Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
schnell ins Bett.«
»Hm, chinesisch!«, freute sich
die junge Mutter wenig später. »Lecker!«
Sie
probierte von ihrem Huhn und zwinkerte ihrem Mann zu. »Wie läuft es so mit der
neuen Kollegin?«
»Silke.
Sie arbeitet zuverlässig, recherchiert fleißig. Nur Peter wird mit ihr nicht
recht warm. Es musste ihm doch klar sein, dass irgendwann jemand die Stelle von
Albrecht bekommen würde. Aber nun stellt er sich an, als habe man ihm eine
Kröte auf den Stuhl gesetzt. Ich hoffe, sie bekommt eine Chance, sich zu
beweisen. Dieser Fall ist so vertrackt, da könnte schon was drin sein. Ein
Geistesblitz zum Beispiel, der uns auf die richtige Fährte bringt.«
»Du
klingst müde. Seid ihr nicht vorangekommen?«
»Nicht
wirklich. Wir finden immer Puzzleteile. Blöd ist, dass die nicht
zusammenpassen. Morgen erfahren wir wenigstens, ob der Kopf und die Arme zum
Torso und alles zusammen zum Blut in der Wohnung gehören. Dann wissen wir
vielleicht auch mit Gewissheit, ob es sich um Holzmanns Leichnam handelt.
Bisher ist es nur sehr wahrscheinlich. Dr. Pankratz kommt doch noch, dann klärt
sich sicher alles.«
»Die
Sache mit dem Mord in einer fremden Wohnung ist schon ziemlich ungewöhnlich.
Irgendwie speziell. Hat sich rausgestellt, wie der Mörder reingekommen ist?«
»Nein.
Wir gehen davon aus, dass er einen Schlüssel benutzen konnte. Wo er den her
hatte, wissen wir allerdings noch nicht.«
»Die
Frau arbeitet doch als Tabledancer in einer Bar, oder?«, fragte Marnie und
schob sich eine große Portion Nudeln in den Mund.
»Sie
tanzt an einer Stange. Wahrscheinlich striptease. Ich habe nicht so dezidiert
nachgefragt.«
»Hättest
du vielleicht tun sollen.« Marnie war mit vollem Mund nur schlecht zu
verstehen. »Könnte doch sein, dass sie nach der Vorstellung auch noch Termine
wahrnimmt.«
»Sie
ist verheiratet!«
»Ja, na
und? Vielleicht stört es ihren Mann nicht. Es soll das Liebesleben von Paaren
ungemein aufpeppen, wenn sich der eine vorstellt, dass der andere mit einem
anderen … du weißt schon.« Sie war von der Couch geglitten und räkelte sich
auf dem Teppich.
»Quatsch.
Mich würde es nicht antörnen, wenn ich mir vorstelle, wie du … « Er
rutschte ebenfalls auf den Teppich hinunter.
»Wenn
es aber doch so wäre? Nicht bei mir natürlich«, kicherte sie, als er seine Hand
schnell zurückzog. »Bei ihr. Dann nimmt sie doch ihre Handtasche mit. Und in
dem Moment kommt jeder an den Schlüssel ran.« Sie stöhnte leise, als Michael
ihr die Bluse abstreifte.
»Hm,
hm.«
»Ein
Geschwisterchen für Jonas?«, wisperte sie in sein Ohr.
»Mal
sehen, was sich machen lässt«, knurrte er zurück.
29
Silke kehrte kopfschüttelnd
zurück.
»Es
gibt keine Hinweise darauf, dass irgendjemand unbefugt dort unten war. Keine
verrückten Kisten, keine aufgestemmten Fenster oder aufgehebelten Türen.
Nichts. Herr Langer, vielleicht hat Ihnen das Gewitter etwas vorgegaukelt.«
Zerknirscht
barg der schmächtige Mann sein Gesicht in den ungepflegten Händen.
»Ich
habe ihn gesehen«, beharrte er starrköpfig.
»Es ist
in Ordnung. Diese beiden Herren von der Schutzpolizei sitzen in einem
Streifenwagen vor dem Haus. Wenn Ihnen wieder etwas komisch vorkommt, dann
rufen Sie den Notruf – und die beiden sind sofort hier bei Ihnen. Wir riskieren
natürlich nicht, dass Ihnen auch noch etwas zustößt. Allein sollten Sie nicht
in der Wohnung bleiben.« Nachtigall warf Langer einen besorgten Blick zu. Es
war sicher nicht angenehm, wenn man plötzlich in jeder Ecke einen Mörder
vermuten musste. Besonders dann, wenn der bereits verstorben war.
»Keine
Sorge, Herr Hauptkommissar. Ich weiche nicht von seiner Seite, bis meine
Tochter nach Hause kommt. Notfalls übernachte ich auf der Couch. Dann müsste
der Mordbube erst mal an mir vorbei – und
das will ich ihm nicht geraten haben. Ich war mal DDR-Meisterin im
Gewichtheben. Und die Kraft habe ich auch heute noch. Ich übergebe Ihnen den
Kerl dann zerquetscht.« Ihre Augen funkelten Entschlossenheit und Nachtigall
hoffte, der Täter würde eine Begegnung mit dieser Frau doch überleben, damit er
ihn wenigstens befragen konnte.
»Maik
Grendke. Er war das!«
Ein
abschätziger Blick aus den Augen der Schwiegermutter glitt über den ganzen
Körper des zitternden Mannes. Es lag so viel Verachtung darin, dass Langer dem
Hauptkommissar schon fast leidtat.
»Wir bleiben dran«, versprach
Nachtigall und brach mit Dreier zusammen auf.
»Da
unten ist es nicht sehr
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