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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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mal Kompromisse mit der öffentlichen Erwartung eingehen. Aber er hat noch nie den Falschen beim Staatsanwalt abgeliefert.«
    »Solange Sie dabei waren, nicht wahr, Pollack?«
    Er brummte etwas in sich hinein.
    »Wolter war’s nicht. Darauf setz ich meine Lizenz.«
    »Jaja. Das hat Fahrenbach mir schon erzählt.« Er wirkte plötzlich bekümmert, anders als zuvor über sein Bein; ernster.
    »Glauben Sie nicht, dass andere bessere Gründe hatten, Schwarzenberger umzulegen?«, fragte ich.
    »Natürlich. Jede Menge Leute kommen da in Frage. Kolumbianer, Albaner, Serben …«
    »Pollack, nehmen Sie mich nicht auf den Arm. Was ist mit den Japanern? Ich habe gehört, Schwarzenberger wollte in den Markt für Ostasiatika.«
    »Und deshalb wird man von Japanern umgebracht? Weil man Kunsthandel betreiben will? Das wäre mir neu.«
    Ich sah ihn an. »Sie wissen mehr, Pollack.«
    »Da sind wir schon zwei.« Er sog Alkohol aus dem Plastiktrinkhalm, dann sah er forschend zu unserer Nachbarin hinüber, die sich interessiert mit einem älteren Herrn mit einer seltsamen Kappe unterhielt, der wie Trini Trimpop aussah. Als er sicher war, dass sie nicht zuhörte, sprach er leise weiter.
    »Hören Sie, Kant … Ich weiß, Sie geben’s nicht an die Presse, und morgen ist es sowieso durchgesickert … Die Geschichte mit den Namen neben den Leichen …« Pollack flüsterte jetzt fast. »Für mich sieht das verdammt nach einem Irren aus. Es würde mich wundern, wenn es bei zwei Toten bliebe.«
    »Einem Irren? Aber die beiden Opfer standen in Verbindung. Da muss es einen logischen Zusammenhang geben.«
    »Reden Sie bitte leiser, Kant. Sie sollten wissen, dass Irre mitunter Freude an logischen Zusammenhängen haben. Wohl noch nie Mankell gelesen?«
    »Mankell?« Ich sah ihn entgeistert an.
    »War’n Scherz«, sagte er und sah auf die Uhr. »Meine Tochter kommt mich gleich abholen.« Er winkte Carlo zum Zahlen heran.
    »Darf ich das übernehmen?«, fragte ich.
    »Nein. Nur den einen. Aber Sie können mich zur Tür bringen.«
    Wir zahlten. Dann tranken wir synchron unsere Gläser aus. Es war mühsam, ihn in den Rollstuhl zu befördern. Sein verletztes Bein durfte nicht im Geringsten belastet werden. Vorsichtig rangierte ich den Stuhl durchs Gedränge zur Tür. Als wir endlich draußen waren, hielt gerade ein ziemlich alter Astra-Kombi vor der Tür. Eine junge Frau stieg aus und kam auf uns zu. Sie war hübsch, und sie hatte einen Kindersitz im Auto.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie freundlich und übernahm die Griffe des Stuhls.
    »Kann ich noch beim Einsteigen behilflich sein?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete Pollack scharf. Ich reichte ihm die Hand. Er hielt sie einen Moment fest.
    »Haben Sie Fotos von Wolters Leiche gesehen?«, fragte er.
    »Noch nicht.«
    »Besorgen Sie sich welche. Sie werden sich wundern.«
    Mit einem Lächeln verabschiedete seine Tochter sich und rollte ihn zum Wagen. Herrn Kims Taxi parkte gegenüber. Ich überquerte die Straße und stieg ein.
    * * *
    Friedel wohnte in einem großen, weiß gekachelten Mietshaus am Unterbilker Ende der Suitbertusstraße. Das Licht im Eingang funktionierte nicht, und der schwache gelbliche Schein der Gaslaternen ließ die Haustür völlig im Dunkeln. Ich holte meine kleine Maglite aus der Jackentasche. Der Alurahmen der Tür hing schief in den Angeln, das Sicherheitsglas war gesplittert. Ich betrat das Treppenhaus, wo ich endlich einen Lichtschalter und den Liftknopf fand. Als sich die Aufzugtür öffnete, schnupperte ich einmal, und beschloss, zu Fuß zu gehen.
    Als ich im dritten Stock ankam, stand ein blasser Mensch mit wirren Haaren vor Friedels Tür und klopfte heftig.
    »Friedel, bist du da? Ich bin’s, Mike«, rief die Gestalt. »Mach doch auf, Mann! … Ach Scheiße«, sagte der Mensch, als er keine Antwort bekam. Er ließ die Schultern sinken, dann fiel sein Blick auf mich. Seine glimmernden Augen fuhren an mir herauf und wieder hinab, und sein mutloser Ausdruck bekam etwas Hinterhältiges. »Was bist du denn für einer? Freier?«, fragte er.
    Ich sah ihm in die Augen, und er zuckte zusammen. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in der Nachbarwohnung.
    Ich klopfte.
    »Verdammt, ich habe keine Alufolie!«, brüllte Friedel durch die Tür.
    »Ich bin’s, Jo«, sagte ich.
    Es waren nicht weniger als drei Schlösser, die er aufschloss.
    »Seit unten die Tür kaputt ist, rennt hier Jan und Mann im Treppenhaus rum«, sagte er.
    »Alufolie?«, fragte

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