Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Seite nicht passen wollte, legte
sie sie auf einen Extrastapel. Im zweiten Durchgang würde sie sich einfügen
lassen. Schon nach kurzer Zeit war sie gelangweilt. Ein Buch über die
Geschichte ›Vom Tellerwäscher zum Millionär‹. Wie öde! Der Junge aus armem
Hause, den keiner liebt, macht Karriere. Und gründet den Ring Rosenfeld.
Zum
Glück erlöste sie das Telefon.
»Dreier?
Oh, Sie sind die neue Kollegin bei Peter!« Der Mann hatte eine angenehme
Stimme.
»Genau.
Und Sie sind?«
»Hansen.
Ich bin das andere Team, wenn Sie so wollen. Und wir ermitteln wegen des
Abdrängens von Peters Wagen.«
»Ja?«
»Bisher
wussten wir nur von dieser Firma in Berlin, die den Wagen als gestohlen
gemeldet hat. Der letzte Nutzer war nicht zweifelsfrei festzustellen. Aber nun
haben wir Hinweise, dass das Auto schon am Tag zuvor aus Berlin nach Cottbus
unterwegs war.«
Klar,
schoss es Silke durch den Kopf, entweder die haben doch die Daten von
TollCollect bekommen, was angeblich noch nie jemandem gelungen war, oder der
Wagen wurde geblitzt.
»Er ist
in einen Blitzer gerast«, probierte sie ins Blaue.
»Treffer,
Kollegin. Und nun haben wir ein ganz gutes Foto des Herrn am Lenkrad. Ich
dachte mir, es wäre sicher eine gute Idee, wenn Nachtigall mal guckt, ob es zu
einem der Verdächtigen in diesem Kumpeltodfall passt.«
»Guter
Gedanke.«
»Ich
sitze nur wenige Türen von Ihnen entfernt. Da könnte ich doch das Bild
rüberbringen und die neue Kollegin persönlich begrüßen. In zwei Minuten.«
Damit
war das Gespräch beendet.
Er
brauchte nicht einmal 30 Sekunden.
»Die
Neugier hat mich wohl beflügelt«, erklärte er und reichte seine Pranke. »Ich
bin der nette Kollege von nebenan. Tobi Hansen.«
»Silke
Dreier. Silke.«
»Nachdem
wir uns jetzt so gut kennen, zeige ich dir mal eben das Bild von der
Blitzerkamera.«
Er zog
es aus einem Papphefter, legte es auf Nachtigalls Schreibtisch.
Silke
betrachtete das Gesicht interessiert.
»Ich
kenne nicht alle Protagonisten in diesem Fall persönlich. Aber ich werde es den
beiden Kollegen gern zeigen. Kommst du denn bei den Ermittlungen voran?«
»Ich
kenne die Person auf dem Foto nicht. Wenn ich einen Namen habe, kann ich von
dem Punkt aus weiterermitteln. Diese Firma in Berlin hat ein katastrophales
Dokumentationssystem, was die Benutzung der Dienstwagen angeht. Jeder kann,
wann immer er will. Papiere liegen im Auto – alles
keine Hürde, wir sind da entspannt. Mann!«
»In
Zukunft werden sie das wohl anders handhaben«, lachte Silke.
»Da
kommen dann solche Sätze wie: ›Offensichtlich ist uns der Wagen entwendet worden.
Leider können wir nicht sagen, von wo.‹ Oder ›Tut mir aufrichtig leid, Herr
Kriminaler, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, wer die Kiste als
Letzter gefahren hat. Aber von dort, wo der sie abgestellt hatte, ist sie
gestohlen worden‹. Außerordentlich hilfreich. Wie kommst du denn mit Peter
klar?«, fragte er übergangslos.
»Gut.«
»Das
klingt aber nicht so.«
»Ist
eine ganze Menge los im Moment. Ständig sind die beiden zu einem Termin
unterwegs. Aber wenn ich ihnen begegne, sind sie beide nett.« Silke hielt sich
tapfer.
»Michael,
der arme Kerl. Er dachte wirklich, Peter sei bei dem Unfall umgekommen. Er hat
die ganze Zeit zugesehen und konnte nichts tun. Das muss ein übler Schock für
ihn gewesen sein. Für Peter ist typisch, dass er nicht eine einzige Stunde
Auszeit nimmt, sondern sofort wieder an seinem Platz anzutreffen ist. Ob
verletzt oder nicht, ist egal.«
»Er ist
zäh.«
»Er ist
unbeugsam. Wenn mir einer etwas tun will, soll er sehen, dass das so einfach
nicht funktioniert. Ich denke, das ist die Philosophie dahinter. Er hat den
Hergang klar und strukturiert geschildert. Kein überflüssiges, kein
übertreibendes Wort. Michaels Schilderung dagegen – sehr
emotional.«
»Ich
hoffe, du kriegst den Typen bald«, stellte Silke fest. »Dann wird es ruhiger und
wir können uns alle entspannt aneinander gewöhnen.«
»Ach,
wenn er ein bisschen haarig ist, mach dir nichts draus. Das ist nicht gegen
dich persönlich gerichtet. Bis vor ein paar Monaten sollte hier eigentlich sein
Freund sitzen. Der erkrankte schwer. Inzwischen ist er übern Berg, aber in die
Rente abgehauen. Peter hat immer mit Albrecht zusammengearbeitet, er kennt es
gar nicht anders. Nun muss er sich umstellen. Eine Frau im Team, hm. Vor
einiger Zeit waren Kollegen aus Dresden mit in einen Fall involviert. Eine Frau
dabei. Eine ziemliche Zicke
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