und viele
Kumpel seine Kunden. Es könnte demnach tatsächlich einen Kontakt gegeben
haben.«
»Lombard
muss die Sache mit Grendke wirklich sehr mitgenommen haben. Er hat praktisch
gleich nach dessen Verschwinden gekündigt. Und das war ein Weg in die
Hoffnungslosigkeit.«
»Ich
hatte vorhin noch einen Termin im Archiv. Es gibt eine Akte zu Maik Grendke.«
Dreier legte den schmalen Vorgang auf den Tisch. »Steht alles so drin, wie ihr
es schon ermittelt habt. Die Mutter weigerte sich zu glauben, ihr Sohn könne
gestorben sein. Er war ihr einziges Kind. Und den Mann hatte sie schon sechs
Jahre vor dem Verschwinden des Sohnes an den Krebs verloren. Andere Verwandte
gab es nicht.« Sie wies auf den Ordner. »Die Akte wurde vorläufig geschlossen.
Allerdings sind nie irgendwelche Hinweise aufgetaucht – bis
auf diesen anonymen Brief hier.«
Sie zog
ein Blatt heraus und las vor: »Es ist falsch. Weil er nämlich nicht tot ist.
Noch nicht. Aber das dauert nicht mehr lang. Die sind gefährlich. Wenn er bis
in zwei Wochen nicht auftaucht, haben die ihn erledigt.«
Unterschrieben
war der Zettel mit ›ein besorgter Bürger‹.
»Hat
man herausgefunden, wer der besorgte Bürger ist?«
»Nein«,
seufzte Silke. »Eingegangen ist der Brief am 15. Februar. Da war Maik Grendke
nach Auffassung des Schreibers noch am Leben – und
fast nicht mehr. Glauben wir ihm, ist der junge Mann Ende des Monats gestorben.
Umgebracht worden. Von denen. Vor sieben Monaten kam dann der Hinweis, Maik
Grendkes Leichnam sei entdeckt worden. Man hat ihn beim Löschen der Ladung
eines Frachters zwischen Transportkisten entdeckt. Es war wohl mehr ein
Skelett.«
»Er ist
also auf dem Rückweg in die Heimat umgekommen. In gesicherten finanziellen
Verhältnissen kann er demnach nicht gelebt haben.« Nachtigall schüttelte
bekümmert den Kopf. »So toll ist das Abenteuer also am Ende nicht gewesen!«
»Wie
kommst du darauf?«, fragte Silke.
»Hätte
er Geld gehabt, wäre er sicher nicht als blinder Passagier im Frachtraum
gereist.«
»Gab es
eine Freundin?«, wollte Wiener wissen.
»Keine
Freundin. In den Protokollen steht, seine Freunde – wobei
das auch Heiner Lombards Freunde waren – hätten
angegeben, Maik sei mehr an Geld als an Beziehung interessiert gewesen.«
»Endlich
mal einer, der Prioritäten setzt«, feixte Wiener. »Aber dann wundert es mich
nicht, dass keine anbeißen wollte.«
Nachtigall
schrieb Maik Grendke über eine neue Spalte am Flipchart. »Er ist am 3. Februar
nicht an seinem Arbeitsplatz aufgetaucht. Dort hat man sich erst mal nicht
richtig besorgt gezeigt. Doch seine Mutter meldete ihn am selben Tag abgängig.«
Er blätterte in der Akte. »Man sagte ihr, es sei nicht so ungewöhnlich, dass
junge Männer nicht pünktlich aus dem Urlaub zurückkehrten, doch das wollte sie
nicht gelten lassen. Hier sind mehrere Gesprächsprotokolle zu Telefonaten, die
mit Frau Grendke geführt wurden. Zunächst ging man wohl davon aus, dass er
schlicht die Heimreise verpasst hätte. Nachfragen bei den Fluggesellschaften
ergaben, dass er für keinen Flug gebucht worden war. Was ja nicht bedeutet,
dass er nicht mit dem Zug unterwegs gewesen sein konnte.«
»Aus
dem Ziel der Reise machte er jedenfalls ein großes Geheimnis. Niemand sollte
erfahren, was er plante. Seine Mutter auch nicht. Wichtig ist in diesem
Zusammenhang aber, dass die Reise sehr kurzfristig geplant worden sein muss,
denn er hat den Urlaub nicht langfristig angemeldet gehabt.« Silke zeigte auf
das Gesprächsprotokoll mit dem Arbeitgeber.
»Stimmt.
Und zum 31.5. kündigt Lombard in eine Perspektivlosigkeit, aus der er sich bis
zu seinem Tod nicht mehr befreien kann.« Nachtigall zog einen Pfeil zu Lombards
Namen und schrieb das Datum darunter.
»Nun
könnte man annehmen, das war eine private Angelegenheit zwischen diesen beiden.
Aber Heiner Lombard wurde ermordet. Und Norbert Holzmann auch. Matthias Langer
machte auf
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