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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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sie auf den ersten Blick nicht richtig ernst nimmt. Im Film wird sie meist von muskelbepackten Schwachköpfen benutzt, die bald darauf gefahrlos von den guten Jungs mit Pumpguns umgeblasen werden. Schon der Name hat etwas Putziges, es ist der Kosename, den der Konstrukteur Uziel Gal von seiner Mutter erhalten hat. Sogar das Geräusch klingt nett: Prrrrt, prrrrt.
    Das Problem entsteht dadurch, dass das Ding bei jedem »r« ein Neun-Millimeter-Geschoss heraushaut, das absolut willens und in der Lage ist, dich umzubringen.
    Diese Erkenntnis begann sich schnell breit zu machen, als die Kugeln auf die Stahlplatte hagelten und Querschläger durch den Gang pfiffen. Ich erlebte die erste Panik meines Lebens – und ich bin nicht scharf auf eine zweite. Überall fielen und stürzten Menschen, rammten sich gegenseitig zu Boden und trampelten übereinander bei dem kopflosen Versuch zu flüchten, irgendwohin, nur weg von der Waffe. Kugeln durchschlugen Fenster, Splitter hagelten in den Raum, Putz regnete von der Decke. Neben mir ging ein kleiner Mann zu Boden. Er brüllte auf, als seine Handfläche von einem Stiletto durchbohrt wurde, dessen Besitzerin ich auf knappe achtzig Kilo schätzte.
    Die Menschenwelle schwappte an meiner Deckung vorbei, und immer noch feuerte Swann. Ich zog meine Kimber, blieb aber hinter meiner hölzernen Beschützerin hocken. Gegen Männer mit automatischen Waffen gibt es mehrere Taktiken: zum Beispiel die Rambo-Methode (auf ihn zurennen und sich nicht treffen lassen) oder die Terminator-Methode (langsam auf ihn zugehen und sich nichts draus machen, getroffen zu werden) – ich bevorzuge die Jo-Kant-Methode: in Deckung bleiben und warten, bis das gegnerische Magazin alle ist. Das der Uzi fasst normalerweise fünfundzwanzig Schuss. Als es eine längere Pause zwischen den Feuerstößen gab, warf ich einen Blick nach vorn: Swann hantierte ungeschickt mit der Waffe. Ich hob meine Pistole, aber als ich gerade seine Beine im Visier hatte, wurde ich von einem fliehenden fetten Mann zurückgerempelt, und das Schießen setzte wieder ein.
    Der Qualm des brennenden Filzes breitete sich aus. Das Geschrei um mich herum war unbeschreiblich. Ein paar Meter weiter sah ich Arnie Koppmann hinter einem Haufen Kunst aus Metallschrott in Deckung hocken. Er hielt einen mächtigen Revolver in der Hand und trug einen sehr entschlossenen Gesichtsausdruck.
    Lass es bleiben, Arnie, dachte ich noch, aber er versuchte die Terminator-Taktik.
    Sie gelang nur zum Teil. Der Schuss aus seiner Kanone zerriss mir fast das Trommelfell. Ich wagte einen Blick aus der Deckung und sah, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Swanns Gesicht war faktisch nicht mehr vorhanden. Allerdings gab er im Fallen noch einen letzten Feuerstoß ab, und Arnie wurde von mindestens einer Kugel erwischt. Im Gegensatz zu seinem großen Namensvetter schien ihm das allerdings einiges auszumachen: Er brüllte wie am Spieß, was aber im allgemeinen Getöse nicht weiter auffiel.
    Die Flammen aus dem Filzturm schlugen bis zur Decke. Ein tapferer Hausmeister kämpfte sich mit einem Löschschlauch den Weg frei. Ich suchte nach einem Feuerlöscher, konnte aber keinen entdecken. Der Rauch begann, mir den Atem zu nehmen. Alles rannte, rettete, flüchtete, nur ein im Schein der Flammen leuchtender Glatzkopf bewegte sich ruhig und zielsicher durch das Chaos in Richtung Treppe. Ich hielt mir das Taschentuch vors Gesicht und kämpfte mich weiter in den Raum hinein. Friedel war nirgendwo zu sehen. Ich erreichte Arnie. Er war ohnmächtig. Ich schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Als er nicht reagierte, verpasste ich ihm noch ein paar, so lange, bis er stöhnend zu sich kam. Mit großer Mühe gelang es mir, ihn aufzurichten und in Richtung Ausgang zu schieben. Ein paar Meter weiter stieß ich gegen Steen, der immer noch seine Videokamera vors Auge gepresst hielt.
    »Raus hier!«, brüllte ich ihn an.
    »Die Toten! Wo sind die Toten?«, schrie er und tastete sich in den Qualm vor. Ihn machen zu lassen schien das Einfachste.
    Ich tastete mich weiter und fand den verrenkt daliegenden Körper des Oberbürgermeisters. Ich drehte ihn auf den Rücken, mit größter Vorsicht, aber das wäre nicht nötig gewesen. Er schien nicht einmal die Zeit gefunden zu haben zu fliehen; ich zählte vier Einschüsse in der Brust. Noch jetzt fletschte er die Zähne. Ich ließ ihn liegen. Durch die zerstörten Scheiben neben mir sah ich unten auf der Straße Blaulichter zucken.
    Mühsam stolperte

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