Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Ihres Auftraggebers können Sie
sich doch sicher noch erinnern.«
»Ich
überlege schon die ganze Zeit. Seit mir Erika einen Schlag über die Rübe
versetzt hat. Aber es ist wie verhext, er fällt mir nicht ein. Es war ein
komischer Name, einer, der irgendwie eigenartig war. Sehen Sie, würde mir
nichts ausmachen, den Kerl hinzuhängen. Wenn ich schon verknackt werde, darf
der ruhig auch mit einrücken. Der muss der Erika das von Achim und mir erzählt
haben!«
Man
konnte Bodo Hummer ansehen, dass er sich beim Nachdenken anstrengte. Aber er
kam nicht drauf. Frustriert boxte er auf die Bettdecke.
»Scheiße!«
»Ist
kein Problem. Einer unserer Leute wird vor der Tür auf Sie aufpassen.«
Nachtigall wählte die Formulierung mit Bedacht. Er wollte dem schweren Mann
suggerieren, man bemühe sich, Schaden von ihm abzuwenden, nachdem er schon
einmal nur knapp mit dem Leben davongekommen war. »Wenn Ihnen der Name doch
noch einfällt, sagen Sie es ihm.«
Müde
nickte der Verletzte.
»So
mache ich das«, versicherte er und unterstrich die Worte gestenreich.
Mit der
Hand bereits auf der Klinke, drehte sich Nachtigall noch einmal zu ihm um.
Doch
Hummer schüttelte den Kopf. »Irgendwas mit Wiese? Ach, scheiße, ich weiß es
nicht mehr. Vielleicht kommt das von Erikas Hieb.«
»Wie
haben Sie Achim verschwinden lassen?«
»Zerlegt
und zersetzt. Von dem ist nichts mehr übrig.«
Immerhin.
Sein Langzeitgedächtnis funktioniert noch, dachte Nachtigall schaudernd.
»Mann, wieso erzählt der Kerl
uns das alles?«, staunte Wiener. »Ist doch schwachsinnig.«
»Weil
er dachte, wir wüssten es ohnehin schon. So wie er auch glaubte, Erika Wintzel
wüsste Bescheid. Er fühlt sich verraten. Hingehängt. Deshalb möchte er nun gern
seinen Auftraggeber von damals mit in den Abgrund reißen. Wir werden ihm dabei
helfen müssen, allein schafft er das mit Sicherheit nicht.«
»Ich
glaube, du hast mich irgendwo abgehängt«, bekannte Wiener freimütig. »Irgendwie
blicke ich gerade nicht ganz durch.«
»Es ist
verwickelt, ja. Aber wir sind dabei, das Knäuel abzurollen. Wenn wir fertig
sind, sitzt im Innern unser Täter, davon bin ich überzeugt. Was wir nicht
wissen, ist, an welchem Faden wir ziehen müssen.«
»Ist
ein schönes Bild – aber was machen wir jetzt?«
»Jetzt
fahren wir zu Matern. Der hat uns ein paar Fragen zu beantworten. Und du sorg
bitte dafür, dass hier ein Beamter vor die Tür gesetzt wird, damit wir
erfahren, falls der Patient entlassen werden kann, dann übernehmen wir ihn
nämlich direkt in unsere bescheidenen Räumlichkeiten. Ach – versuch Silke zu erreichen. Ich will, dass sie lernt, dass sie sich abmelden
muss.«
»Und
du?« Wiener blieb stehen und versuchte das Handy aus dem Futterstoff der Tasche
zu befreien. »Matern wird einen Beschluss sehen wollen«, setzte er mahnend
hinzu.
»Ich
besorge uns einen starken Kaffee. Danach rufe ich Dr. März an, der kümmert sich
um den Beschluss. Sieht so aus, als würde das auch wieder eine sehr sehr kurze
Nacht.«
Silke Dreier klingelte.
Schlurfen
hinter der Tür. Es war also jemand zu Hause.
»Frau
Tannenberg? Mein Name ist Dreier. Ich komme von der Polizei.« Die junge Beamtin
glaubte, diese Informationen wären geeignet, ein Vertrauensverhältnis bereits
durch die Tür aufzubauen.
»Ja,
ja. Ist wie neulich. Erst sagt er, er kommt von der Polizei und dann bringt er
mich in Schwierigkeiten, der junge Mann.« Das klang weder begeistert noch
freundlich.
»Frau
Tannenberg, wir untersuchen den Tod von Heiner Lombard. Ich glaube, dass Sie
uns dabei eine große Hilfe sein können.«
»Dummes
Gewäsch. Wie soll eine alte Frau bei so was von Nutzen sein?«
»Vielleicht
lassen Sie mich erst mal rein. Dann erzähle ich Ihnen genau, wie ich das
meine.«
»Der
Heiner ist also tot? Na, dann kann er natürlich nicht mehr kommen, um festzustellen,
was aus seiner Wohnung gestohlen wurde.«
»Frau
Tannenberg. Sollen wir uns wirklich weiter durch die Tür unterhalten?«
»Wäre
mir ganz recht«, keckerte die alte Frau. »Bei mir ist nicht aufgeräumt.«
Siegfried Matern war nicht
erfreut über den unerwarteten Besuch.
»Ich
bin nicht Ihr Täter«, murrte er, bat die beiden Beamten nach einem
misstrauischen Blick in die Nachbarschaft widerwillig ins Haus.
»Wenn
das so weitergeht, komme ich noch in Verruf!«, beschwerte er sich.
»Wir
haben nur ein paar Fragen – sicher können Sie alles ganz fix aufklären.« Nachtigall sah den
Mann durchdringend
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