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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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kann. Aber für was immer Sie mich halten – richtig ist: Wir stehen bei dieser Sache auf verschiedenen Seiten.«
    »Ich suche den Mörder von Schwarzenberger und Wolter. Wenn Sie dabei auf der anderen Seite stehen, haben wir tatsächlich ein professionelles Problem.«
    Erneut klopfte es, doch dieses Mal erschien keine Bedienung. Ein Japaner in einem blauen Boss-Schurwolle-Anzug und hellblauen Hemd betrat den Raum. Ich schätzte ihn auf etwa vierzig. Er verbeugte sich leicht vor mir, dann trat er neben Tokohiro und flüsterte etwas in sein Ohr. Tokohiros Miene blieb völlig bewegungslos. Er entließ den Mann mit einem Nicken und blickte starr in seine Suppenschüssel.
    »Noch mehr professionelle Probleme?«, fragte ich.
    Der Satz schien ihn nicht zu erreichen. Endlich sah er wieder auf.
    »Sie wissen, dass Frau Wolter verschwunden ist«, stellte er fest. »Wir vermuten, dass sie im Besitz des Codes ist. Stimmt das?«
    »Darauf werde ich Ihnen nicht antworten.«
    »Das dachte ich mir. Aber es spielt keine Rolle. Diejenigen, die sie haben, werden es herausfinden.«
    »Wer ist das?«
    »Gangster, fürchte ich. Wir hatten gehofft, Frau Wolter zu finden, aber wie mir mein Mitarbeiter gerade mitteilte, war sie nicht an dem Ort, wo wir sie vermuteten. Wir müssen von vorn anfangen.« Er erhob sich. »Ich bin untröstlich, Kant San, aber es ist mir nicht möglich, unser Beisammensein fortzusetzen. Die Pflicht ruft, wie man auf Deutsch sagt. Ich möchte Sie bitten, Ihr Mahl in aller Ruhe zu beenden. Die Rechnung werde selbstverständlich ich übernehmen. Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Ihre Festplatte wird man Ihnen beim Verlassen des Restaurants aushändigen. Wenn Sie möchten, werden meine Mitarbeiter sie wieder installieren.«
    »Nein, vielen Dank«, sagte ich.
    »Wie Sie wünschen, Kant San.« Er verließ rückwärts den Raum und verbeugte sich dabei mehrmals.
    Nicht schlecht für einen Barbaren, dachte ich. Er hatte mir eine Menge zu denken gegeben. Und eine Menge zu denken hatte ich schon, bevor ich hierher kam. Cornelias kleiner Auftrag begann, sich zu einem undurchdringlichen Gestrüpp auszuwachsen; ihre Besorgnis um Tokohiro und seine düstere Stimmung hatte mich mitten in einen zweifachen Mordfall geworfen.
    Ich beschloss, auf den gegrillten Aal zu verzichten. Ohnehin war mir eher nach einem Scotch.
    * * *
    Der Verkehr war so dicht, dass ich fast eine Dreiviertelstunde bis Meerbusch brauchte. Ich hielt vor Schwarzenbergers Villa. Sie lag, gemeinsam mit einem halben Dutzend ähnlich großer Häuser, in einer schmalen, von kleinen Linden gesäumten Allee. Die Straße war ruhig, in den noch kahlen Ästen der Bäume zwitscherte eine Amsel. Ich parkte vorschriftsgemäß halb auf dem Bürgersteig. Ein startendes Düsenflugzeug dröhnte über mich hinweg, als ich ausstieg.
    Gemauerte Säulen trugen die Eingangstür und die Torflügel der Einfahrt. Neben der Tür hing eine Sprechanlage mit Videokamera und der Sticker einer Securityfirma. Ich klingelte zweimal, aber niemand antwortete. Ich schlenderte zur Einfahrt. Hinter dem Gittertor zog sich ein weißer Kiesweg zu einer beachtlichen Doppelgarage. Ihre Tore standen offen, sie war leer.
    Ich sah mich um. Das Grundstück war umgeben von einem fast zwei Meter hohen Zaun, schmiedeeisern, mit vergoldeten, blattförmigen Spitzen. Auf der Straße war kein Mensch zu sehen, hinter den Fenstern des Hauses gegenüber konnte ich ebenfalls keine Spuren von Leben entdecken. Die Mauersäulen waren genauso hoch wie der Zaun. Ich zog meine Handschuhe straff, nahm drei Schritte Anlauf und stemmte mich rauf. Noch einmal sah ich die Straße entlang, immer noch war ich allein. Ich sprang hinunter auf den Rasen und schaffte es, mir nicht den Fuß zu verstauchen.
    Das Haus war groß, ich schätzte es auf vierhundert Quadratmeter Grundfläche. Die Architektur stammte aus den Sechzigern, das Dach war asymmetrisch gestaltet, und die Gauben schwangen sich in eleganten Bögen über die Fenster des Dachgeschosses. Die weißen Mauern wurden zum großen Teil von Rhododendren und Robiniensträuchern verdeckt, denen ein Schnitt gut getan hätte. Der Fußweg war von einer niedrigen Buchsbaumhecke eingefasst. Weiter hinten im Garten begannen sich die ersten Weidenkätzchen zu öffnen.
    Die Eingangstür aus hellem Holz war oben rund, daneben befand sich ein kreisförmiges bleiverglastes Fenster, wie die meisten anderen mit einem schmiedeeisernen Gitter versehen. Neben der Tür hing der

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