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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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den Champagner sah, dachte ich, na, eigentlich, angenommen, wir wären
schon verheiratet gewesen, wäre ich jetzt eine Art Doppelwitwe. Darauf müsse
man anstoßen. Das habe ich auch getan, mit mir angestoßen, bis die Flasche leer
war. Mittendrin kam mir der beunruhigende Gedanke, ich könne unberechtigt
feiern. Deshalb ging ich nachsehen, ob er noch immer tot war. Gerührt hat er
sich jedenfalls nicht. Zur Sicherheit habe ich ihm dann eines der Messer aus
dem Block neben der Spüle in die Brust gestoßen. Es stand ihm gut. Dann ging
ich den Rest des Schampus’ trinken. Muss eine gute Sorte gewesen sein – als
ich heute aufwachte, kein Kater!«
    »Geschlafen
haben Sie gut? Keine komischen Träume oder seltsamen Geräusche?« Was für eine
Geschichte! Nachtigall konnte es kaum fassen.
    »Keine
Störung. Eine wunderbar ruhige Nacht.«
    Der
Hauptkommissar bugsierte die kichernde Frau auf einen Stuhl, fernab des
Platzes, an dem sie den Körper Ewalds liegen gelassen hatte. Dann fischte er
nach seinem Telefon.
    »Ich
möchte einen Rettungswagen und einen Arzt hier haben. Ohne Sondersignal. Und
macht eine Abfrage in allen Krankenhäusern und Arztpraxen der Umgebung, wir
suchen einen kräftigen Mann, Schlagverletzung am Kopf, Stichverletzung in der
Brust. Möglicher Name: Ewald Brandes, aber das wissen wir nicht genau. Fragt
bei den Taxiunternehmen nach – könnte ja sein, dass jemand
die beschriebene Person transportiert hat.«
    »Wenn
das Opfer nicht mehr da ist, wozu soll dann die Rettung kommen?«, murrte der
Kollege in der Zentrale.
    Nachtigall
verdrehte die Augen zur Decke.
     
    »Wissen Sie, Herr
Hauptkommissar, ich habe den Kerl erkannt. Er mich natürlich nicht, für die
waren wir Frauen ja wie Vieh, Objekte, austauschbar. Achim mochte es, wenn ich
vor Schmerzen schrie und wimmerte. Besonders gefiel ihm, wenn er jemandem dabei
zusehen konnte, wenn der mich quälte. Dabei ging ihm dann immer schon mal einer
in die Hose ab. Als ich ihn geheiratet habe, wusste ich natürlich nichts von
dieser Neigung. Damit ist er erst viel später rausgerückt. Er war Mitglied in
einem Sado-Club. Ausdrücklich nur Sado. Denen ging es nicht darum, dass die
anderen masochistisches Vergnügen haben. Sie wollten sie wirklich leiden sehen.
Ewald Brandes. So hieß das Schwein nicht. Damals nicht. Gestern Abend fiel es
mir ein, als das Licht der Kerze so schräg auf sein Gesicht fiel, er sich das
Hemd aufknöpfte, weil ihm heiß wurde. Die Tätowierung! Und als er mich schlug,
kam alles wieder hoch. Die ganze Erinnerung. Mein verpfuschtes Leben. Da wusste
ich, dass ich jede Veränderung nur selbst herbeiführen kann«, erklärte sie
leise. »Im Kühlschrank ist noch eine Flasche. Lass uns anstoßen,
Hauptkommissar!«, forderte sie lachend.
     
    »Meine Güte. Der Notarzt hat
ihr ein Sedativum gespritzt, viel nicht, wegen des Alkohols, und sie in die
Psychiatrie bringen lassen.«
    »Und
sie hat dir einfach alles erzählt? Keine Reue? Kein Schuldbewusstsein?«
    »Kein
bisschen. Sie glaubt, sie hatte ein Recht dazu.«
    Sie
schwiegen.
    »Ich
habe mit Peddersen gesprochen. Frau Ahrendt gab an, ihre Handtücher seien
vollständig, die Messer ebenfalls und sie besäßen weder eine Säge noch ein
elektrisches Haushaltsmesser. Das bedeutet, der Täter hat alles, von dem er
glaubte, er könne es brauchen, mitgebracht. Selbst Handtuch und Messer. Die
Schlinge für Lombard brachte der Mörder auch mit zum Tatort. Peddersens Team
hat wider Erwarten an der Einfriedung des Gottesackers in Brieskowitz
Schuheindrücke gefunden. Ebenso im Gebüsch in der Nähe des Grabes von John.
Profilsohle, in der dritten Riffelung von oben ein Stück herausgebrochen, Größe
46. Spricht dafür, dass wir es in beiden Fällen mit demselben Mann zu tun
haben. Die Auswertung der Fingerabdrücke aus beiden Wohnungen steht noch aus.
Vielleicht finden wir einen Bericht im Büro vor«, fasste Nachtigall die
wichtigsten neuen Ergebnisse noch einmal zusammen. Eher für sich selbst denn
für Michael Wiener.
    »Mir
geht dieser Langer nicht aus dem Kopf. Woran hat der Grendke erkennen wollen,
wenn er im gleichen Moment behauptet, der sähe nun ganz anders aus? Gibt es ein
charakteristisches Merkmal, das unveränderlich war?«, überlegte Wiener laut.
    »Danach
müssen wir ihn fragen«, bestätigte Nachtigall.
    »Er
wusste nicht, dass das nicht sein konnte. Irgendeine Ähnlichkeit?«
    »Abgesehen
davon: Grendke kehrte aus dem Urlaub nicht zurück. Lebt irgendwo unentdeckt.
Kehrt

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