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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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ich.
    »Sorry … Das war gerade mein Junkienachbar. Der klopft hier dauernd.«
    Friedels Wohnung bestand aus einer relativ großen Diele, die einen gewaltigen Wandschrank beherbergte, und einem einzigen Zimmer mit einer Pantryküche, einem Bett und einem Schreibtisch, darauf ein Mac mit allem, was dazugehört. Den Rest des Platzes teilten sich Ikea-Regale, vollgestopft mit Aktendeckeln, Ordnern und losen Blättern in Plastikhüllen. Ein Funkscanner, aus dem leise Polizeifunk krächzte, lag auf der Fensterbank.
    »Wie lange willst du eigentlich noch in diesem Loch bleiben?«, fragte ich.
    »Was Besseres kann ich mir nicht leisten. Und der Blick entschädigt für vieles.« Er zeigte aus dem Fenster, wo blaue und rote Lichter die Silhouette des Fernmeldeturms in den Nachthimmel zeichneten. »Vor allem bei Sonnenuntergang.«
    »Wer’s mag«, sagte ich. »Ich dachte, du bist gut im Geschäft?«
    »Nicht wirklich. Vor allem kosten mich meine Informanten ein Vermögen.«
    »Ich glaube, die Nachbarn wären nicht nach meinem Geschmack. Scheint ja ein illustres Völkchen zu sein.«
    »Säufer. Junkies. Bei der Griechin im ersten Stock wird jeden Abend gezockt. Außerdem jede Menge Afrikaner …«
    Ich grinste.
    »Du brauchst gar nicht das Gesicht zu verziehen. Ich habe mit denen genauso wenig zu tun wie du. Die meisten von ihnen kommen aus Ghana. Ich komme aus Oberbilk. Mein Alter war Zeichner bei Mannesmann. Ich bin Düsseldorfer!«
    »Jetzt reg dich ab«, sagte ich. »Ich bin nicht gekommen, um mich mit dir um Selbstverständlichkeiten zu streiten.«
    Er grummelte etwas Unverständliches, während er eine Flasche Fernet Branca aus dem Kühlschrank der winzigen Küchenzeile nahm. Dann begann er, zwei Schnapsgläser zu spülen.
    »Für mich keinen«, sagte ich.
    »Wart’s ab«, entgegnete er. Er ging mit Flasche und Gläsern zum Schreibtisch und ließ sich in einen vierfüßigen Bürostuhl fallen. Dann nahm er eine CD und schob sie ins Laufwerk des Mac. Eine Liste von acht oder neun JPG s erschien. Er klickte das erste an.
    »Viel Spaß«, sagte er und kippte den ersten Fernet.
    Das Bild, das sich aufbaute, war grob aufgelöst und schwarzweiß.
    Wolters Leiche lag auf einem dreckigen Boden, unwirklich im grellen Leuchten der Morgensonne. Er war nackt – und alles andere als vollständig. Man hatte den Toten geöffnet, mit einem professionell wirkenden »großen Schnitt«. Rund um den Körper lagen dunkle Haufen verschiedener Form und Größe.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Seine Organe. So ziemlich alle. Sei froh, dass es nur schwarzweiß ist.«
    Er schenkte sich einen zweiten Fernet ein. »Du willst wirklich keinen?«
    »Nein, danke.« Ich nahm die Maus und öffnete das nächste Foto. Es erweiterte die Totale. Um den Toten herum lag seine Kleidung – zerstückelt, aber planvoll drapiert, als wäre sie in alle Richtungen heruntergerissen worden. Die gesamte Fundstelle mochte fünf mal fünf Meter einnehmen, der Fotograf musste zum Rand der Baugrube geklettert sein, um das Ganze aufs Bild zu bekommen. Unten rechts war ein Schriftzug zu erkennen, das nächste Bild zeigte ihn groß. » ACE Q « stand da.
    »Sagt dir das was?«
    »Nein. Hört sich nach irgend’nem Rapper an.«
    Die restlichen Fotos zeigten die einzelnen Organe und diverse Details, die im Moment nicht weiterzuhelfen schienen.
    »Er hatte eine Kugel im Kopf. Wahrscheinlich war er also schon tot, bevor …« Er zuckte die Schultern.
    »Es sei ihm gegönnt«, sagte ich.
    »Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber …« Friedel hob sein Glas, »… Wolter war ein schon ein ziemliches Arschloch.«
    »Das bist du auch. Aber das da«, ich deutete auf den Monitor, »das würde dir trotzdem keiner antun. Keiner, den ich kenne, jedenfalls.«
    »Bist du sicher?« Er lachte und versenkte den Fernet. »Zwei Morde mit Signatur in zwei Tagen. Vielleicht ist es eine Botschaft. Von einer Organisation an die andere, zum Beispiel. Obwohl ich noch nie von einer Gruppe gehört habe, die ihre Opfer ausnimmt … also, wörtlich, meine ich jetzt.« Er verzog entschuldigend das Gesicht.
    »Ein Serienkiller«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Wer sagt, dass es beide Male der gleiche Täter war? Außer den Signaturen sehe ich keine Gemeinsamkeiten. Außerdem sind zwei keine Serie.«
    »Es ist sehr unwahrscheinlich, dass so etwas zweimal passiert«, sagte ich. »Passiert es aber trotzdem zweimal, so wird es auch ein drittes Mal passieren.«
    »Wo hast du das denn

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