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Kunden aus der Hölle

Kunden aus der Hölle

Titel: Kunden aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Bredl
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regelmäßigen Abständen Politiker und Promis in seiner Werbung verhohnepiepelt, oder der Schuhversand, der eine Horde Nackter durch seine Werbespots scheucht, sind da eher noch gemäßigte Beispiele.
    Wie dem auch sei, Einmannbetriebe und Konzerne sind ebenfalls Kunden, und zwar bei Werbeagenturen, Grafikbüros und anderen Dienstleistern der Medienbranche. Es gibt viele Gewerke, die ihr Menschenmögliches geben, um für ihre werbenden Kunden die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, nämlich Drucker, Grafiker, Angestellte in Agenturen, Texter oder Designer. All diese wundervollen Berufe haben ein kleines Manko. Sie arbeiten für Kunden, die sich häufig für allwissend halten, es naturgemäß aber nicht sind. Diese Kunden sind meistens wirklich gut in ihrem eigenen Job, den sie seit Jahren erfolgreich ausüben. Doch genau dieses Fachwissen trauen sie den von ihnen angeheuerten Werbefachleuten nicht zu. Am allerliebsten würden sie alles selber machen. Das muss keine Selbstüberschätzung sein; oft ist es schlicht Gewohnheit, gepaart mit perfektionistischem Denken. Glauben sie doch, ihr Produkt am besten zu kennen – was auch stimmt – und es folglich am besten bewerben zu können – was meist zu diversen Kopf- und Bauchschmerzen auf Dienstleisterseite führt. Mal schnell einen Lkw-Anhänger auf dem Flyer abbilden? Kein Problem, denkt man – und irrt sich gewaltig. »In Originalgröße«, verlangt der Kunde. Und der hat – wie wir ja wissen – immer recht. Schließlich ist er derjenige, der zahlt. Sich anstrengen, heißt da die Devise. Für den kreativen Kopf existieren bekanntermaßen keine Probleme, sondern nur Herausforderungen.
    Wenn ein Kunde auch noch selbst Hand an Grafikdateien oder Webseiten legt, endet es oft in einer mittelschweren Katastrophe. Und wenn die Webseite, die der Kunde selbst auf den Server laden wollte, erst mal völlig unbenutzbar ist oder der Flyer, bei dem der Kunde selbst die letzten Textverbesserungen vorgenommen hat, in tausendfacher Auflage samt neu hinzugekommenen Rechtschreibfehlern gedruckt ist, dann ist es natürlich der Dienstleister, der für den Fehler verantwortlich gemacht wird. Das Gegenteil zu beweisen fällt da mitunter schwer. Manchmal versucht man es besser erst gar nicht und nimmt die falschen Beschuldigungen zähneknirschend hin.
    Richtig übel kann es mitunter werden, wenn der Kunde selbst sich künstlerisch versucht. Da gibt es manchmal nur noch eine Steigerung: Richtig, der eigene Spross hat’s entworfen, mit Paint vielleicht oder anderen Spielereien. Da heißt es diplomatisch sein. Zudem sollte die Arbeit schnell, am besten schon vorgestern gemacht sein. Überstunden, Nacht- und Wochenendschichten? Kein Problem, meint der Kunde. Wozu gibt es denn Laptops, die man mit nach Hause nehmen kann? Schließlich möchte er ja groß rauskommen, und das schon morgen. Der Kunde hat natürlich auch das letzte Wort. Selbstredend. Doch denken darf man sich schon seinen Teil.

 
    »
iProdukt
    Kunde: »Wir hätten im Logo gerne ein ›i‹ vor dem Produktnamen.«
    Ich: »Entschuldigung, aber Ihr Produktname trägt doch gar kein ›i‹ davor.«
    Kunde: »Wir denken, das ist modern und bringt unser Produkt nach vorne. Bitte das ›i‹ einfügen.«

    »
Icontext
    Kunde: »Könnten wir unter das kleine Icon da noch eine kurze Erklärung schreiben?«
    Ich: »Natürlich, was möchten Sie denn dort stehen haben?«
    Kunde: »Entwicklung technischer Fabrikations- und Fertigstellungslösungen, basierend auf der Weiterentwicklung von kommerziell nutzbaren Brennstoffzellen für Industrie und Wirtschaft.«

    »
Animation
    Kunde: »Können Sie animierte GIFs?«
    Ich: »Natürlich, das ist kein Problem.«
    Kunde: »Gut, ich habe hier Bilder von unserem Laden, hat mein Schwiegersohn gemacht. Daraus soll bitte ein animierter Ladenrundgang gemacht werden, als animiertes GIF.«
    Kunde schickt ein JPG des Ladenlokals.
    Ich: »Aus einem Bild Ihres Ladenlokals kann ich leider keinen ganzen animierten Rundgang machen. Haben Sie vielleicht ein Video oder mehr Bilder Ihres Ladens?«
    Kunde: »Das ist das einzige Bild, was mir gefällt – Sie sagten doch, das sei kein Problem.«
    Ich: »...«

    »
Angebot und Nachfrage
    Kunde: »Wir brauchen mehr unterschiedliche Schriften im Flyer!«
    Ich: »Wie viele unterschiedliche Schrifttypen möchten Sie denn verwenden?«
    Kunde: »Wie viele haben Sie denn?«

    »
Proof
    Kunde: ». . . okay, schicken Sie mir bitte einen Farbproof an meine

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