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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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auf der Spesenrechnung für Isabelle Schwarzenberger auftauchen.
    Ich trat durch die Glastür. Die Bar, heute Mittag noch halb leer, wies keinen freien Sitzplatz und nur noch eine begrenzte Zahl Stehplätze auf. Carlo und ein zweiter Barkeeper arbeiteten konzentriert, trotzdem sah Carlo mich sofort, als ich durch die Tür trat. Mit dem Kinn wies er auf das Ende des Tresens, wo Kommissar Pollack mit ziemlich verbiesterter Miene vor einem White Russian in der Big-Lebowski-Version saß.
    Ich zwängte mich neben ihn, was mir unwillige Blicke seiner Sitznachbarin einbrachte. An der Wand neben Pollack lehnte ein zusammengeklappter Rollstuhl. Ich konnte im Gedränge seine Beine nicht sehen, vermutete aber einen gewaltigen Gips.
    Pollack sah weiter geradeaus, als bemerke er mich nicht. Er war von massiger Statur, kräftig – nicht etwa fett wie Fahrenbach. Ich durfte einmal beobachten, wie er bei einer Festnahme einen nicht gerade mageren Burschen mit einer Hand am Gürtel angehoben hatte. Normalerweise war er von einer gewissen Freundlichkeit, aber sein Unfall schien mächtig an seiner guten Grille genagt zu haben. Er griff nach seinem Cocktail und sog kräftig am Strohhalm.
    »Na, Kant? Ich hab mich schon gefragt, wann Sie auftauchen«, sagte er, als das Glas wieder vor ihm auf der Bar stand.
    »Ich wollte mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen und gute Besserung wünschen«, sagte ich.
    Jetzt wandte er mir doch den Kopf zu. »Sie sind immer noch der dreisteste Lügner, den ich nicht eingelocht habe, Kant. Seiern Sie nicht so’n Zeug.« Er zog den Strohhalm aus dem Glas, führte es zum Mund und kippte den nicht unerheblichen Rest in sich hinein.
    »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«, fragte ich.
    »Klar. Neun Euro kostet so’n Humpen. Ich als unbestechlicher Beamter kann mir den Laden hier eigentlich gar nicht leisten. Und Sie müssten bei Ihren Tarifen zurzeit doch ein paar Tausender am Tag machen.« Er griente mich auf eine Art an, die mir zeigte, dass es nicht der erste White Russian des Abends gewesen war. Ich bestellte bei Carlo einen weiteren und einen Springbank für mich.
    »Mal ernsthaft, wie geht’s Ihrem Bein?«, fragte ich.
    »Ich bin froh, dass es noch dran ist. Und dann auch noch selber Schuld. Wenn mich einer angeschossen hätte, hätt ich ihn wenigstens drankriegen können. Oder in Notwehr umlegen. Aber nein. Eichne Bleedheid. Beim Holzhacken. Seit Jahren hab ich auf diesen verdammten Kamin gespart und jetzt das. Aber wissen Sie, was das Schlimmste ist, Kant? In drei Wochen fangen die Play-offs an und ich muss auf die Sitzplätze … Scheiß-Tribüne … Immer drüber aufgeregt. Jetzt sitz ich selbst da. Und wenn sie dann singen: ›Steht auf, wenn ihr zu uns gehört!‹, muss ich sitzen bleiben! Ich kann nicht mal richtig La Ola machen! … Ist aber sowieso alles nicht mehr wie früher. Schon der Name: Metrostars ! So’n Dreck.« Er begann leise zu singen: »Eis – hockey, Eis – hockey, Eis – hockey spielt nur die DEG … UND JETZT? MACHEN SIE MAL’N REIM AUF Metrostars . Geht nicht. Hoffentlich nennen sich die Haie auch bald um: in Toyota-Tümmler. Oder Ford-Fucker, noch besser. Aber die kriegen ja auch nichts mehr auf die Reihe.« Wieder begann er, vor sich hin zu singen: »Auf dem Mond, auf dem Mars, überall ein Kölner Aas …«
    »Immerhin können Sie jetzt zum Spiel, ohne dass das Handy geht und Sie zu irgendeiner Leiche müssen«, unterbrach ich ihn.
    »Stimmt«, sagte er und war sichtbar kein bisschen glücklich darüber. »Hä-ässliche Kölner überall …«, brachte er sein kleines Lied zu Ende.
    Carlo brachte die Drinks. Pollack stieß sein Glas an meines, das noch auf dem Tresen stand, und saugte wieder heftig an seinem Strohhalm.
    »Also, Kant. Was wollen Sie? Sie sind wegen der Schwarzenberger-Wolter-Sache hier. Stimmt’s oder hab ich Recht?«
    »Natürlich, Pollack.«
    »Und Carlo hat Ihnen gesteckt, dass ich hier bin, richtig?«
    »Ich gebe nie Kommentare über Informanten ab, Herr Inspektor.«
    »Na klar, Herr Detektiv.« Er ließ so etwas wie ein Lachen hören.
    »Glauben Sie auch, dass Wolter Schwarzenberger erschossen hat?«
    »Ach, wissen Sie, was ich glaube …« Er winkte ab.
    » Ich glaube, dass Fahrenbach sich immer noch mächtig für Ihre Meinung interessiert, Pollack. Schließlich denken Sie nicht mit dem Bein.«
    Er saugte an der Wodka-Kalua-Milch-Mischung. »Machen Sie nicht den Fehler und halten Sie Fahrenbach für blöd, Kant. Als Leitender muss man schon

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