Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Argwohn – oder
der andere hatte etwas in der Hand, um sein Opfer zu dieser Begegnung zu
pressen. Matern? Norbert Holzmann kannte ihn. Aber was konnte ihn dazu bewogen
haben, sich mit Matern zu verabreden? Im Protest gegen den Bagger waren sie
Vertreter der unterschiedlichen Lager. Holzmann wohnte längst nicht mehr in
Brieskowitz, war in die Diskussion über den Verkauf der Häuser und Grundstücke
nicht involviert. Ihm ging es um den Erhalt seines Arbeitsplatzes. Sicher – Matern
war ein komischer Kauz – aber auch ein Mörder? Und warum liegen die Leichenteile
ausgerechnet in der Reha Vita?«
Casanova
zog es vor zu schweigen.
»Aha.
Du hast auch keinen Ansatz, wie?«
Ein
Blitz zuckte durch das Dunkelgrauschwarz.
Für
einen Sekundenbruchteil war der Garten grell ausgeleuchtet.
Aus dem
Augenwinkel beobachtete Nachtigall, wie Domino mit einem hysterischen Satz
unter dem Sofa verschwand.
»Du
könntest dich ein bisschen um deine Freundin kümmern! Sie hat Angst.«
Doch
der Kater war an den Ängsten der Mitbewohner nicht interessiert. Er blieb
ungerührt vor der Scheibe stehen.
»Matern
könnte einen Schlüssel zur Wohnung der Ahrendts gehabt haben. Doch beweisen
können wir ihm das nicht. Er ist auch nicht der Typ, der ein so hohes Risiko
eingeht, entdeckt zu werden oder etwa selbst zu sterben, weil gegenüber eine
Bombe zündet.«
Der
Kater drehte die Ohren hin und her.
»Weißt
du, ich könnte mir einige schöne Motive vorstellen – aber
am Ende geht das Ganze nicht auf. Möglich wäre doch, dass Grendke umkam und gar
nicht in Urlaub fuhr. Bei einem Unfall, einer dämlichen Mutprobe, was auch
immer. Danach haben die Freunde den Tod vertuscht. Nur Heiner konnte sich nicht
damit abfinden. Bloß: Heiner ist auch tot. Er ist es nicht, der seinen Freund
an den Kumpeln rächt. Und der Tod von John? Der passt auch nicht.«
Das
Telefon brummte.
»Nachtigall!«
»Ey,
Mann! Sie müssen mir jemanden schicken! Ich habe ihn gesehen!«, keuchte jemand
aufgeregt in die Leitung.
»Herr
Langer?«
»Er war
hier. Unten in meinem Keller. Er weiß, wo ich wohne und bringt mich als
Nächsten um«, wimmerte der Mann aufgelöst.
»Wer?«
»Na,
der Kumpelkiller!«
»Wer
ist es?«
»Maik.
Der lauert auf mich! Nun kommen Sie schon!«, flehte Langer.
»Gut.
Zwei Kollegen sind sofort bei Ihnen«, versicherte Nachtigall und alarmierte die
Streife vor Langers Wohnblock.
»Silke?
Wir haben einen Einsatz. Ich hole dich mit einem Taxi ab. Matthias Langer
glaubt, der Mörder sei hinter ihm her. Er behauptet, er habe Maik Grendke
erkannt.«
»Zu
viel Alkohol! Das Gerede von Zombies scheint dann in Gang zu kommen«,
kommentierte die junge Frau.
Zehn
Minuten brauchte das Taxi, um die beiden Beamten einzusammeln und weitere zehn,
um zur Adresse Langers zu finden.
»Wir
sind gleich rauf zu ihm. Der sitzt auf der Couch und heult«, informierte sie
einer der Schutzpolizisten an der Wohnungstür, führte sie herein und warf einen
unfreundlichen Blick auf Langer.
»Sie
haben Grendke gesehen?« Der Hauptkommissar schob sich auf den Platz neben dem
zitternden Mann.
»Ja,
ganz sicher. Der hatte schon immer so einen schlurfenden Gang. Das ist nur noch
schlimmer geworden. Und auch die Haare trägt er anders. Kürzer. Mir kam es auch
so vor, als seien da schon kahle Stellen. Ich wollte doch nur ein paar Flaschen
Bier raufholen. Und da hat er sich in eine der Ecken gedrückt.«
Langer
strich seine öligen Haare nach hinten.
»Warum
sollte Grendke nach so vielen Jahren zurückkommen und Sie und Ihre Freunde
umbringen?«
»Was
weiß ich! Als Sie vorhin gesagt haben, da macht einer Jagd auf uns, dachte ich
auch gar nicht an Maik. Aber dann … «
»Sie
haben ihn seit 20 Jahren nicht mehr gesehen – und
gleich erkannt? Hat er vielleicht etwas zu Ihnen gesagt?«
»Nein.
Das brauchte er auch gar nicht.«
Eine
resolute, kräftige Frau baute sich vor den beiden auf. »Glauben Sie dem kein
Wort. Der ist ein echter Schisser. War der immer schon. Ich weiß auch nicht,
was meine Tochter an so einem Würstchen findet! Wahrscheinlich war der schon
besoffen, als er runter ist. Da stellt man sich schon mal was vor, nicht wahr,
Mats?«
Langer
neben ihm schrumpfte auf die Hälfte seiner ohnehin schon nicht übermäßigen
Größe.
»Meine
Schwiegermutter. Hilde Kreuzer. Sie war hier, als ich ihm begegnete.«
»Hier!
Ja, in der Wohnung. Du hattest deine eher fragwürdige Begegnung aber im
Keller«, erinnerte ihn die stark geschminkte Frau
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