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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Starblind lief der Schweiß die Schläfen hinab, als er von Schwartz das
Zeichen bekam. Er schaute kurz nach dem Läufer und ließ dann, Ring- und
Mittelfinger auf die Ballnähte gepresst, einen Fastball mit Vorwärtsdrall los,
der nach kurzer Flugzeit abrupt abfiel. Der Vorderfuß des Schlagmanns hob sich,
und Henry wusste bereits, wohin der Ball fliegen würde, bevor der Schlag auch
nur zur Hälfte ausgeführt war, ein flacher Aufsetzer drei Schritte links von
ihm, ideal, um gleich zwei Spieler rauszuwerfen. Als der Ball kam, wartete er
bereits auf ihn. Ajay sprintete hinüber, um die Second Base zu sichern. Henry
drehte sich noch in der Hocke und ließ den Arm quer vor seinem Körper
entlangschnellen, spürte aber im letzten Moment, dass der Wurf zu fest geriet,
als dass Ajay ihn würde fangen können, weshalb er ihn leicht abzuschwächen
versuchte, doch nein, auch das war nicht richtig, aber es war zu spät, der Ball
verließ seine Hand und schlitterte nach rechts, dem heranstürmenden Läufer
genau entgegen, und Ajay streckte sich mit jedem seiner 168 Zentimeter nach dem Ball, der aber von der Spitze seines Handschuhs abprallte
und ins kurze rechte Außenfeld sauste, während der mit hoher Geschwindigkeit
heranschlitternde Läufer Ajay in die Beine fuhr und ihn in hohem Bogen durch
die Luft fliegen ließ. Als Sooty Kim den Ball endlich unter Kontrolle brachte,
joggten die Läufer schon auf die Second und Third. Ajay lag flach auf dem
Rücken im Staub und stöhnte. Aus dem Coswhale-Unterstand rief eine Stimme:
»Vielen Dank, Henry!«
    Erneut streckte Gary den Kopf über Pellas Schulter. »Den zählen
wir mal nicht.«
    Ihr Vater war zu seinem Platz zwischen dem Blonden und dem
unerschütterlich ruhigen Latino zurückgekehrt. »Warum sollten wir auch?«, sagte
Pella wütend. »Er ist ja nicht in der Tribüne gelandet.«
    »Dafür ist noch genug
Zeit. Wir sind ja erst im dritten Inning.«
    Ajay sprang auf die Füße und gab dem Betreuer Entwarnung.
Schwartz erbat eine Auszeit und bummelte hinüber zum Schlaghügel; seine
gemächliche Gangart sollte eine Ruhe ausstrahlen, die sich auf die Umgebung
übertragen musste. Er bedeutete den Feldspielern dazuzukommen. »Also, alles auf
Anfang«, wies er sie an. »Haken wir den Durchgang einfach ab.«
    Starblind ließ einen knappen, ätzenden Gluckser hören und
durchbohrte Henry mit seinem Blick. »Wir können noch ganz andere Sachen
abhaken, wenn wir uns hier nicht langsam mal zusammenreißen.«
    »Wirf einfach so, wie
du immer wirfst«, sagte Schwartz milde. »Der Rest von uns holt dann schon die
Punkte.«
    Starblind spuckte
zwischen sie auf den Boden. »Aye, aye, Captain.«
    Der nächste Schlagmann
war nach drei Strikes draußen. Zwei Outs. Lasst uns bloß
dieses Inning überstehen, dachte Henry. Dann ab in
den Unterstand und neu formieren.
    Erster Wurf, ein
Fastball. Mit seinem üblichen Weitblick sah Henry, wohin der Ball fliegen
würde: genau auf ihn zu. Die einfachste Situation der Welt. Er lief los und
schnappte ihn sich auf Brusthöhe, genau an der Rasenkante des Innenfelds. Rick
streckte ihm die Arme entgegen, erbot seinen riesigen Handschuh als Ziel. Der
Schlagmann hatte kaum ein Drittel des
Laufwegs hinter sich gebracht. Jede Menge Zeit. Henry machte einen leicht
schleifenden Ausfallschritt und holte aus.
    Er holte noch einmal
aus, drehte den Ball in der Hand. Mittlerweile hatte er ein gutes Stück der
Rasenfläche überquert, war nicht mehr allzu weit vom Schlaghügel entfernt.
Ricks Handschuh schien zum Greifen nah. Noch war Zeit.
    Der Schlagmann
passierte die First Base. Der Läufer von der Third erreichte den sicheren Hafen
und bückte sich, um den fortgeworfenen Schläger aufzulesen. Der von der Second
Base kam auf die Third und stoppte dort. Henry drehte die Handfläche nach oben
und sah mit leerem Blick den Ball an, in seinen Gedanken war endlich Ruhe
eingekehrt.
    Er ging auf Starblind
zu, der vor dem Schlaghügel stand. Starblind brüllte etwas, sein Mund bewegte
sich, die weißen Zähne waren zu sehen, aber Henry hörte ihn nicht. Er gab ihm
den Ball. Den ganzen Weg zum Unterstand über blieb sein Blick hinauf ins Blau
des Himmels gerichtet.
    Noch niemals hatte Pella eine solche Stille von so vielen
Menschen ausgehen hören. Eine Träne rann ihr über die Wange, hinabgestoßen von
der dahinter und der dahinter und denen, die dahinter noch kommen mochten. Sie
wandte sich um und starrte Gary zornig an. »Du schuldest mir hundert Dollar«,
sagte

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